31,52 km – 09:34 h – 329 Höhenmeter

Die erste Nacht mitten im Wald war erstaunlich entspannt. Keine Wölfe, keine Elche, nicht mal Mücken! Ich bin trotz des stärker werdenden Windes schnell eingeschlafen, war auch kaputt genug. Am heutigen Morgen höre ich dann plötzlich einen Heidenlärm unten aus dem Tal. Natürlich! Heute ist der 17. Mai, Norwegens größter Feiertag zur Erinnerung an die Verfassungsgebung. Gefeiert wird die Verabschiedung des Grundgesetzes des norwegischen Königreiches 1814 in Eidsvoll.

Kinderparaden

Unten im Tal liegt Vigeland und offensichtlich ist dort um diese frühe Uhrzeit schon eine Menge los! Obwohl mein Schlafsack so schön warm ist quäle ich mich raus und mache mir einen schnellen Kaffee. Frühstück will ich beim Bäcker kaufen, esse aber trotzdem eine Schale Müsli. Eine gute Entscheidung, weil in der Stadt alle Geschäfte geschlossen sind. Die Parade mit alten Feuerwehrfahrzeugen, Militär-LKW‘s und jede Menge geschmückter PKW fahren kreuz und quer durch die Stadt. Die Feuerwehren spritzen aus allen Rohren Wasser auf die Passanten – die Kinder haben einen Riesenspass und jetzt erklärt sich auch, warum alle bei schönem Sonnenwetter Regenklamotten an haben.

Die Leute winken mir fröhlich zu, ansonsten bleibe ich aber unbehelligt, über einen Wasserguss hätte ich mich auch nicht wirklich gefreut… Am Ortsausgang treffe ich auf einen Mann, der grade die 200. Norwegenfahne an seine Grundstücksgrenze steckt. Er spricht mich an und fragt nach dem Woher und Wohin. Mein Norwegisch reicht aus um zu erklären was ich vorhabe. Er meint dazu: „ein toller Plan aber heute wird doch gefeiert!“ und steckt mir eine seiner Flaggen an den Rucksack. Mal schauen, ob das Fähnchen bis zum Nordkapp durchhält.

Dann geht es weiter, diesmal tatsächlich zu großen Teilen auf Schotterstraßen. Die Wege sind vergleichbar mit den gut ausgebauten Wanderwegen im Harz. Nach den gestrigen Kletterpartien bin ich heute ganz zufrieden damit.

Mein Ziel ist ein kleiner Campingplatz in der Nähe von Laudal. Da ich gestern frühzeitig aufgehört habe heißt das, dass heute ca. 30 km vor mir liegen. Ja, ein langsamer Anfang sieht anders aus, ABER dort treffe ich mich zum letzten Mal mit Pe, bevor sie Südnorwegen verlässt und Richtung Lofoten fährt. Das und die Aussicht auf ein kaltes Bier wecken ungeahnte Kräfte… Trotzdem zieht sich die Strecke. Ich versuche regelmäßige Pausen einzulegen um Schultern und Füße zu entlasten, aber grade die letzten sieben Asphaltkilometer machen mir zu schaffen. Aber vielleicht sollte ich die Erwartungen an mich selbst am dritten Tag nicht gleich zu hoch stecken. Sehr hilfreich in den Pausen sind die Yoga-Übungen für Schultern und Nacken… Liebe Grüße an Christine!

Gegen 17:30 Uhr habe ich mein Ziel endlich erreicht und wurde mit gedecktem Tisch und kaltem Bier empfangen. So ist NPL eigentlich ganz angenehm… Heute also wieder eine bequeme Nacht im Camper. Grade denke ich darüber nach, ob ich nicht auch gleich einen Regenerationstag einlegen soll. Ich werde sehen, wie es meinen Schultern morgen geht.

Fazit: Durchhaltevermögen ist davon abhängig, ob sich das Ziel lohnt.