19,58 km – 04:38 h

Obwohl ich das Zimmer in Ritsem für mich alleine habe, konnte ich nur sehr schlecht schlafen. Und dabei muss ich ja heute warten bis um 08:30 der Laden aufmacht, damit ich meinen Proviant ergänzen kann. Ich habe schon eine genaue Liste geschrieben, damit ich nicht wieder in einen Kaufrausch verfalle. Ich mache mir in der Gemeinschaftsküche mein Frühstück und meinen Kaffee und treffe dort auf Berit, der es auch nicht besser geht. Wir unterhalten uns und versuchen die Zeit bis zur Ladenöffnung irgendwie totzuschlagen. Diese verlorenen Stunden würden mich echt ärgern, aber so habe ich ja nette Unterhaltung.

Sobald der Kiosk offen ist suche ich mir meine Sachen zusammen. Zurückgestellt wurde ja trotz Zusage nicht, was mir aber jetzt ganz recht ist, weil ich eh nicht alles benötige. Haferflocken und Zucker braucht Berit auch, so können wir uns die recht großen Packungen zu zweit teilen. Vorgestern habe ich geschrieben, dass ich über die Preise im Parfas-Kiosk in Staloluokta lieber nicht spreche – jetzt müssen wir aber reden! Wenn Lebensmittel mit hohem logistischen Aufwand (teilweise mit Helikoptern) zu Hütten gebracht werden müssen die nicht an das Straßennetz angeschlossen sind, habe ich vollstes Verständnis für die hohen Preise. Die Herberge in Ritsem ist aber sehr wohl gut zu erreichen, direkt vor der Haustür hält sogar der Bus!! Wer bitte erklärt mir dann, warum ich umgerechnet 38,95 EUR für 3 kleine Tafeln Schokolade, 6 Snickers, 500g Brot, eine Packung Würfelzucker, eine Packung Trinkschokolade und 750g Haferflocken bezahlen muss!! Bei und kostet eine Packung Haferflocken weniger als ein Euro, in Ritsem habe ich 4,20 EUR bezahlt. Das finde ich schon ein wenig frech. Wer hier nachkaufen muss, der braucht die Lebensmittel auch. Hier wird einfach ausgenutzt, dass es keine Alternative gibt.

Nach dem Shopping-Event muss ich wieder fast eine Stunde warten, weil das neue Kassensystem erst konfiguriert werden muss. Erst danach kann ich dann mein Müsli portionieren und die Einkäufe verpacken.

Dann verabschiede ich mich von Berit. Leider habe ich vergessen sie nach Kontaktdaten zu fragen. Berlin ist ja eine Stadt in die man schon mal ab und zu kommt. Ein ortskundiger Kontakt kann da nicht schaden. Also Berit, wenn du diesen Blog liest würde ich mich über eine Mailadresse oder Telefonnummer freuen. Wenn du die Daten aufgrund deiner beruflichen Karriere nicht weitergeben möchtest ist das aber auch völlig in Ordnung.

Ein gemeinsames Foto hat Berit nämlich auch verweigert. Wenn sie später einen Mafiaboss heiratet und als Patin die Geschicke der Organisation lenkt wäre es ein großer Fehler, wenn Fotos von ihrem Gesicht im Internet kursieren – so jedenfalls die Begründung, die, wie ich finde, durchaus nachvollziehbar ist. Da ich aber ihr Gesicht kenne denke ich jetzt natürlich darüber nach, ob ich mir Sorgen machen muss…?

Die Straße gehört zum Vattenfall Gelände, ist für Fussgänger aber offen

Als ich endlich mit meinem Rucksack auf der Straße stehe ist es 10:15 Uhr. So spät bin ich noch nie los gelaufen. Mein Ziel ist heute die schwedische Sitasjaure Fjällstuga. Das bedeutet knapp 20 km Schotterstrasse und da es heute, wie vorhergesagt, bewölkt ist und nach Regen aussieht habe ich ein Auge auf die Regenwolken und mit dem anderen bin ich immer auf der Suche nach einem Zeltspot auf den ich spontan ausweichen kann, wenn es tatsächlich anfängt zu regnen. Gut 1,5 Kilometer vor der Sitasjaure schlage ich mein Lager dann auf einem Bergplateau auf, weil ich erstens keine schwedischen Kronen habe und man dort nicht mit Karte bezahlen kann und zweitens möchte ich in meinem gemütlichen Unterschlupf gerne für mich alleine seine. Irgendwie genieße ich grade die Abende im Zelt sehr. Und genau in dem Moment, als ich das Aussenzelt abspanne fängt es auch tatsächlich an zu regnen. Perfektes Timing. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, welcher der unglaublich leckeren Instantgerichte ich heute essen will…

schwedischer Schotter läuft sich auch nicht besser als norwegischer!

Fazit: Nach der langen Strecke gestern bin ich mit knappen 20 km heute sehr zufrieden. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich grade sehr gut vorwärts komme und freue mich auf den nächsten Wandertag, auch wenn das Wetter wieder schlechter werden soll.