11,80 km – 03:54 h

Wieder hat sich heute Nacht meine Isomatte ein Stück verabschiedet. Langsam wird es schwierig eine Position auf der Matte zu finden, in der ich auch schlafen kann. Hoffentlich hält sie die nächsten 10 Tage noch durch! Zum Glück gibt es bald wieder häufiger die Hütten des DNT, wenn ich keine andere Wahl habe muss ich halt notfalls dort übernachten…

Ich lasse mir heute richtig viel Zeit. Mein Ziel ist die Umbukta Fjellstue, ähnlich wie in Vauldalen eine bewirtschaftete Unterkunft. Bis dorthin sind es nur noch knapp 12 Kilometer und zu früh will ich dort nicht aufschlagen, wahrscheinlich kann ich dann sowieso noch kein Zimmer beziehen. Also gibt es ein Restefrühstück aus Müsli, Nüssen, Kakao und Kaffee und ich schaue mir in Ruhe die Route der kommenden Tage nochmal an. Draußen ist es noch nebelig und sehr verhangen, in der kleinen Hütte ist es auch klamm-kalt, also mache ich den Holzofen wieder kurz an. Meine Schuhe sind auch noch recht nass, vielleicht hilft das ja noch.

Um halb neun mache ich mich dann in Ruhe und gemütlich auf den Weg. Der Nebel hat sich verzogen, es regnet nicht und ich kann sogar ein wenig blauen Himmel sehen. Allerdings geht es nun hinunter ins Starrtjønndalen, westlich am Rundfjellet vorbei und runter heißt immer auch Sumpf und Wasser. Also rechne ich damit, bald wieder in nassen Schuhen zu laufen… es dauert genau 20 Minuten. Da es nicht regnet habe ich auf Regenhose und -jacke verzichtet, ein Fehler wie sich herausstellt. Da ich durch hohes Gestrüpp und durch Birkenhaine laufe schlagen mir die nassen Zweige um die Ohren und ich bin bald wieder nass. Egal, in Regenjacke schwitze ich genauso. Das ständige auf und ab durch viele kleine Täler am Hang des Rundfjellet ist anstrengend, aber ich halte mir ständig das Ziel vor Augen und komme mir vor wie ein Esel, der einer Möhre hinterher läuft.

Auf halber Strecke treffe ich auf Kim und Lukas. Die beiden laufen NPL „verkehrt“ herum und sind am 17. Juni am Nordkap gestartet. Ein wenig Austausch und Streckentipps, ein gemeinsames Foto, dann zieht jeder seiner Wege.

Eine Weile später, kurz vor dem Ziel, höre ich Rufe hinter mir und drehe mich um. Es müssten ja Simone und Stefan sein, ich sehe aber drei Personen!? Nadja hat uns eingeholt und bereits vorgestern hatte sie nicht weit entfernt ihr Camp aufgeschlagen. Es ist schon sehr witzig, wenn ich die Menschen, mit denen ich seit Wochen über die sozialen Medien und WhatsApp in Kontakt stehe, nun auch real kennen lerne.

Nur ein paar Kilometer weiter sind wir dann auch schon am Ziel: Umbukta! Der Inhaber Thor Inge ist selber schon dreimal die NPL-Strecke gelaufen und kennt die Bedürfnisse seiner Hiker genau. Es gibt eine Gratisübernachtung in der Stabburet und Sonderpreise für Wanderer. Das lohnt sich sogar: ein Einzelzimmer kostet statt 750,00 NOK nur noch 275,00 NOK. Das ich allerdings die Gratisnacht in der Stabburet ausschlage und stattdessen ein Einzelzimmer mit WC und Dusche haben möchte stößt erstmal auf Unverständnis. Die kleine Hütte ist zwar sehr gemütlich, hat aber nur drei Betten auf dem Schlafboden. Ich finde ich habe mir aber den Luxus eines Einzelzimmers verdient.

Ich lasse mir mein Paket geben und frage mich wieder mal was ich mir bei der Zusammenstellung gedacht habe. Dabei hatte ich Umbukta zuerst überhaupt nicht auf meiner Paketliste. Mahlzeiten habe ich zwar genug, es fehlt aber völlig an Allem für Zwischendurch und auch 500 g Müsli und eine Tüte Nüsse ist für 12 Tage Frühstück etwas wenig. In der Stabburet gibt einen Hiker-Schrank, dort wird alles zurückgelassen, was man aktuell nicht braucht, damit nachfolgende Wanderer es vielleicht nutzen können. Hier finde ich ein paar Müsliriegel und da Nadja zuviel in ihrem Paket hat gibt es noch zwei Müsliportionen. An einem Einkauf komme ich auf keinen Fall vorbei, das erledige ich aber morgen.

Nach einer gründlichen Dusche inklusive Klamottenwäsche treffe ich Nadja im Cafè und freue mich auf ein Wienerbrød (hat mit Wien nichts zu tun, aber so heißen hier die Gebäckteilchen) und eine Waffel mit Rahm und Marmelade. Es ist schön sich mit jemandem unterhalten zu können. Nadja wohnt in Wolfenbüttel und ich habe viele Jahre dort gearbeitet. Es gibt also eine Menge Gesprächsstoff und sogar gemeinsame Bekannte aus der Marathon-Laufszene. Schon lustig wie klein die Welt manchmal ist. Später stoßen Simone und Stefan dazu und es ist langsam Zeit für etwas „Richtiges“, heißt also Bier, Burger, Pommes und als Dessert Pølse (Würstchen) mit einer zweiten Portion Pommes. Wir sitzen gemeinsam zusammen bis wir um 18:00 Uhr aus dem Café gejagt werden, weil geschlossen wird. Also setzen wir unser Beisammensein mit Cola, Chips, Nüssen und Schokolade in der Stabburet fort. Kurz vor elf falle ich todmüde in mein Bett, gut das morgen ein Pausentag ansteht, da kann ich ich so richtig „ausschlafen“.

Für ein Fazit bin ich heute zu müde…