29,60 km – 09:52 h

Wir haben das Jahr 2023, Sternzeit 10:30. Genau in diesem Moment treffen wir auf eine Straße und haben damit den ersten weglosen Abschnitt der NPL-Tour durch das Skjækerfjell und das Blåfjell erfolgreich gemeistert. Aber der Reihe nach:

… aus der Ferne sah der Felsblock wie ein Kühlschrank aus…

Heute stehen noch ca. 23 km auf der To-Do-Liste, davon noch sechs bis sieben durch das sumpfige Tal hinunter zum Laksjøen. Um ca. 07:00 Uhr sind wir startbereit, nachdem wir unsere Sachen und Zelte in stetigem Dauerregen gepackt haben. Schweigsam laufen wir durch Nebel und Nieselregen und ich freue mich, endlich wieder auf einen Pfad zu stoßen. Den soll es nämlich in ca. 1,5 km laut Kartenangabe bei TopoGPS geben! Und tatsächlich findet sich die gestrichelte Linie auch in der nebelverhangenen Realität wieder. Der Trail ist durch Steinmännchen und senkrecht gestellt Steinplatten sogar gekennzeichnet und wenn man sich etwas „eingelesen“ hat recht gut nachvollziehbar. Ab und zu nehmen wir die Navis zu Hilfe. Das funktioniert sehr gut… für ca. 3 km!

Danach verliert sich der Trail im Nirvana des norwegischen Sumpfes. Wir jedenfalls finden ihn nicht wieder. Also gibt es eine Planänderung und die heißt einfach auf der kürzesten Linie querfeldein zur Straße. Das bedeutet natürlich, dass wir uns durch Sumpf und Unterholz schlagen müssen, aber nass sind wir ja eh und schlimmer kann es ja nicht werden. Schlimmer nicht aber anstrengender…

Irgendwann ist es aber geschafft und wir stehen seit neun Tagen das erste Mal wieder auf einem befestigten Weg. Nun geht es noch ungefähr 13 km auf Schotter und Straße weiter bis zum kleinen Ort Sandvika. Dort erwartet uns ein Matkroken (kleiner Supermarkt) und an einer Tankstelle die Möglichkeit etwas Warmes zu essen. Aus den Berichten der „Vorläufer“ wissen wir, dass im Liverten eine Art Mittagstisch-Buffet angeboten wird, dass für NPL-Läufer kostenlos sein soll.

Und tatsächlich, die Tankstelle entpuppt sich als Restaurant, Touristinfo, Souvenirshop, Campingausrüster, Haushaltswarenladen und eben Tankstelle. Wir fragen nach dem Buffet und das wir gehört hätten für NPL‘er gäbe es ein besonderes Angebot… „Ja, ja, für NPL ist das Mittagsgericht, das Salatbuffet, Kaffee, Tee und Wasser gratis! Greift zu!“

Na das lassen wir uns bestimmt nicht zweimal sagen! Es gibt Brun Labskaus, eine Art Eintopfgericht mit Rindfleisch, nicht zu vergleichen mit dem Labskaus von der deutschen Küste. Mit Hering und Roter Beete hat das hier überhaupt nichts zu tun. Die Salatbar hat es mir besonders angetan – so viel frisches Gemüse, Schafskäse, Käse, Oliven… Aber nach dem vierten Gang geht einfach nichts mehr.

Während des Essens treffen wir Hans Viktor Pedersen wieder, der hier einen Tag Pause macht. Bestimmt laufen wir uns noch häufiger über den Weg , er hat so ziemlich die gleiche Route wie wir.

Nachdem nun auch kein Kaffee mehr Platz hat verlassen wir diesen großzügigen Ort und gehen im Matkroken noch einkaufen. Ich besorge aber nur die wesentlichen Dinge: Schokolade, Snickers, Nüsse, Kekse und zwei Äpfel. Mahlzeiten habe ich noch genug und in drei Tagen kann ich in Røyrvik ja mein nächstes Paket in Empfang nehmen. Apropos Paket: Kathi ist in Umbukta und hat geschrieben, dass mein Paket, von dem ich nichts mehr gehört habe, dort angekommen ist!

Schon beim Essen haben wir uns darauf verständigt, dass wir versuchen wollen die restlichen 66 km bis nach Røyrvik zur Limingen Gjestegård in zwei Tagen zu schaffen und dort dann nochmal zwei ganze Pausentage einzulegen, bevor es wieder in das weglose Børgefjell geht.

das norwegische Argonath?

Fazit: das Skjækerfjell / Blåfjell ist ein echtes Abenteuer gewesen. Wunderschöne, beeindruckende Landschaften aber auch Bedingungen, die mich an meine Grenzen gebracht haben. Alleine wäre es viel Quälerei gewesen, zu dritt war es ein Erlebnis!