26,06 km – 08.30 h

Die Nacht im anderen Universum war grauenhaft. Kindergeschrei bis nachts um halb eins, dann war es zu warm im Zelt… geschlafen habe ich vielleicht knapp zwei Stunden? Auf jeden Fall zu wenig für einen anstrengenden Wandertag. Und den wird es heute geben. Laut Wetterfrosch gibt es nur Sonne und Temperaturen bis 27 Grad… aber gut, lieber so als den ganzen Tag Regen (den gibt es dann ab morgen). Ich habe Nina und Berndt genötigt früh aufzustehen, damit ich spätestens um 09:00 Uhr auf der Strecke bin, und wir müssen ja noch eine gute Stunde zu meinem Einstieg am Teveltunet fahren…

Aber warum eigentlich?

Ich kann doch genau so gut von Meråker zur Ferslia-Hütte laufen, das spart Zeit, Benzin, CO2 und etwa 10 Kilometer… wenn ich Simone und Stefan treffen will ist das jedenfalls die sicherere Variante. Also spontane Planänderung… damit habe ich zwar eine kleine Lücke in meinem NPL-Lebenslauf, aber was macht das schon!?

Nina, Berndt und Franky begleiten mich die ersten 90 Meter, dann bin ich nach fast 10 Tagen wieder alleine unterwegs. Der Weg ist gewohnt sumpfig, führt steil bergauf und bei gefühlten 39 Grad bin ich in kürzester Zeit nass geschwitzt. Dann stoße ich auf die Schotterstrasse, die mich bis zur Ferslia-Hütte bringt. Keine Navigation, keine Wegsucherei. Allerdings auch kein Schatten. Ich brauche eine ganze Weile um meinen Rythmus wieder zu finde. Der schwere Rucksack, leichte Schmerzen im Knie und eine Druckstelle im Rücken (das ist neu!) machen es mir nicht einfacher. Ich lege regelmäßig Trinkpausen ein und langsam finde ich meinen Tritt wieder.

Gegen Mittag höre ich das Klappern von Trekkingstöcken hinter mir. Während ich mich noch umdrehe überholt mich Maja, eine junge Norwegerin, die ebenfalls zum Nordkap läuft! Allerdings trägt sie lediglich einen kleinen Tagesrucksack. Erstaunt frage ich nach ihrer Ausrüstung und erfahre, dass ihr Vater und eine Bekannte den richtigen Rucksack etappenweise mit dem Auto hinterher bringen – jedenfalls da wo es geht. Das ist natürlich nochmal eine ganz andere Art von Komfort. Wir unterhalten uns ein wenig, dann prescht Maja weiter. Simone und Stefan hat sie auch schon überholt. Wir sehen uns noch zweimal in den Pausen, dann treffe ich sie an der Ferslia-Hütte wieder. Da der Rucksack noch nicht geliefert wurde kommt Maja nicht in die Hütte – wie gut dass ich dann meinen Schlüssel habe.

Da sich der Himmel zuzieht dehne ich meine Pause in der Hütte aus, mache mir einen Kaffee und ziehe das Abendessen vor. So muss ich nachher nicht im Gewitter kochen.

Nach einer knappen Stunde kommen auch Simone und Stefan herein, kurze Zeit später die Freunde von Maja. Jetzt wird es voll. Da das Gewitter offensichtlich an uns vorbeizieht machen wir uns wieder zu Dritt auf die Socken und nutzen das trockene Wetter um noch ein paar Kilometer hinter uns zu bringen. Die sparen wir uns dann morgen im Regen. Auf meiner Route habe ich einen Campspot mit einer „Basic Hut“ eingetragen. Bis dorthin wollen wir noch laufen und dann einen Schlafplatz suchen. Den finden wir in der Nähe der kleinen Hütte auf einem Hügel. Dort ist der Untergrund so trocken, dass man das Zelt aufstellen kann. Und die Hütte bietet einen schönen, trockenen Koch- und Frühstücksraum. Wieder ein wunderbarer Campspot.

Fazit: der Wiedereinstieg in die „Einsamkeit“ ist leichter als gedacht, wenn man Gesellschaft hat…