29,46 km – 10:14 h

Morgenhimmel

Heute wache ich das erste mal mit einer kalten Nase auf – ein untrügliches Zeichen, dass sich der warme Teil meiner Reise seinem Ende nähert. Raus aus dem warmen Schlafsack und und schnell rein in die Daunenjacke. So kann ich gemütlich frühstücken. Die Nacht war recht anstrengend, wieder meinten zwei Luftkammern meiner Isomatte das sie sich brüderlich vereinen müssten… ich habe jetzt etwas Mühe überhaupt eine Schlafposition zu finden. Aber noch fünf Nächte, dann ist die neue Isomatte da, und drei davon kann ich in einer Hütte schlafen.

der Auronasa

Ich starte mal wieder früh um kurz vor sechs und beginne mit einer einfachen Flussquerung, halte mich westlich vom Auronasa und dann geht es oberhalb des Sør-Randalen hinunter zur Bolnastua. Die Hütte liegt an der E6, das bedeutet ich habe nach drei Tagen wieder Netzempfang. Ob ich von dort dann weiter laufe muss ich mir noch überlegen.

Zu schwer zum mitnehmen…

Kurz vor der Hütte warnen Schilder vor dem Betreten der Umgebung des Staudamms. Wenn man den DNT-Markierungen folgt kommt man aber sicher zu einer Brücke.

Der Weg und die Landschaft sind wieder traumhaft, das Wetter gut und ich komme schnell voran. Unterwegs stoße ich auf Peter Fischer, der vor 20 Jahren nach Norwegen ausgewandert ist und nun in Alta wohnt. Jetzt läuft er nach Hause – nach Görlitz – allerdings in Etappen. Er lädt mich ein ihn anzurufen, wenn ich in Alta auf dem Hin- oder Rückweg vorbei kommen sollte. Wieder ein netter Kontakt, den ich vielleicht mal nutzen kann. Um 11:00 Uhr komme ich an der Bolnastua an. Es gibt die neue und die alte Hütte, beide sind gemütlich.

Ich mache dort die Bekanntschaft eines Norwegers, den Namen habe ich leider vergessen. Er kann mir gute Tipps zum weiteren Weg geben und jetzt erst realisiere ich wieder, dass es bis zum Polarkreis nur noch 10 Kilometer sind. Damit ist dann auch meine Entscheidung gefallen: ich mache eine lange Pause und laufe dann auf jeden Fall weiter. Das Ziel will ich heute unbedingt noch erreichen. Ich esse also, nutze das „Bad“ für eine etwas gründlichere Wäsche, nutze die Netzverbindung um mit der Familie zu telefonieren und döse etwas vor mich hin. Gegen 13:00 Uhr erreichen Nadja und Daina die Hütte. Die beiden sind mir ja auf den Fersen, starten aber später als ich und haben heute ebenfalls die Raudfjelldalskoia als Ziel. Die Nothütte steht direkt am Polarkreis.

Um 14:00 Uhr breche ich wieder auf. Achtung! Der alte DNT-Pfad ist versperrt und es gibt eine neue Unterführung unter der Bahnlinie durch. Weiter ist der DNT-Weg aber noch nicht markiert.

Die zwei Flussquerungen sind einfach und die 10 km fliegen dahin. Und dann ist wieder ein Meilenstein-Ziel erreicht: ich überschreite tatsächlich den Polarkreis! So viele Bilder habe ich während meiner langen Planungszeit von dem Tor gesehen, jetzt durchlaufe ich es selber. Die exakte Lage beschreibt der Torbogen zwar nicht mehr, der Polarkreis verschiebt sich nämlich, aber als Symbol ist dieser Ort faszinierend. Was genau es mit der Verschiebung auf sich hat müsst ihr bei Dr. Google erfragen. Wir erreichen das Ziel zusammen und veranstalten erst einmal eine Fotosession inklusive Polarkreistaufe.

das Polarkreistor mit der Raudfjelldalskoia
Taufe

Die Nothütte ist durchaus groß genug für drei Leute und bei schlechterem Wetter hätte ich auch dort übernachtet, so aber kann ich nicht widerstehen mein Zelt direkt an diesem besonderen Ort aufzustellen.

Wir sitzen aber noch eine Weile zu dritt in der Hütte, essen gemeinsam und feiern den Tag mit Pfefferminztee und Schokolade.

Und später am Abend gibt es dann sogar noch eine Zugabe für uns:

Fazit: „Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.“ Das Zitat kommt nicht von mir und ich weiß auch nicht mehr wo ich es gelesen habe. Aber ich finde das ist eine schöne Antwort auf die Frage „warum machst du das eigentlich“.