26,57 km – 08:28 h
Gestern fing es ab 17:00 Uhr an zu regnen und es hat den ganzen Abend nicht wieder aufgeklart. Also auch heute keine Polarlichter. In den frühen Morgenstunden, so gegen halb drei, fängt es auch ordentlich an zu wehen. Ich beobachte das mit etwas Sorge, denn Wind kann ich in den nächsten Tagen überhaupt nicht gebrauchen. Kurz nach vier krieche ich langsam aus dem Schlafsack und im halbdunkel fange ich an zu frühstücken und mich fertig zu machen. Als ich starte ist es heller und der Himmel ist „locker bewölkt“. Gleich zu Beginn muss ich den Rahpesjohka queren. Gestern beim Wasserholen sah das gar nicht so dramatisch aus, heute kann ich mich aber irgendwie nicht für eine Stelle entscheiden. Ich laufe einmal am Ufer hinauf und wieder zurück, dann ziehe halt doch meine Schuhe aus und laufe mitten durch.
Nun beginnt der erste weglose Streckenabschnitt der Etappe nach Alta. Es geht durch den Reisa-Nationalpark und als ich die weite Ebene erreiche fühle ich mich gleich wieder wohl. Das besondere Licht der frühen Morgenstunden legt einen ganz speziellen Zauber über die Landschaft.
Das Gelände ist sehr gut überschaubar und anhand der Wegbeschreibung von Martin und dem GPS-Track von Tobi suche ich mir meinen Weg durch den Nationalpark. Bis zum See Geresgilas ist auch alles wunderbar, dann komme ich zu dem Taleinschnitt durch den der Holgajohka fließt. Jetzt wird das Gelände zunehmend schwieriger. Das Gelände ist zerklüftet und von vielen Taleinschnitten durchbrochen. Dies und die Kletterei über Felsblöcke und Geröllfelder sind kräftezehrend. Zweimal muss ich ein Stück zurück, weil ich vor einem Abhang stehe, den ich mit dem schweren Rucksack nicht riskieren will.
Erst als es den Berg Holgavárri hinauf geht wird es wieder einfacher und der zerklüftete Untergrund weicht dem niedrigen Strauchwerk. Leider komme ich ein Stück zu weit nach Osten ab und laufe fast über den Gipfel. Also in einem Bogen zurück – und dabei die Aussicht genießen. Abgesehen von ein paar Sumpffeldern ist auch die anschließende Ebene gut zu durchqueren.
Und dann kommt auch die Stromtrasse in Sicht – erst in weiter Ferne, aber ich komme der Sache näher! Bei Martin heißt es, der Umweg entlang der Stromleitung sei zu empfehlen… ehrlich gesagt sehe ich überhaupt keine Alternative! Laut Karte ist dies der Weg, der im Vergleich zum Direktabstieg zur Nedrefosshytta nicht ganz so steil ist… Es ist zwar ein schwach erkennbarer Pfad zwischen den Masten erkennbar, aber einfach ist der, aus meiner Sicht, extrem steile Abstieg trotzdem nicht. Der Pfad führt auch nicht bis ganz nach unten sondern biegt vorher nach Nordosten ab und führt schließlich auf den DNT-Pfad.
Nicht die weglose Querung des Reisadalen ist das Problem, der DNT-Weg macht mich fertig! Scheinbar endlos zieht und windet er sich durch den Birkenwald entlang des Reisaelva, oft sehr schmal, oft unterbrochen durch Geröll, dann wieder steil aufsteigend oder abfallend zum Fluss…
Trotzdem erreiche ich um 14:00 Uhr die Nedrefosshytta. Aufgrund der Lage im Wald etwas düster, aber durchaus gemütlich und – als besonderes Highlight – mit einer Sauna am Fluss. Die Nedrefosshytta ist auch aus einem zweiten Grund etwas Besonderes: es ist nämlich die Lieblingshütte der norwegischen Königin Sonja. Sie soll nachweislich dreimal hier übernachtet haben (Zimmer 4, Bett 1), ob und wie oft sie inkognito hier war weiß man nicht. Die Sauna ist übrigen auch ihrer Hoheit zu verdanken. Und die werde ich jetzt auch mit aller Ehrerbietung nutzen!
Daina hat mir im Hüttenbuch die Wetterprognose hinterlassen, danach soll es die nächsten Tage wieder etwas regnen und der Wind liegt bei ca 35 km/h, das ist etwas mehr als ich gehofft habe, aber ich denke ich werden den Aufstieg in die Nábár wagen…
Fazit: der erste weglose Tag war einfacher als gedacht und ich glaube ich habe die Strecke ganz gut im Griff gehabt. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich heute Abend hier auf der Hütte noch Besuch von Max bekäme… wenigstens den Aufstieg könnten wir dann gemeinsam laufen.