Tag 144
Es ist noch dunkel, als ich mit meinem gepackten Rucksack vor das Hotel trete. Mein erster Gang führt mich in eine kleine Bäckerei schräg gegenüber, dort kaufe ich zwei belegte Brötchen und eine noch warme Zimtschnecke für die Bahnfahrt. Den Weg zum Bahnhof habe ich ja gestern schon „erkundet“ und so bin ich in wenigen Minuten an meinem Bahnsteig. Der Zug steht bereit, der Zugang zum Gleis ist aber noch gesperrt. Ich muss also 20 Minuten warten, bevor ich meinen Sitzplatz suchen kann. Ich freue mich über den Fensterplatz und die hoffentlich schönen letzten Ausblicke in die norwegischen Landschaften. Eine Reihe hinter mir sitzen zwei Japaner, die anfangen die Fensterscheiben an ihren Sitzplätzen von innen und außen zu reinigen… wohl, um bessere Fotos machen zu können? Soweit gehe ich nicht, sondern lasse mir mein erstes Brötchen schmecken.
Der Zug fährt pünktlich los. Die Aussagen über die Schönheit dieser Bahnstrecke sind tatsächlich nicht übertrieben. Noch einmal genieße ich die Ausblicke, jedenfalls dann, wenn wir nicht gerade durch Tunnel fahren oder ich auf die Innenseiten der verkleideten Galerien blicken muss.
Auf die Minute pünktlich erreichen wir den Hauptbahnhof in Oslo und ich schultere mein Gepäck, um mich auf den Weg zum City-Box-Hotel zu machen. Das ist nur etwa 10 Gehminuten entfernt und schnell habe ich die Unterkunft gefunden. Im Foyer stehen vier Automaten, der Check-In funktioniert voll digitalisiert …. leider nicht!! Keine der PINs und Codes und Buchungsnummern werden von der Console akzeptiert… also hilft nur ein Klick auf den „Hilfe-Button“, woraufhin auch sofort ein junger Mitarbeiter auftaucht.
Tja und der weist mich nach einem Blick auf meine Buchungsbestätigung etwas genervt darauf hin, dass ich im falschen Hotel stehe… Ich habe nicht die City-Box sondern das Smart Hotel gebucht. 🤦🏼♂️ Nein, ich werde nicht dement, das liegt entweder am Jetlag oder an meiner Erkältung! Etwas peinlich ist es mir aber schon als ich mich entschuldige und auf den Weg zum richtigen Hotel mache. Diesmal etwa eine gute halbe Stunde in die entgegengesetzte Richtung.
Reichlich erschöpft werde ich hier von einem freundlichen Herrn an einer echten Rezeption empfangen. So richtig old school. Ich freue mich nur noch auf ein Bett und lege mich eine halbe Stunde hin. Das Zimmer ist noch ein wenig kleiner als die Kabine auf dem Schiff, aber sehr funktional eingerichtet und sicher eine Empfehlung, wenn man nur eine Nacht in Oslo verbringt.
Gegen 18:00 Uhr raffe ich mich auf um etwas zu essen zu besorgen. Ein Restaurant ist mir zu anstrengend, also suche ich die nächstgelegene Pizza- oder Dönerbude und esse dort einen eher schlechten Döner für sage und schreibe 176 NOK (15,58€ !!!). Dabei liegt der Imbiss nicht einmal an einem Touristen-Hotspot.
Nach diesem deprimierenden Abendessen schleiche ich zurück ins Hotel, nicht ohne unterwegs noch eine Packung Ibuprofen zu besorgen. Nur halbsatt lege ich mich ins Bett und hoffe, dass wenigstens das Frühstück morgen etwas reichhaltiger ist.
Tag 145
Ja, das ist es dann heute morgen tatsächlich. Reichhaltig, Das Frühstück meine ich. Früh um sieben bin ich nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf einer der Ersten am Buffet und lasse mir viel Zeit. Meine Erkältung hält sich hartnäckig und obwohl ich eigentlich keinen Appetit habe versuche ich mich an Obst, Jogurt und frischen Croissants. Die nächste Mahlzeit gibt es ja erst heute Abend an Bord der Color Line.
Um 11:00 Uhr verlasse ich das Hotel und trotz Nieselregen lasse ich es mir nicht nehmen meinen Rucksack ein letztes Mal zu Fuß durch die Stadt zum Hafen zu tragen und verzichte auf ein Taxi. Wie immer bin ich dann eine Stunde zu früh am Terminal. Ich checke trotzdem schon ein um im Café einen Kaffee zu trinken und nachdem ich meinen Ersten ungeschickterweise der netten Bedienung hinter den Tresen gekippt habe (ich bin echt nicht richtig fit…) sitze ich mit dem zweiten Becher im Wartebereich und beobachte wie sich langsam die Halle füllt. Bisher sind wir ja immer mit dem PKW oder dem Van auf die Fähren gefahren und ich bin doch recht erstaunt, wie viele Passagiere „zu Fuß“ über den Terminal einchecken.
Die Überfahrt an Bord der Color line ist ja für mich nicht neu, aber trotzdem fühle ich mich erschlagen von der Masse an Passagieren auf engstem Raum. Ich stelle nur kurz mein Gepäck in der Kabine ab, dann wandere ich ein wenig über das Schiff und versuche mich zu orientieren. Rote T- Markierungen würden hier auch Sinn machen. Das ist schon eine andere Hausnummer als die kleine Kong Harald der Hurtigruten. Ein kurzer Besuch im Duty Free Shop und ein kleines Bier auf dem Außendeck, dann ziehe ich mich zurück in die Kabine und brauche wieder etwas Ruhe.
Laut Borddurchsage ist heute Abend mit schwerem Seegang zu rechnen, deshalb wurden alle Shows und andere Veranstaltungen abgesagt, auch das Betreten der Aussendecks wurde verboten. Ich bin gespannt, ob das Abendbuffet wenigstens stattfinden wird.
Ja, es findet statt, aber es gehört eine große Portion Balancegeschick und ein guter Gleichtgewichtssinn dazu, den gefüllten Teller vom Buffet zum Sitzplatz zu tragen. Immer wieder hört man aus verschiedenen Richtungen Geschirr zu Boden fallen. Wenn hier von einem Grand Buffet gesprochen wird, dann ist das wortwörtlich gemeint. Speisen und Gerichte ohne Ende. Obwohl mir etwas der Appetit fehlt, versuche ich mich durch das Buffet zu fräsen. Vor allem die Meeresfrüchteabteilung arbeite ich von Anfang bis Ende ab. Das Schwanken und Schaukeln des Schiffes macht mir nichts aus, aber es ist amüsant zu beobachten, wie viele der anderen Gäste sich immer wieder tief einatmend in ihren Sitzen zurücklehnen und die Augen schließen, um den Magen unter Kontrolle zu halten. Ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der gerade ein wenig an Appetitlosigkeit leidet.
Ich schlendere anschließend über die Decks, verbringe ein wenig Zeit in der Observation Lounge und ziehe mich dann in meine Kabine zurück.
Morgen ist es endlich soweit: ich bin in einigen wenigen Stunden wieder zu Hause!
Wir freuen uns sehr, dich wohlbehalten zu Hause begrüßen zu können, auch wenn die letzten Tage weniger schön sind, als deine Reise.
Genieße die letzten Stunden trotzdem und freu dich auf deine Lieben.