25,25 km – 08:29 h

Wenn ich das Wetter hören kann ist das immer ein unschöner Start in den Tag. Entweder ist es zu stürmisch oder es regnet. Das ist wohl auch der Grund, warum mein Körper mir nicht gehorcht und einfach nicht aus dem warmen Schlafsack kommt. Überhaupt macht er grade was er will… Wenn ich das richtig auf die Reihe bekomme, dann bin ich gestern irgendwann zwischen 18:00 und 19:00 Uhr eingeschlafen und heute um 06:00 wieder aufgewacht. Also fast 12 Stunden Schlaf! – damit kann ich überhaupt nicht umgehen. Scheinbar holt mein Körper sich seine Regeneration jetzt selber, wenn er sie braucht. Na soll er doch, ist ok!

die Sitasjaurestugan

Nach dem Frühstück muss ich meine sieben Sachen seit langem mal wieder bei kräftigem Nieselregen einpacken und starte heute gleich in voller Regenmontur. An der Sitasjaure komme ich nach zwanzig Minuten vorbei, hier scheint noch niemand wach zu sein und ich halte mich auch nicht lange auf. Eine lange Pause zum Trocknen der Schuhe und Klamotten mache ich heute in der Hukejaurestugan – habe ich gedacht.

Der Weg ist ungewöhnlich nass und sumpfig und schon nach kurzer Zeit sind Hose und Schuhe nass. Auch die Plankenwege ändern daran nichts, im Gegenteil. Durch den stetigen Regen ist das Holz extrem glatt und durch das Moos und die Flechten so rutschig, dass ich bei jedem Schritt aufpassen muss nicht in die Sumpfwiesen zu fallen. Sonst ist die Strecke heute eher langweilig und der Nieselregen wird mich wohl den ganzen Tag begleiten, aber ich freue mich auf die Hukejaurestugan und einen warmen Ofen.

Plankenwege sogar zweispurig

Leider habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich erreiche die Hütte gegen Mittag und im Vorraum empfängt mich der Host. Er fragt freundlich ob ich über Nacht bleibe oder nur rasten will und nennt auch gleich den Preis: 40 SEK für eine Pause bzw. 400 SEK für die Übernachtung. Meine Frage nach Kartenzahlung wird verneint und als ich erkläre, dass ich auf der NPL-Tour nur kurz durch Schweden laufe und keine schwedischen Kronen habe, zuckt er mit den Schultern und meint dass täte ihm leid, aber dann müsse ich wohl weiter laufen. Bitte was? Es regnet, ich bin ungelogen klitschnass und kann mich nicht mal für eine Stunde an den Ofen setzen? Das ist schwedische Gastfreundschaft ?! Ich versuche nochmal zu erklären warum ich kein Bargeld habe, aber das interessiert offensichtlich nicht. Auch norwegische Kronen werden nicht akzeptiert.

Ich muss sagen, das hätte ich nicht erwartet! Recht enttäuscht mache ich mich also wieder auf den Weg. Vielleicht schaffe ich es ja noch über die Grenze nach Norwegen, die nächste Hütte ist dann die Gautelishytta – das sind noch gute 17 Kilometer. Nach den 21 km die ich schon gelaufen bin keine gute Idee. Bei dem Wetter möchte möglichst schnell ins Trockene, also suche ich einen Platz für mein Zelt. Der ist allerdings auch nicht so leicht zu finden. Das Gelände ist felsig oder nass oder felsig und nass… ich halte noch eine gute Stunde Ausschau und laufe immer wieder links und rechts vom Trail die Anhöhen hinauf. Endlich finde ich ein Fleckchen und Wasser ist auch in der Nähe.

Das Zelt ist schnell aufgebaut, aber nun muss ich mit allen nassen Sachen hinein. Mir läuft es jetzt schon kalt den Rücken hinunter, wenn ich daran denke, dass ich morgen das ganze nasse Zeug wieder anziehen muss! Auf jeden Fall wird an der Gautelishytta eine Trockenpause eingelegt – oder ich bleibe einfach über Nacht – mal sehen was mich dort morgen erwartet.

eine Sommerbrücke

Fazit: das der 100. Tag so unschön endet finde ich schon sehr schade. Bei Sonnenschein wäre das ja auch kein Thema gewesen, aber einen durchnässten Wanderer wegen 4,00 € wieder in den Regen zu jagen ist schon ein starkes Stück. Schweden finde ich ab sofort doof – und ich kann sehr nachtragend sein!