18,09 km – 06:09 h

Das Schöne daran wenn man zu zweit wandert ist, dass man alles teilen kann. So habe ich heute morgen gerne die Hälfte aller Mücken an Berndt abgegeben. Gestern haben wir früh geschlafen, dass bedeutet heute geht es auch früh los. Um 05:00 sind wir wach, und nehmen den Kampf mit den Mücken auf. In der Nacht hat es kräftig geregnet, aber wir haben ja den Unterstand und können dort trocken frühstücken und auch die Rucksäcke packen. Wir beeilen uns, um endlich aus diesem Mückensumpf weg zu kommen.

Wir folgen heute dem Romboleden, einem uralten Pilgerweg von Stockholm nach Trondheim. Zuerst durch sumpfige und mückenverseuchten Birkenwald, dann durch sumpfige und mückenverseuchte Hochebenen. Der Romboleden ist mehr oder weniger gut mit einem dunkelroten Kreuz oder Punkt markiert, zum Teil sind die Marken schon sehr alt und einen Weg oder Pfad, dem man folgen könnte, gibt es nicht. Wir laufen immer von einem Steinhaufen zum nächsten, wenn es denn einen gibt. Das Navi ist heute im Dauereinsatz und erschwert wird das Ganze dadurch, dass der Weg auf der Karte und der Weg im Gelände überhaupt nicht übereinstimmen. Zwar laufen beide Strecken annähernd parallel, sind aber bestimmt einen knappen Kilometer voneinander entfernt.

Kurz nachdem wir aufgebrochen sind setzt der angekündigte Regen ein und seitdem ist es kontinuierlich am regnen. Mal mehr, mal weniger stark – aber beim Laufen nehmen wir das fast gar nicht mehr wahr. Leider gibt es dadurch auch keine gemütlichen Wanderpausen, zu schnell fängt man an zu frieren sobald man fünf Minuten stehen bleibt. Eine handvoll Nüsse, ein Riegel beim Laufen, mehr Pause gibt es heute nicht. Es dauert auch nicht lang, dann bin ich wieder komplett durchnässt. Auch die frisch gewachsten Schuhe haben der Nässe von oben und unten nichts entgegen zu setzen. Wo sind eigentlich die Nothütten wenn man wirklich eine braucht?

wie finden heute alle paar Meter Rentiergeweihe

Unser Ziel, den Gråvålsjön haben wir bereit um 14:00 Uhr erreicht und wir haben auch keine Lust noch weiter durch den Regen zu stapfen. Mit einem wohlüberlegten Plan bauen wir unser Lager auf der Hochebene an einer etwas weniger nassen Stelle auf. Zuerst stellen wir mein Aussenzelt auf, damit haben wir und die Ausrüstung einen Regenschutz. Nach einer kurzen Rast und etwas Brot mit Käse baut Berndt dann sein Zelt auf und bringt dort seinen Rucksack unter. In trockenen Kleidern können wir unter meinem Aussenzelt nun wind- und regengeschützt kochen und eine heisse Brühe trinken.

In dem anderen Zelt wäre das undenkbar gewesen. Nach dem Essen wandert Berndt rüber und ich kann mein Innenzelt einhängen. Mit etwas Logistik und Akrobatik schaffe ich das ohne das Aussenzelt zu öffnen oder zu verlassen. Die nassen Socken und das nasse Shirt werden unter die Decke gehängt in der Hoffnung, dass die Sachen morgen vielleicht trocken(er) sind, die Regenklamotten bleiben unter der Apside. Ich werde mich wohl an den Gedanken gewöhnen müssen morgen in nassen Schuhen weiter zu laufen.

Der Wind frischt ordentlich auf und es wehen heftige Böen. Ich frage mich, ob Berndt‘s Zelt die Nacht wohl übersteht…? Empfang haben wir hier keinen, also geht dieser Post erst morgen raus und es gibt auch kein Telefonat mit Pe. Schade.

Fazit: nach einem Dauerregentag irgendwo im Nirgendwo mit nassen Klamotten zu übernachten braucht schon ein bisschen Motivation. Fragt jetzt nicht warum ich das mache…