24,57 km – 09:09 h

Nach einer unruhigen Nacht in unserem fast vollbesetzten 14-Bett-Zimmer (geschnarcht hat niemand, aber es war viel zu warm und stickig) üben wir heute das Spätaufstehen, weil es erst um 08:00 Uhr Frühstück gibt. Immerhin stehen bis dahin beide Rucksäcke fertig gepackt und abmarschbereit neben den Betten. Und das Schönste: alle Klamotten, Socken, Jacken, sogar die Schuhe sind richtig trocken geworden. In dem Trockenraum wurde über Nacht ordentlich eingeheizt. Das Frühstücksbüffet ist super und muss sich vor einem Drei-Sterne-Hotel nicht verstecken: Eier, Brot, Aufschnitt, Lachs, verschiedene Salate, Porridge mit Zucker und Zimt, Müsli in allen Varianten, Säfte, Tee ,Kaffee… und keiner der Gäste geniert sich das dritte oder vierte Mal ans Buffet zu gehen – wir am allerwenigsten. Stutzig werde ich, als unsere Tischnachbarn einen ganzen Teller Aufschnitt holen und mindestens acht Scheiben Brot belegen. Es ist völlig in Ordnung sich für unterwegs Brote zu machen – sehr sympathisch! Und gleich schlagen wir wieder zu. Das Frühstück hat die hohen Erwartungen durch das Abendessen voll und ganz erfüllt.

Wir starten dann bei bewölktem Himmel und natürlich geht es wieder bergauf, dabei kann man Sonne auch nicht wirklich gebrauchen. Aber es lichtet sich nach und nach und bald wandern wir unter blauem Himmel, auf hervorragend markierten Wegen und über jeder sumpfigen Stelle liegen Planken, manchmal kilometerlang.

bin ich wirklich noch in Norwegen?

Die Nedalshytta ist Ausgangspunkt für viele Tages- und Mehrtageswanderungen. Sehr populär ist ein 5-Tage-Rundwanderweg von Hütte zu Hütte, dementsprechend sind die Strecken gut präpariert.

Mittagspause…
… mit Gästen
zwischendurch ein kurzer Hänger…
… dann läuft es wie auf Schienen

Unter solch guten Bedingungen fliegen die Kilometer dahin und trotz ausgedehnter Mittags- und Kaffeepause sind wir um 16:00 Uhr an der Storerikvollen, ein alter Fjellbauernhof, der heute zu einer bewirtschafteten Unterkunft für Wanderer umfunktioniert wurde. Das Flair dieser alten Gebäude ist wunderschön und man glaubt sich in der Zeit zurückversetzt…

Es würde sich bestimmt lohnen hier auch über Nacht zu bleiben, aber wir sind uns einig, dass es weiter geht. Also legen wir nur eine kurze Rast ein und gönnen uns eine Cola und ein Bier (sollte eigentlich für den. Abend sein, wurde aber geöffnet rausgegeben…) Hier treffen wir auch Joakim wieder und fachsimpeln kurz über die beste Strecke zur Teveltunet, dabei stellt sich raus, dass wir die gleiche Strecke laufen – allerdings ist Joakim wesentlich schneller und wir wollen nur so lange weiter, bis wir einen schönen Campspot finden – und das dauert nicht lange. Wir besteigen off-road den Blåkkåkleppen und bauen unsere Zelte auf der windabgewandten Seite kurz unterhalb des Gipfels auf.

die Gipfelpyramiden
mein Zeltausblick

Das war mal ein wunderschöner Wandertag und ich freue mich, das ich Berndt während der sechs Tage wirklich alles bieten kann: Regen und Sturm, Flieckenplagen, wilde Zeltspots, sumpfige Wiesen und felsige Fjells aber auch Fjellhütten mit Vollpension und herrliche Panoramen bei bestem Sonnenwetter.

Apropos Fliecken… wir haben heute neue Mitglieder der Familie Quälgeist kennengelernt:

darf ich vorstellen: Onkel hestebrems

Die Rinder- oder Pferdebremse. Ein ungehobeltes, lautes und aggressives Familienmitglied. Gegen Abend haben sich die Biester zum Glück aber verzogen.

Fazit: Genusswandern, ein anderes Wort fällt mir zum heutigen Tag nicht ein. Hoffentlich ist das nicht die Ruhe vor dem Sturm oder das Auge des Orkans.