22,16 km – 08:57 h

Nach dem gestrigen Dauerregen schickt uns die Sonne um 05:00 einen kurzen Morgengruss, leider ist der nicht von Dauer und reicht bei weitem nicht aus die Zelte zu trocknen. Auch das Frühstück fällt ein wenig hektisch aus, weil sich wieder Myriaden von Mücken eingeladen fühlen. Es ist lästig, ungemütlich und ich friere, weil ich die komplett nassen Sachen von gestern wieder angezogen habe. Oberste Regel ist für mich, dass ich immer (!) eine trockene Garnitur behalte um mich abends umziehen zu können. Also geht es tagsüber wieder in die nassen Sachen und – zum ersten Mal – mit nassen Socken in die nassen Schuhe… ein wirklich unangenehmes Gefühl.

Als dann die Zelte und der Rest nass verpackt sind reißt der Himmel wieder auf und wir marschieren bei Sonnenschein los. Unser Etappenziel ist heute die Nedalshytta, eine bewirtschaftete „Hütte“ mit 60 Plätzen, also eher eine Art Hostel oder Jugendherberge. Wir laufen auf dem Romboleden weiter und müssen immer wieder navigieren, weil die Markierungen fehlen. Das hält auf, ist aber bei trockenem Wetter erträglich. Weniger erträglich sind die Moskitos, die uns auf Schritt und Tritt begleiten und jede Pause fast unmöglich machen.

Ein erstes Zwischenziel ist der schwedisch-norwegische Grenzübergang. Dort machen wir eine kurze Pause und wir ändern spontan die Route. Ursprünglich sollte es in Norwegen weiter gehen, nun machen wir eine Spitzkehre und folgen auf der schwedischen Seite dem Jämt-Norge-Vägen. Direkt am Grenzzaun ist hier die Nedalshytta bereits „ausgeschildert“ und der Weg ist hervorragend markiert.

Unsere Wegmarke…
der Grenzstein
Radfahren ist in Norwegen verboten?

Als wir über einen Hügelkamm laufen treffen wir unversehens auf einen anderen Wanderer: Joakim aus Südschweden ist unterwegs auf einer Rundtour und läuft unsere Route entgegengesetzt. Wir tauschen uns kurz über die zu erwartenden Wegstrecken aus, laut Joakim ist der Pfad gut begehbar und gut markiert. Also eine einfache Restwanderung heute? Na ja… Berndt darf heute erleben, was ich mit dem „Regenproblem“ gemeint habe. Insgesamt vier mal wechseln wir heute die Sachen…

Wir folgen dem Ufer des Sylsjøen und am Westende halten wir uns an den Falksjøen bis wir wieder auf die Grenze stoßen und nun nach Norwegen überwechseln. Prompt begleitet und auch wieder das rote T und zwar hochglänzend, frisch markiert und ungefähr alle drei Meter kommt die nächste Marke.

Es geht auch mal einfach…

Ein kurze Stück folgen wir einer Schotterstraße in der Nähe des Staudamms am Nordende des Falksjøen. Als die Sonne plötzlich durchbricht haben wir die geniale Idee eine Tørkepause (Trockenpause) einzulegen und bauen schnell die nassen Zelte auf. Auch Füße, Schuhe und Socken kommen an die Luft. Grade als das Kaffeewasser kocht wird der Himmel dann schlagartig dunkel und in windeseile packen wir alles wieder ein. Gemütlich geht anders, aber immerhin hat die Zeit gereicht, um die Zelte zu trocknen.

… allerdings nicht lange

Das letzte Stück ist zwar auch weiterhin sehr gut markiert, aber unglaublich sumpfig mit sehr steilen Abschnitten. Immerhin haben wir unser Ziel, ein warmes Essen und ein kaltes Bier schon vor Augen!

Wir bekommen zwei Betten in einem „Schlafsaal“, und nach einer heissen Dusche hänge ich alle nassen Klamotten im Trockenraum auf. Die Schuhe werden ordentlich mit Zeitungspapier ausgestopft, aber ich befürchte, dass ich morgen erneut in nassen Schuhen laufen werde.

Das Haus hat den Charme der Jugendherbergen von früher, dass Essen ist allerdings hervorragend. Es gibt eine Pilzcremesuppe, dann Frikadellen mit brauner Soße, Preiselbeeren, Kartoffeln, Gemüsegratin und einen Rohkostsalat mit Brokkoli und Apfel, zum Dessert dann norwegischen Reispudding. Und von allem so viel wie man möchte.

Draußen ist es wieder am regnen, ich bin froh, dass es heute ein trockenes Bett gibt, wobei ich nicht so genau weiß, ob ich nicht doch lieber das 14-Betten-Zimmer gegen mein Zelt tauschen sollte…

Fazit: das Wandern zu zweit ist anders. Ich habe Berndt „mitgenommen“ damit ich mich abends mit jemandem unterhalten kann – und dann schläft er ab 16:00 Uhr…😂