17,75 km – 04:38 h

Heute erreiche ich mein erstes Etappenziel und dort erwartet mich auch mein erstes Resupply- Paket. Wenn ich mich recht erinnere war da doch eine Marabu-Schokolade drin… viel zu schwer zu tragen…

Aber der Reihe nach: zuerst mal habe ich mir heute Morgen sehr viel Zeit gelassen. Die heutige Etappe ist nur 17 km lang und das Zelt muss erst trocknen bevor ich es einpacken kann. Also gibt es sogar einen zweiten Kaffee und ich lese noch eine halbe Stunde. Dann geht es gemütlich durch den Morgenwald… na ja, immer mit einem Auge auf der Kilometeranzeige. Heute überschreite ich die

500 Kilometer-Marke

Nach 6,58 km, genau um genau 08:40 Uhr, ist es dann soweit!

Gut, damit ist ungefähr ein Sechstel der Strecke geschafft, aber trotzdem, ich finde das kann heute Abend mit einer großen Tafel Schokolade gefeiert werden! Ich liege gut im Zeitplan, bin sogar einige Tage voraus, es gab noch keine einzige Blase an den Füßen, es gab auch noch keine Elchsichtungen, dafür einige sehr schöne menschliche Begegnungen. ( Liebe Grüße an Simone&Stefan, Kathi, Silvio, Matthias und Knut) Alles läuft anders als gedacht und trotzdem fühlt es sich jetzt für mich richtig an.

Jetzt treibt es mich aber vorwärts. In Geilo gibt es eine Menge zu organisieren, aber erst einmal muss ich ja ankommen und das bedeutet nach diesem schönen Waldstück am See gibt es wieder die Rv40 und die ist heute sehr befahren. Nach 15 Minuten habe ich die Nase voll und biege in ein Skigebiet ab. Dort navigiere ich mich dann von Hütte zu Hütte und kann tatsächlich den Großteil der Straßen umgehen.

Offensichtlich hat das mit der norwegischen hygge nicht mehr viel zu tun. Drei- und viergeschossige Appartementhäuser werden hier aus dem Boden gestampft. Das ganze Gebiet rund um Geilo wird neu erschlossen und bebaut. Tourismus ist hier eben das drittgrößte Geschäft…

Die „echten“ Hütten wirken zwischen den Neubauten fast verloren…

Auf dem „Geilo Hytter og Camping“ angekommen, treffe ich sofort auf Knut-Arne, mit dem ich ja schon ein paar mal Mailkontakt hatte. Sofort bringt er mir auch mein großes Paket raus und zeigt mir die Zeltplätze. Alles sehr ordentlich, allerdings eher auf Hüttenvermietung und Wohnmobile abgestellt. Na, ich brauche ja nur ein wenig flachen Rasen und baue schnell mein Zelt unter einer Birke auf. Dann nichts wie unter die heisse Dusche (auch davon gibt es nur eine einzige…) Leider gibt es auch keinen Aufenthalts- oder Essraum und auch nur eine etwas provisorische Outdoorküche. Das enttäuscht mich nun doch ein wenig. Wo soll ich meine Sachen sortieren und die weitere Route planen? Kurzerhand frage ich Knut, ob nicht doch eine kleine Hütte für zwei Nächte frei ist. Ja, das ist sie und es gibt sogar noch einen kleinen Preisnachlass.

Vorher…
…nachher

Gemütlich! Und Platz genug ist auch da. Ich sichte den Inhalt meines Paketes und frage mich ernsthaft, was mich geritten hat, als ich die Pakete gepackt habe. Nie und nimmer bekomme ich das alles in den Rucksack, und tragen kann ich das ohne Sherpa auch nicht. Neben einigen Dingen die ich bisher nicht gebraucht habe (Fleecejacke, zweites Merinoshirt, drittes Paar Socken, dritte Unterhose 😬, kleine Powerbank…) geht also umgehend ein Teil des Inhaltes wieder in die Post nach Hause. Und das wird mir mit den anderen Paketen ebenso gehen! Ich setze mich also hin und recherchiere, wie und wo ich ein Paket nach Deutschland schicken kann. Nun, klingt einfach, ist es aber nicht. Da Norwegen nicht in der EU ist, braucht man a) eine inländische Adresse als Absender (kenne ich ja schon) und b) muss JEDES Teil im Paket benannt, mit Kosten beziffert und mit Gewicht angegeben werden. Wie bitte soll ich den Wert meiner getragenen Socken und Unterwäsche angeben? Oder ein gebrauchtes Zelt? Oder drei Blisterpackungen Ibuprofen? Tja, scheint nicht so einfach zu werden. Ich beschließe nach Rücksprache mit Tom (mein Norwegischlehrer aus Bergen) das Paket dorthin zu schicken und auf dem Rückweg wieder abzuholen. Erst jedoch muss ich schauen, was sich morgen zum Thema Zelt ergibt. Auf den Stadtbummel bin ich gespannt und hoffe, dass ich alles klären kann.

Fazit: Gut gemeint und auf Nummer sicher ist manchmal einfach zuviel des Guten