27,48 km – 08:38 h

… so jedenfalls kommt es mir heute vor.

Ich komme heute nur schlecht aus dem Bett, zum einen ist da ein wenig fehlende Motivation, zum anderen bin ich gestern erst gegen halb zwei eingeschlafen. Ich habe noch mit Pe telefoniert, das hat mich dann noch lange wach gehalten. Jetzt sind drei Stunden Schlaf ein bisschen wenig für eine geplante Tagesleistung von 25 km plus… mal sehen wie weit ich heute komme.

Zu Beginn laufe ich erst einmal nach Alvdal zurück, genau die Strecke, die gestern schon gelaufen bin. Aber es ist früh, der Himmel wolkenlos und es weht ein frischer Wind. In einer knappen Stunde habe ich die ersten fünf Kilometer hinter mir und ich komme auf einen Waldweg. Da es nicht umsonst AlvDAL heißt, geht er den ganzen Vormittag bergauf. Und BITTE lieber DNT, erklärt mir die Systematik eurer Wanderwege! Wieder fängt alles gut an, aber nach einer Stunde verliert sich der Weg im Nichts. Kein Trail, kein Pfad, von einem Weg ganz zu schweigen. Trotzdem finde ich ganz sporadisch rote Punkte oder rote Holztäfelchen in den Bäumen. Warum? War die Farbe über? Hat man sich gesagt, ach komm, machen wir halt ein paar Punkte da hin…?!

Immerhin zeigen die sporadischen Markierungen, dass ich in die richtige Richtung gehe. Später wird es dann besser und der Dschungelpfad bekommt sogar einen Namen: Allmansveien … Jedermannsweg??? Wohl kaum. Macht aber Sinn, weil ich meine Frühstückspause auf der Terrasse der Allmannstua verbringe.

da war die Welt (der Weg) noch in Ordnung

Mittlerweile geht es wieder bergab und ich verlieren den Pfad völlig, als ich plötzlich mitten auf einem Bauernhof stehe. Bin ich nun ganz falsch gelaufen? Da ich mir nicht mehr anders zu helfen weiß klopfe ich an die Haustür und frage die nette Frau, ob sie mir weiterhelfen kann. Als ich ihr auf der Karte zeige, welchen Weg ich suche lacht sie, zieht sich Schuhe an und führt mich an ein Dickicht aus Lupinen, Brennesseln und Unterholz. „Da ist der Weg, immer am Zaun entlang, aber gelaufen ist da seit 15 Jahren niemand mehr!“ Na toll! Umkehren kommt nicht in Frage also Gamaschen und Windjacke angezogen und rein ins Vergnügen.

Irgendwann komme ich durch und treffe tatsächlich auf die Straße, der ich nun gerne folge! Der Rest des Weges ist dann tatsächlich wieder Schotter und ich bin garnicht traurig darüber. Die ganze Zeit habe ich linker Hand einen Gipfel neben mir, den Tron, einen 1.666 m hohen Berg, wie mir ein Mountainbiker erzählt, der wohl grade dort oben war.

ein netter Service!

Getroffen haben wir uns an einer Wasserpumpe, die plötzlich am Wegesrand steht. Die Gelegenheit nutze ich gleich für eine ausgiebige Mittagsrast mit Wraps, Käse und Stabbur-Makrell (feingehackter Fisch mit Tomatensauce aus der Tube). Sehr zu empfehlen!!

Danach geht es an den Endspurt. Noch gute acht Kilometer, dann erreiche ich im Aumdalen zwei namenlose Seen, dort mache ich Schluss für heute und freue mich sehr, dass ich einen sehr schönen Campspot finde! Küche mit Esszimmer, Bad mit Pool und Schlafzimmer. Sobald das Zelt aufgebaut ist geht es in den See um den Schweiß und Staub los zu werden, danach CousCous mit Grønsaker Sup (Gemüsesuppe) aus der Tüte.

Gegen Abend bekomme ich Besuch von einem norwegischen Paar, das am See eine ganze Weile angelt. Forellen soll es geben, ein paar ordentlich Große habe ich auch schon springen sehen. Ein wenig Smalltalk auf norglisch, dann ziehe ich mich in den Schatten zurück und schaue mir die morgige Strecke an. Laut Planungen will ich off-road querfeldein laufen, um einen großen Bogen um das Grønfjellet abzukürzen. Wenn ich mir meine Umgebung aber jetzt ansehe ist das definitiv ein Ding der Unmöglichkeit. Also kann ich einen nördlichen Bogen in Richtung Tynset schlagen, oder südöstlich um Jammerdalen (heißt wirklich so) herum. Beide Varianten erhöhen meine Tagesleistung für morgen auf gute 30 km…

Fazit: auch wenn der Tag heiß, anstrengend und die Wege unmöglich waren ist alles vergessen, wenn das Zelt steht und sich die Sonne im See spiegelt.