19,50 km – 08:56 h

Auf den gestrigen, sonnigen Abend folgt ein sonniger Morgen. Das alleine reicht schon um mit guter Laune und motiviert in den Tag zu starten. Ich liege bis 05:30 im Zelt und genieße es einfach, dass die Sonne in den Eingang scheint. Aber wir wollen ja um 07:00 Uhr starten, also raffe ich mich auf und beginne mit der täglichen Morgenroutine. Müsli, Kaffee, Rucksack packen… wie einfach das von der Hand geht wenn man nicht im Regen sitzt. Bis auf ein paar Frühaufsteher-Mücken lassen mich die ganzen nervigen Fliecken und Knots in Ruhe meinen Kaffee trinken.

Pünktlich laufen wir los und suchen uns einen Weg raus aus dem Tal. Der Boden ist felsig, recht trocken und oft mit Kraut bewachsen, also lässt es sich gut laufen – anders die großen Geröllfelder. Hier heißt es konzentriert sein und acht geben, dass man keinen falschen Schritt macht.

Die Aussicht und die Panoramen setzten sich genauso beeindruckend fort wie sie gestern begonnen haben. Wir queren große Schneefelder und lassen eine Rentierkuh mit ihrem Kalb an uns vorbei ziehen. Die beiden suchen wohl Anschluss an ihre Herde, die kurz unter einem Gipfel auf dem Schneefeld rastet. Es mag sicher Menschen geben die die rauhe, felsendurchsetzte Fjelllandschaft eintönig und langweilig finden – für mich ist sie überwältigend schön.

Stefan hat heute morgen die aktuelle Wetterprognose abgerufen, danach müssen wir gegen Mittag mit einem hohen Gewitterrisiko rechnen. Da auch noch eine Querung des Ranserelva auf dem Programm steht hoffen wir dies vor dem erwarteten Regen zu schaffen. Den Fluss erreichen wir gegen 11:30 Uhr und das Furten ist völlig harmlos. Die Schuhe ziehen wir zwar aus, aber weder Strömung noch Wasserstand stellen ein Problem dar. Nachdem dieser Programmpunkt erfolgreich absolviert wurde machen wir eine kurze Pause und wie auf Bestellung türmen sich am Horizont dicke, schwarze Wolken auf. Das Gewitter kommt direkt auf uns zu und aus der kurzen Rast wird eine lange Mittagspause. Wir schlagen die Zelte auf und warten gespannt darauf, was die nächste Stunde wohl bringen wird. Der Himmel sieht bedrohlich aus und als der Wind merklich auffrischt verkriechen wir uns in die Zelte.

gut vorbereitet auf das Unwetter warten

Das erste Donnergrollen zieht über das Fjell und es beginnt kurz darauf zu regnen… ein paar Tropfen, dann ist der ganze Spuk plötzlich wieder vorbei und die Sonne scheint! Das Unwetter ist direkt westlich vorbei gezogen ohne uns zu behelligen. Großes Glück gehabt – obwohl ich ja ein wenig enttäuscht bin.

Gegen 14:00 Uhr brechen wir bei Sonnenschein wieder auf. Hinter uns stehen zwar immer noch dunkle Wolken am Himmel, aber wir laufen ja in die andere Richtung. Immer auf den blauen Himmel zu – leider nicht schnell genug. Das nächste Gewitter holt uns ein, zum Glück nur mit ein paar Regengüssen. Die eigentliche Gewitterzelle ist weit genug entfernt und außer Donnergrollen und einigen wenigen Blitzen am Horizont passiert nichts. Auch der Regen lässt eine Weile später nach und in der Abendsonne trocknen die Regensachen wieder. Wir nähern uns langsam dem Susendalen und müssen zum Fluss Tiplingelva hinab steigen. Bevor wir also wieder zu tief und in sumpfigere Gebiete kommen, schlagen wir unsere Zelte an einem kleinen, mückenverseuchten See auf und haben einen grandiosen Ausblick auf den schneebedeckten Gipfel des Kvigtinden.

Fazit: Diese Bilder werde ich nicht vergessen und genau diese Bilder sind der Grund warum ich Sumpf, nasse Füße, Regentage und die Anstrengungen auf mich nehme.