23,35 km – 06:17 h
Heute wird es also weitergehen, Start der vorletzten Etappe bis zum Nordkap von Alta nach Olderfjord 4:00 Uhr. Der Himmel ist bewölkt, aber am Horizont zeichnen sich schon blaue Streifen ab. Der Rucksack steht gepackt im Flur und nach einem letzten Frühstück fährt mich Peter zurück zum Alter Riva Camping. Dieser Shuttleservice ist für mich in Ordnung, ich bin den Weg ja bereits schon einmal gelaufen. Nach Überquerung der Brücke halte ich mich östlich und folge einer kleinen Schotterstraße. Der Weg führt mich heute hinab und durch das Østerelvsdalen. Keine besondere Herausforderung und ich laufe bei mittlerweile strahlend blauem Himmel über breite Wege und kleine Schotterstraßen. Nach etwa 2 km stehe ich allerdings plötzlich vor einer riesengroßen Grube in der Kies abgebaut wird. Der Weg ist hier einfach unterbrochen und ich muss das ganze Werksgelände über einen Umweg von etwa 2 km umlaufen.
Danach treffe ich wieder auf meinen Weg und es geht einige Kilometer auf dem Struve-Meridianbogen entlang. Zur Bestimmung der genauen Erdfigur hat der Geodät Friedrich Georg Wilhelm Struve in 39 Jahren, von 1816 bis 1855, den Meridianbogen von Hammerfest bis zum schwarzen Meer über eine Triangulationskette durch zehn Staaten vermessen. An dieser Strecke entlang wurden 34 originale Triangulationspunkte in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Natürlich wiegt mein Rucksack wieder knapp 25 Kilo (diesmal sogar nachgewogen), aber bei klarer, kalter Luft und blauem Himmel freue ich mich draußen in der Natur sein zu dürfen. Wenn das Wetter die nächsten zehn Tage anhält, wird der letzte Rest meiner Tour zum Kinderspiel.
Aus dem Wald im Tal geht es hinauf auf das Tverrfjellet und ich freue wieder über den Blick auf endlos weite Ebenen im schönsten Herbstkleid. da die Zeit der DNT Hütten nun endgültig vorbei ist, habe ich meine Tagesstrecken einfach rechnerisch auf die sechs Tage bis Olderfjord aufgeteilt. Bei 140 km Gesamtstrecke muss ich also jeden Tag gut 23 km laufen, um in meinem Zeitplan zu bleiben.
Heute erreiche ich diese Marke bereits um 15:00 Uhr und schlage mein Lager zwischen zwei Seen auf. Ich möchte möglichst früh schlafen gehen, um heute Nacht wieder Nordlichter zu jagen. Wenn der Himmel weiterhin so klar bleibt, besteht eine gute Chance, diesmal wirklich das Polarlicht erleben zu können. Ich stelle mir vier Weckzeiten über die Nacht verteilt und hoffe, den richtigen Augenblick nicht zu verpassen.
Fazit: das mit der Motivation fällt mir gar nicht so schwer, wie ich angenommen habe. Trotz der zwei schönen Tage bei Peter und dem Ende der Tour vor Augen freue ich mich, wieder unterwegs zu sein. Keine große Kunst bei so herrlichem Herbstwetter. Alta habe ich bestimmt nicht das letzte Mal besucht.