12,47 km – 03:30 h
Gestern hat es noch eine Info von Jens Müller (einer der noch „unbekannten“ NPL-Kollegen) gegeben, dass es von heute bis morgen zu heftigen Regenfällen kommen soll. Stefan konnte dazu noch Meldungen im Netz finden, nach denen es heute zu den schlimmsten Regenfällen der letzten 25 Jahre kommen soll. Es wird vor Erdrutschen gewarnt und die Bevölkerung wird angewiesen möglichst das Haus nicht zu verlassen. Selten habe ich eine so dramatische Gefahrenmeldung gesehen.
Allerdings konzentriert sich das Unwetter auf das Gebiet zwischen Oslo und Trondheim in Südnorwegen. Ich bin aber ja schon viel weiter nördlich, so dass ich es hoffentlich nur mit den letzten Ausläufern zu tun bekomme.
Ich habe also vor um 05:30 los zu laufen um möglichst an der Sauvasshytta zu sein, bevor es richtig ungemütlich wird – und genau so passiert es auch. Ich habe zwar ein wenig Mühe aus dem Bett zu kommen, aber der Gedanke an drei Stunden laufen durch Regen kann durchaus motivierend wirken. Die Nordlandruta führt mich anfangs steil hinauf in das Saufjellet und ich umrunde den Sauaksla, einen felsigen Berg. Als ich den Aufstieg durch nasses Unterholz und Birken hinter mir habe, bin ich schon wieder klitschnass. Oben im Fjell ist es dann sehr rauh und ursprünglich.
Mein Plan geht genau auf und es fängt grade an zu regnen, als die Sauvasshytta zwischen den Felsen in Sicht kommt. Es geht noch steil den Hang hinauf, dann bin ich sicher angekommen. Die Hütte ist leer und ich bin überrascht wie schön es hier ist.
Wasser holen, Ofen anfeuern, Klamotten und Schuhe zum trocknen aufhängen. Danach setze ich mich gemütlich mit einem Tee zum zweiten Frühstück hin. Gegen 10:00 Uhr erreichen auch Simone und Stefan die „Zuflucht“, sind allerdings auf den letzten Kilometern ordentlich nass geworden.
Jetzt gibt es heute also einen Pausentag nach dem Pausentag… gefällt mir nicht, aber lässt sich auch nicht ändern. Es regnet immer mal wieder, viel schlimmer ist aber der kräftige und böige Wind. Mit einem schweren Rucksack auf dieser Höhe möchte ich jetzt wirklich nicht im offenen Fjell unterwegs sein – und mal schon gar nicht im Zelt!
In der Mittagszeit gibt es einen kurzen Besuch von einem norwegischen Paar, die beiden machen einen Tagesausflug… und sind nach einer kurzen Pause auch schon wieder verschwunden.
Ich verbringe den Tag mit lesen und essen, ein paar Kniffel-Runden mit Simone und Stefan… Der Wind wird gegen Abend stärker, auch regnet es jetzt ganz ordentlich. Gegen 22:00 Uhr sind Gewitter angesagt, ich bin gespannt, ob die Front hier über die Hütte zieht.
Datenempfang und Netzandeckung gibt es übrigens nur im Windschatten des Utedo! Man muss aber nicht draußen stehen oder auf dem Plumpsklo sitzen, im Vorraum stehen die Holzsäcke, dort kann man relativ bequem sitzen! Mit etwas Glück funktioniert es auch in Raum 3 gleich links vom Eingang.
Fazit: wenn ich darüber nachdenke, dass ich „nur“ noch gut sieben Wochen Zeit habe das Nordkap zu erreichen werde ich schon ein wenig nervös. Langsam merkt man, dass die Sommersaison ihrem Ende zugeht und dabei liegen noch so viele Kilometer vor mir. Ich liege immer noch 10 Tage vor meinem Zeitplan, also habe ich keinen Grund nervös zu werden, aber das Thema „Winter“ rückt ganz langsam wieder ins Bewusstsein.