21,20 km – 08:46 h
Nasser Nebel rings um mich herum, und es ist s…kalt! Wie Stefan treffend bemerkte: ein Spätherbstmorgen in Deutschland. Natürlich muss ich mich auch auf Kälte und kurze Tage einstellen – aber doch bitte nicht jetzt schon! Na gut, um 04:30 Uhr kann man der Sonne auch noch nicht allzu viel abverlangen, und sie tut wirklich ihr Bestes um die dicken Nebelbänke zu durchdringen. Trotzdem herrscht eine herbstliche Stimmung, die sich erst nach dem Frühstück in Sommergefühle wandelt. Dann nämlich scheint die Sonne wolkenlos vom blauen Himmel – rechtzeitig zu unserem Aufbruch.
Und der geht heute spaßig los: die Seeverbindung zwischen dem Daningen und dem Kåtholmen muss gequert werden. Diesmal allerdings nicht über eine Brücke oder durch das Wasser, sondern per Boot und Seilwinde.
Hier ist es wieder unbeschreiblich schön!
Nacheinander ziehen wir uns mehr oder weniger elegant am Zugseil über den Fluss und kommen alle trocken drüben an. Danach geht es durch Wald und Wiese hinauf in das Rotvassbekken. Wir folgen zwar einem offiziellen Wanderweg, der Nordlandruta, aber wieder einmal heißt das gar nichts. Oft verschwindet der Trail einfach im Nirgendwo. Auf der Njuenies-Vaerie Hochebene, im Rotfjellet ist es wieder unbeschreiblich schön, also versuche ich es auch garnicht erst sondern zeige ein paar Bilder:
Eigentlich müsste man hier oben einfach das Zelt aufschlagen, sich hinsetzen und nichts anderes tun als zu schauen. Aber unser Ziel ist der Grannes Campingplatz am See Unkervatnet und hier lockt eine heisse Dusche und vielleicht sogar ein Bier?? Also müssen einige Pausen reichen und wir beginnen mit dem Abstieg ins Hattfjelldal. Und der hat es in sich… insgesamt über 700 Höhenmeter geht es am Stück nach unten. Hier zeigt sich wieder, dass es leichter ist bergauf als bergab zu gehen. So herrlich der Tag bisher war – irgend einen Haken muss es ja geben…
Nach dem langen Abstieg schaffen wir es aber erst auf einen Schotterweg, dann über eine Hängebrücke und schließlich erreichen wir den Hattfjelldal Camping bei Grannes am Unkervatnet. Ein Platz mit sehr viel Potenzial möchte ich sagen. Der Besitzer ist ein 80 Jahre alter Mann, der mit seinem Golfkart über den Platz fährt und nach dem Rechten sieht. Wir lernen ihn kennen, als wir ihn beim dritten Versuch in der Rezeption (seinem Wohnhaus) erwischen. Der gute Mann ist sehr schlecht zu Fuß, holt aber sein Hörgerät für uns aus dem Haus, damit wird die Verständigung schon ein gutes Stück leichter – natürlich nur auf Norwegisch, mit Englisch kommen wir hier nicht weiter. Wir bekommen sogar drei kalte Bierdosen – und die sind wichtig! Wir haben nämlich allen Grund zum feiern: erstens die drei erfolgreichen Querungen der weglosen Fjells und zweitens das Überschreiten der 1.500 Kilometer-Marke!!
Fazit: Ein gutes Stück mehr als die Hälfte der Strecke liegt hinter mir und langsam fange ich selber an zu glauben, dass ich das Ziel tatsächlich erreichen kann.
Bei dem roten Boot frage ich mich gerade, wie kommt das (wieder) zurück auf die Seite, wo man oder der nächste einsteigen möchte…
Auf jeden Fall klang das wieder nach ein paar wundervollen Tagen mit wieder richtig schönen Fotos.
Das Boot hängt ja an einer Art Seilzug und man zieht sich rüber. Genau so holt man es sich auch wenn es grade auf der falschen Seite liegt.