17,29 km – 05:34 h – 264 Höhenmeter

Nach einer sehr gemütlichen Nacht im Van bin ich gut erholt aufgewacht. Vorsichtig bewege ich Arme, Schultern und Beine – scheint alles zu funktionieren. Das Wetter ist auch weiterhin trocken, also werde ich keinen Pausentag einlegen sondern langsam und gemütlich weiter marschieren. Offensichtlich ist ja auch die Mehrheit auf Instagram der Meinung, dass ich weiter laufen soll.

Wobei ich ja ein bisschen vermute, dass Pe mehrmals für‘s Mitfahren gestimmt hat…? Ich packe also meinen Rucksack ordentlich und Pe deckt den Frühstückstisch. Ist ein wenig wie ein Déjà-vu. Auch das Gefühl ist das Gleiche: Wieder ein Abschied für fünf Monate. So gesehen war es keine gute Idee uns nochmal zu treffen. Aber gut, Tränen verkneifen und los geht es. Die ersten zehn Kilometer heißt es wieder Straße laufen, dann biege ich auf Nebenstrecken, spricht Schotterwege, ab. Die netten Autofahrer gehen vom Gas, und fahren in Schritttempo an mir vorbei und grüßen oder lächeln freundlich. Die nicht so netten rauschen in unvermindertem Tempo an mir vorbei und machen einen Bogen auf die Gegenfahrbahn. Bei den vielen Kurven hier nicht ganz ungefährlich. Ich wechsle ständig von einer Seite auf die andere, damit man mich möglichst früh sieht und bin heilfroh, als ich auf die Nebenwege abbiegen kann. Das Laufen fühlt sich gut an und ich komme in gemächlichem Tempo gut voran.

Es ist recht einsam hier und nur selten kommen noch Autos an mir vorbei. Ganz vereinzelt tauchen Häuser auf, meistens kleine Höfe mit Schaf- oder Rinderherden. Warum aber immer wieder auch Hütten und Ferienhäuser hier stehen ist mir ein Rätsel. Allein der Erschließungsaufwand mit Elektrizität muss unglaublich hoch sein.

Diszipliniert achte ich heute darauf mein Pausen zu machen um Nacken und Schulter zu locker. In einer dieser Pausen werde ich durch die sozialen Medien daran erinnert, dass ja heute eigentlich Vater-/Herrentag ist. Auf meine Anmerkung, dass ich nichtmal eine Dose Bier dabei habe, antworten auch prompt 13 Freunde mit Bier-Pics aus allen Blickwinkeln… Ein schöner Trost 😂

Das gehört leider nicht mir… aber trotzdem liebe Grüße an Tobi

Ich habe meine Route heute so gelegt, dass ich ca. 15 km zwischen zwei größeren Seen nach einem Lagerplatz für die Nacht suchen kann. Eine kleine Landzunge mit Blick auf den Sonnenuntergang wäre schön, leider werden aber die Uferbereiche von Kühen beweidet und sind unglaublich nass und matschig. Also suche ich weiter, bis ich hinter einer Böschung einen ebenen Platz zwischen Birkenschösslingen finde. Zwar fast direkt am Weg aber nicht einsehbar. Und Mücken gibt es hier auch fast nicht.

Auf der anderen Seite ist gleich der See, aus dem ich mir Wasser zum kochen hole. Wasser war überhaupt ein Thema heute. Ich laufe immer mit zwei Litern Wasser los, das ist auch ausreichend, wenn ich abends an einem Campingplatz ankomme. Wenn ich wild stehe brauche ich unbedingt 1,5 Liter mehr und muss unterwegs auffüllen. In der Regel haben die größeren Gewässer in Norwegen alle Trinkwasserqualität. Hier wird aber viel Viehwirtschaft betrieben, daher ist mir nicht ganz wohl dabei. Also wird das Wasser heute abgekocht. Vorgestern konnte ich meine Flaschen an einen kleinen eiskalten Bergbach füllen. Damit habe ich auch überhaupt kein Problem, später im Norden stellt sich die Frage dann nicht mehr.

Fazit: Nichts geht über kaltes, sauberes Wasser… abgesehen von einer Büchse Vatertagsbier nach einer fünfstündigen Wanderung!