22,56 km – 08:41 h

Nachdem ich gestern gefühlte 1000 Höhenmeter auf Asphaltserpentinen abgestiegen bin, war mir schon klar, dass ich heute dasselbe wieder hoch muss. In vielen Reiseblogs der NPL-Läufer ist ja die Rede von der Treppe, die von Dalen aus dem Tal herausführt. Aber warum schreibt denn keiner die Wahrheit? Das ist keine Treppe, das sind besch… 687 rohe Steinblöcke! Ja, ich habe mitgezählt und +/- 10 oder 20 Stufen kommt es wohl ungefähr hin.

Wenn man die „Treppe“ dann überwunden hat ist aber keineswegs auch der Anstieg beendet… weit gefehlt. Ich finde es immer nett, wenn Trails extra mit Halteseilen abgespannt werden, damit ein Spaziergänger sich daran hochziehen kann. Warum bitte werden für Wanderer mit 20kg-Rucksäcke dann keine Treppenlifter vorgesehen??

Zu der Treppe gibt es eine historische Geschichte. Zwei kleinwüchsige Frauen, die Rui-Schwestern, sind diese Stiege tagtäglich hinauf gegangen, wenn sie zu ihrem kleinen Hof zurück wollten. Bis ins hohe Alter haben sie diesen beschwerlichen Weg zurückgelegt, weil der Ort so außergewöhnlich schön ist. Nun, ich gebe den beiden völlig Recht. Es ist ein herrlicher Flecken hier, und ich bin froh, dass ich diesen Weg nur einmal gehen musste.

Nach dem Rui-Hof geht der Anstieg weiter und ich folge den Markierungen nach Eidsborg. Dort gibt es ein Museumsdorf und eine Stabkirche, die um 1280 erbaut wurde. Hinein komme ich zwar nicht, aber es ist schon beeindruckend, wenn man sich allein das Alter vor Augen führt. Das ganze Gebäude ist von außen geteert um das Holz zu imprägnieren.

Holzschindeln, die nur mit Holzstiften befestigt sind
Teer läuft herunter, wenn es zu warm wird

Ich überlege kurz, ob ich meinen ausgefallenen Morgenkaffee im Museumscafé nachhole, muss aber dafür den Eintritt bezahlen. Dann eben nicht…

Museum

Nach diesem Kulturschock geht es wieder in die Natur, diesmal zur Abwechslung durch Sumpf, Schnee und Geröllfelder nach unten. Einen Augenblick bin ich unaufmerksam und habe meine Trekkingstöcker nicht genutzt, da rutsche ich aus und liegen samt Gepäck in der nächsten Wasserlache. Was für ein Mist!

Memo an Berndt: unbedingt vernünftige, stabile Trekkingstöcke mitbringen!!

Also lege ich eine Mittagspause ein sobald ich aus dem Trail raus bin und auf einen Schotterweg stoße. Die Pause ist längst überfällig und ich kann alle nassen Klamotten zum Trocknen ausbreiten.

Ich esse zu Mittag, lege mich in die Sonne und schlafe tatsächlich richtig ein. Erst eine knappe Stunde später wache ich erschrocken auf und mache mich schnell wieder auf den Weg. Der zieht sich jetzt mächtig in die Länge. Erst rund 11 km auf dem Schotterweg, dann noch ein Stück an der E-134 entlang bis nach Åmot. Eine gut ausgebaute Bundesstraße mit Autobahnfeeling. Schön, dass es diesmal nur 4 km sind.

Am Groven-Camping laufe ich vorbei. Zu groß, zu viele Wohnmobile und mit fast 30,00€ zu teuer. Ich nehme weitere 2 km in Kauf und komme zum Hyllandsvoss-Camping. Irgendwie kommt mir hier alles bekannt vor – wie ein Déjà-vu… Erst als ich die Sanitärräume und die Küche sehe erinnere ich mich wieder, dass wir hier vor zwei Jahren fast eine ganze Woche mit dem Van gestanden haben.

Das kleine rote Paddelboot gibt es leider nicht mehr…

Fazit: Müdigkeit kommt vor dem Fall, aber heute war alles in grünen Tüchern.