24,73 km – 07:34 h – 77 Höhenmeter

Nach einer erholsamen Nacht auf diesem sehr ruhigen Campingplatz wache ich früh um 06:00 Uhr auf. Schön, denke ich, dann komme ich früh los und laufe in aller Ruhe nach Evje, meinem nächsten Etappenziel. Aber kaum setze ich mich auf stehe ich fast im Regen. Über Nacht hat sich wieder extrem viel Kondenswasser im Innenzelt gesammelt. Irgendwie haut die Belüftung meines Zeltes nicht richtig hin. Gut, ich stehe unmittelbar am Seeufer, das trägt sicher dazu bei, wie auch die Tatsache, dass es Nachts immer noch auf ca. 7-9 Grad herunter kühlt. Für mich heißt das aber abwarten, bis die Sonne das Zelt ein wenig abgetrocknet hat. Letztendlich helfe ich aber mit dem Handtuch nach und versuche wenigstens das Innenzelt so gut wie möglich trocken zu bekommen. So wird es also nichts mit dem frühen Aufbruch und es ist schon 08:30 Uhr als ich endlich die ersten Schritte mache. Trotz der Morgenstunde ist es schon recht warm und ich laufe nur im T-Shirt los, sogar an die Sonnencreme habe ich gedacht, frage mich aber wie lange das wohl nützen soll, so wie ich schwitze.

Nach ungefähr 1,5 Stunden komme ich an einem weiteren Campingplatz vorbei, hätte ich den auf dem Schirm gehabt wäre ich die 7 km gestern noch weiter gelaufen. Schade. Ich muss wieder die Straße (Rv9) entlang und genau wie gestern rauscht der Verkehr an mir vorbei. So schnell es geht wechsle ich auf einen Radweg. Der führt parallel zur Straße, ist aber immer einige Meter von der Fahrbahn entfernt und führt streckenweise durch Waldabschnitte. Ich komme gut voran – es läuft bei mir heute 😬

Eine historische Bahnhaltestelle

Zwischendurch gibt es sogar Geschichtsunterricht. Der Radweg führt entlang einer alten Bahnlinie von Kristiansand nach Haukeligrend. Dieses gelbe Häuschen ist die originale, historische Haltestelle – natürlich etwas restauriert. Wer mehr wissen möchte kann hier nachlesen:

Der Weg bring es mit sich, dass ich immer wieder an Häusern und Gärten vorbei komme, in denen die Leute auf mich aufmerksam werden. Oft wird mir ein Lächeln und ein kleiner Gruß geschenkt, es wird ein „God tur“ zugerufen, manchmal wird auch gefragt wo es denn hingeht… Natürlich versuche ich auf Norwegisch zu antworten, allerdings dauern die „Gespräche“ nie lange genug um herauszufinden, was genau die Leute verstanden haben. Trotzdem ist es immer eine schöne Motivation. Ich trotte grade auf einem Schotterweg vor mich hin, als mich plötzlich ein fröhliche Geläute aus den Gedanken reißt. Eine kunterbunter Eiswagen will an mir vorbei. Ich bin leider zu erschrocken um schnell genug zu schalten, sonst hätte ich mir schnell ein Eis gegönnt. Ich habe auch keine Ahnung, was er hier verkaufen will, Häuser gibt es jedenfalls die nächsten zwei Stunden keine.

Meine Pausen halte ich wieder brav ein, finde aber heute irgendwie keinen richtigen Platz zum ausruhen. Irgendwann habe ich die Nase voll und lasse den Rucksack einfach an Ort und Stelle fallen. Jetzt erstmal eine (lauwarme) Cola, eine handvoll Nüsse und ein Müsliriegel. Schuhe aus, Socken aus und ein paar Minuten in der prallen Sonne auf der Isomatte lang machen. Nach einer halben Stunde gehts dann weiter und ich bin keine 200 Meter gelaufen da kommt das:

Warum sagt mir denn keiner, dass man hier so wunderbare Rastplätze findet…

Irgendwann verlasse ich den Radweg, weil ich auf meiner Karten einen Trail gefunden habe der sehr vielversprechend aussieht. Nicht lange dann laufe ich tatsächlich auf schönen Waldwegen im Schatten, allerdings wird der Weg selber auch wieder ziemlich anspruchsvoll. Und dann…. Gehts einfach mal nicht weiter

…weil der schöne Weg mitten durch einen Truppenübungsplatz führt! Ich stehe fast zehn Minuten vor dem Schild und versuche herauszufinden, ob es nun erlaubt ist dort durchzulaufen oder nicht. Irgendwie komme ich mit den Legenden nicht klar. Sicherheitshalber laufe ich dann doch lieber um das Gebiet herum – das heißt aber wieder Straße laufen. Egal, laut Karte sind es bis zu meinem Ziel nur noch 4 km, die schaffe ich auch so.

Das Ziel

Der Odden-Campingplatz soll eigentlich zu dieser Jahreszeit recht leer sein, allerdings haben die Norweger seit dem letzten Mittwoch Feier- und Brückentage. Das wird offensichtlich ausgiebig für Campingausflüge genutzt. Ich laufe fast eine halbe Stunde über den Platz bis ich für mein kleines Zelt eine Stelle finde, die mir gefällt.

Sieht nett aus oder?

Leider ist das der Blick in die andere Richtung:

Nach dem Zeltaufbau gehe ich ohne Gepäck in den nah gelegenen Supermarkt und überlege was es heute wohl zum Abendessen geben könnte. Ich entscheide mich für frische Tomaten, Gurke, Schafskäse und Oliven für einen Salat, dann Kartoffeln mit Butter und Salz (die Kartoffeln sind vorgekocht und eingeschweißt) und an der Fischtheke hole ich noch zwei Fiskekaker. Fertig zubereitet sieht das Ganze dann so aus:

Geht doch oder?

Eben hatte ich noch Kontakt zu Simone und Stefan. Die beiden sind mir auf den Fersen, aber einen Tag hinter mir und kommen erst morgen hier in Evje an. Vielleicht begegnen wir uns ja noch.

Während des Laufens habe ich mich tatsächlich mit ganz existenziellen Dingen beschäftigt. Daher heute kein Fazit sonder eine Frage:

Wie kommen eigentlich Fische in einen Bergsee der keinen Zu- oder Ablauf hat?? Ich meine Fische vermehren sich ja nicht durch Pollen oder? Und von Fluglaich habe ich auch noch nie etwas gehört… 🤔