Tag 139
Um 3:30 Uhr bin ich hellwach und, ich gebe es zu, auch ein wenig aufgeregt. Ich bin sehr gespannt, was die nächsten Tage auf dem Schiff der Hurtigrouten so bringen. Ich packe die wenigen restlichen Sachen in den Rucksack, ziehe die Betten ab, hole mir aus dem Frühstücksraum noch drei Scheiben Knäckebrot mit Honig und einen Kaffee und um 5:00 Uhr laufe ich langsam los in Richtung Hafen. Zusammen mit mir warten noch drei „Zusteiger“ und als die Kong Harald auf die Minute genau einläuft ist der Check-In schnell erledigt.
Die Innenkabine ist genau wie ich sie erwartet habe und ich bereite mich dort so gut es geht aus, dann mache ich mir einen Kaffee und esse Müsli. Gebucht habe ich nur das Abendessen, für das Frühstück war ich zu geizig.
Das Schiff ist schnell erkundet, so groß ist die Kong Harald ja nicht.
Dass diese Reise teuer ist, weiß ich, aber die Höhe der Preise an Bord schockiert mich nun doch. Ein Bier ab 14 €, Ausflüge und Exkursionen nicht unter 100 €, selbst ein Handtuch für die Sauna muss ich für sieben Euro leihen.
Ich hole zwischendurch in der Kabine etwas Schlaf nach, ansonsten vergeht der Tag mit Lesen, den Blog korrigieren und Kaffee trinken. Gespannt bin ich auf das Dreigängemenü am Abend.
Zu Recht, wie sich später zeigt. Es gibt Rentier-Carpaccio, Risotto mit Garnelen und zum Abschluss Cheesecake. Die Qualität ist herausragend, die Portionsgrössen sind angepasst an Passagiere, die mit Vollpension gebucht haben und es gewohnt sind den Großteil des Tages sitzend in der Explorer Lounge zu verbringen.
Genau da liegt mein Problem. Den Tag verbringe ich zwar auch sitzend in der Explorer Lounge, mein Körper ist aber noch der Meinung, morgen wieder 27 km mit dem Rucksack laufen zu müssen. Soll heißen, nach dem Dinner habe ich erst recht Hunger. Aber vielleicht ist es ja gut, dass ich mich auf diese Weise wieder an normale Portionsgrößen gewöhnen kann.
Den Abend beende ich mit einem Gintonic an der Schiffsbar.
Tag 140
Trotz der lauten Klimaanlage kann ich relativ gut schlafen. Früh am Morgen sitze ich mit meinem Kaffee auf dem Aussendeck, beobachte, ob die Sonne gegen den Nebel und den Regen ankommt und hänge meinen Gedanken nach. Tatsächlich bin ich ein wenig überfordert von so vielen Menschen auf engem Raum. Trotz der Tage in Honningsvåg fühlt es sich an, als wäre mein Kopf noch immer im weiten Fjell.
Um meinen Bewegungsdrang zu befriedigen, verbringe ich 1 Stunde auf dem Crosstrainer im Fitnessraum und genau wie in den vergangenen Monaten wasche ich mein Shirt und meine Unterwäsche anschließend unter der Dusche aus und hoffe, dass es bis zum Abendessen wieder trocken ist.
Als Long Distance Hiker ist man bei diesen gesellschaftlichen Anlässen hoffnungslos underdressed.
Am frühen Nachmittag probiere ich auch die kleine Sauna aus und werde grade rechtzeitig zur Einfahrt in den Trollfjord fertig. Die Landschaften hier am Beginn der Lofoten sind unglaublich schön und auf jeden Fall müssen wir noch einmal gemeinsam zu zweit hierher. Die Einfahrt in den engen Fjord ist schon spektakulär. Nur knapp 15 Meter liegen zwischen den steil aufregenden Felswänden und dem Schiffsrumpf. Diesen Abstecher kann man nur bei passender Witterung machen. Schön, dass nun auch gerade die Sonne ein wenig herauskommt.
Auf heute Abend freue ich mich, es wurde tatsächlich ein Buffet angekündigt. D.h. heute bestimme ich die Portionsgrößen selber!
Tag 141
Eine Trainingseinheit auf dem Crosstrainer sorgt für ein gutes Gewissen und das Gefühl den Bewegungsdrang unter Kontrolle zu haben. Kaffee in der Observation-Lounge, und ein kurzer Spaziergang als wir im Hafen von Svolvær anlegen. Um halb sechs gibt einen Sekt und etwas Livemusik zum 130. Geburtstag der Hurtigruten, danach ein 5-Gänge-Geburtstags-Menü mit homöopathischen Portionen. Ich komme mir immer noch völlig fehl am Platz vor, genieße aber mittlerweile die Ruhe, lasse die Küstenlandschaft an mir vorbei und den Seewind durch meine Haare und meinen Bart ziehen…
Immer mehr freue ich mich auf zu Hause.
Tag 142
Frühes Erwachen und um 07:30 Uhr gehe ich in Trondheim an Land. Die Kong Harald hat hier drei Stunden Aufenthalt und ich habe beschlossen zu Fuß zum Bahnhof zu laufen, um mich um die Fahrkarte von Bergen nach Oso zu kümmern.
Weder online noch über die norwegische Bahn-App kann ich ein Ticket kaufen, weil die notwendigen Zugangsdaten per Mail nicht bei mir ankommen. Am Schalter in der Trondheim Stasjon hilft mir aber eine freundliche Dame weiter und ich halte kurz darauf meine Fahrkarte in den Händen. So spare ich mir die Lauferei in Bergen. Da ich noch ausreichend Zeit habe gehe ich weiter zum Nidarosdomen – so habe ich auch den kulturellen Teil erledigt. Die Kathedrale ist wirklich beeindruckend, ein paar Infos aus Wikipedia füge ich hier mal ein, nach Details kann dann, wie immer, jeder selber googeln:
Der Nidarosdom in Trondheim (alter Name der Stadt: Nidaros) gehört zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen, er gilt als Nationalheiligtum. Er war seit 1152 die Kathedrale der norwegischen Metropoliten. Weil hier der Schrein von Olaf dem Heiligen hinter dem Hochaltar stand, trug der Dom auch den Beinamen „Herz Norwegens“. Nach der Reformation wurde er zur Kathedrale der evangelisch-lutherischen Bischöfe des Bistums Nidaros. Seit 2011 ist er außerdem Sitz des neugeschaffenen Amtes der Vorsitzenden der norwegischen Bischofskonferenz. Im Mittelalter und von 1818 bis 1906 war der Nidarosdom die Krönungsstätte der norwegischen Könige. Hier wurden sieben Könige gekrönt und zehn begraben.
Hinein komme ich zu dieser frühen Uhrzeit leider nicht, also laufe ich zum Schiff zurück.
Hier muss ich mich erst einmal etwas ausruhen. Schon beim Loslaufen habe ich mich unwohl gefühlt und mittlerweile fühlt es sich an wie Kopf- und Gliederschmerzen. Entweder habe ich mir hier eine Erkältung eingefangen oder mein Körper meint er kann sich jetzt „gehen lassen“ und fährt komplett runter. Auch ein Saunagang hilft nicht wirklich und so verschwinde ich sofort nach dem Essen in meiner Kabine. Schlaf hilft ja bekanntlich am besten und es wäre schade, wenn ich die restlichen Tage nur mit Ibuprofen „überlebe“. Auf die anstehende Bahnfahrt freue ich mich schon sehr – soll eine der schönsten Bahnstrecken sein und führt mich noch einmal zum Abschied in das Fjell der Hardangervidda.
Tag 143
Der letzte Tag an Bord. Die Ankunft in Bergen ist um 14:45 Uhr, aber die Kabine muss bis 10:00 Uhr geräumt werden. Ich packe also meinen Rucksack wieder einmal und stelle ihn in einem Gepäckraum ab. Dann verbringe ich den ganzen Vormittag mit Kaffee in der Lounge, lese und schreibe ein wenig. Immer wieder fallen mir die Augen zu und ich merke, dass ich nicht wirklich fit bin. Hinzukommt, dass wir ganz ordentlichen Seegang haben. Das Schiff hebt und senkt sich und viele der Passagiere bekommen Probleme mit der Seekrankheit. Bisher war ich selber immer seefest, aber heute wird auch mir etwas flau im Magen. Möglicherweise liegt das aber vielleicht auch an dem vielen Kaffee und dem fehlenden Frühstück. Das Ausschiffen ist gut organisiert und zügig erledigt.
Vom Hafen bis zu meiner Unterkunft laufe ich circa 20 Minuten. ich habe ein Zimmer im City Hostel in Bergen gebucht und bin positiv überrascht, als ich das kleine Mini Apartment betrete. Das Hostel liegt super zentral in der Innenstadt Bergens. Zum Bahnhof brauche ich zu Fuß, 5 Minuten und auch Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise der Hafen sind in wenigen Minuten erreichbar.
Ich stelle schnell mein Gepäck ab und suche mir als erstes ein kleines Falaffel Restaurant, um endlich etwas zu essen. Danach laufe ich Richtung Hafen, merke aber, dass ich mich besser wieder hinlegen sollte. Also mache ich kehrt und auf dem Rückweg kaufe ich noch ein paar Kleinigkeiten und Getränke für die morgige Bahnfahrt. Den Rest des Tages verbringe ich tatsächlich im Bett.
Oje, nach 5 Monaten ohne Kontakt zu Viren von so vielen anderen Menschen, muss dein Immunsystem jetzt wohl erstmal einiges tun. Ich drücke fest die Daumen, dass der Schlaf hilft und du gesund und munter zuhause ankommst. Pe sollte schon mal einen Crosstrainer bereit stellen 😅👍. Bis ganz bald!
Heihei Daniel!
Zuerst einmal gute Besserung, sollte es denn effektiv notwendig sein.
Die Bahnfahrt ist wirklich schön, so lange sich das Sichtfeld nicht auf eine Tunnelinnenseite oder eine verkleidete Galerie beschränkt… ;-). Habe die Fahrt trotz alle auch genossen.
Beste Grüsse und gutes Ankommen in Oslo!!!
Philipp – bereits wieder zuhause