39,20 km – 11:34 h

Wie ich das hasse! Das Allerschlimmste an dieser Wanderung sind die nassen, kalten, stinkenden Klamotten in die ich jeden Tag wieder rein muss… selbst der Schlafsack fühlt sich schon klamm an. Wenn ich morgens aufwache ist gleich der Gedanke da: jetzt muss ich aus dem warmen Schlafsack raus, in das nasse Shirt, die nasse Hose, darüber die nassen Regensachen… ich glaube ich hab kein einziges Gepäckstück mehr, dass nicht feucht ist. Aber ich kann schon die Stunden zählen die es noch dauert bis ich in Røyrvik bin.

heute das Startfoto mal alleine…

Darum bin ich heute morgen auch gleich nach dem Aufwachen los. Um 05:30 Uhr stehe ich auf der Straße und fange ein neues Hörbuch an, dass ich mir in Gjefsjøen herunter geladen habe. Bei spannender Unterhaltung folgt ein Kilometer dem nächsten. Wieder einfach den Autopiloten einschalten und nichts anderes tun, als einen Fuß vor den anderen zu setzten hat schon was sehr Entspannendes.

Nach ca. sechs Kilometern bin in ich Kvelia. Dort gibt es einen Matkroken, daneben steht eine kleine Hütte mit zwei Schlafplätzen, die an NPL‘er vergeben werden und es gibt ein WC und eine Dusche (!). Der kleine Laden macht um 10:00 Uhr auf… jetzt ist es grade sieben. Ich bin mal wieder zu früh für die Welt. Eigentlich schade, denn der Ladenbesitzer verschenkt an alle NPL-Läufer Schafwolleinlagen für die Schuhe. Damit wir im Norden nicht frieren. Na, egal, drei Stunden warten geht garnicht.

Matkroken
die Kvelibua
???

Auch ein kurzer Schwedenbesuch steht heute auf dem Programm, ich merke aber erst das ich in Schweden bin als ich die Grenzmarkierung Norwegens sehe. Den ersten Grenzübertritt habe ich gar nicht realisiert.

Es ist so richtiges Laufwetter heute. Bewölkt aber entgegen der gestrigen Prognose regnet es nicht. Im Gegenteil, als die Straße richtig bergauf führt zum Limingruet kommt die Sonne durch und sofort ist es wieder warm. Oben angekommen finde ich eine kleine Kota, die mit fellbedekten Bänken, einer Feuerstelle und Holz ausgestattet ist.

Eigentlich ein toller Übernachtungsplatz und wieder ein gutes Beispiel für das Zeltplatzproblem. Aber eine Rast kann ich hier einlegen und überlege mir das Aussenzelt schnell aufzubauen, damit es trocknet. Gesagt, getan – und bei Wind und Sonne ist alles nach 10 Minuten trocken. Ich bleibe noch ein wenig sitzen und essen ein paar Nüsse, Schokoladen und getrocknete Mango (sehr lecker!). Dann geht es wieder hinunter zum See Limingen.

Meine Tourenplanung sieht vor, dass ich am südlichen Ende des Sees einen Zeltplatz suche, allerdings ist es erst 13:00 Uhr und solange es nicht regnet will ich die Zeit nutzen und gehe weiter. Ich mache erneut Pause, weil ich ein ungutes Gefühl in den nassen Schuhen habe. Kündigt sich da nun doch eine Blase an? Zu sehen ist aber nichts, also gibt es nochmal eine Runde Bepanthen, dann wieder rein in die Schuhe und weiter.

Wie sich herausstellt hätte ich doch besser an einem der Campspots am Südende bleiben sollen. Die Straße führt nun weg vom Ufer und die Uferböschung wird sehr steil. Die Sonne ist auch wieder hinter dunklen Wolken verschwunden und überlässt nun dem versprochenen Regen das Feld. Zu blöd, da habe ich grade alles einigermaßen trocken und nun muss ich wieder in die Regenklamotten rein. Wenigstens hätte ich mir gewünscht das Zelt trocken aufzubauen, aber selbst daraus wird nichts. Der Regen wird kräftiger und ich kann einfach keinen geeigneten Platz finden.

Irgendwann reicht es mir dann und ich gehe querfeldein in Richtung See, quere eine nasse Wiese und klettere die Uferböschung hinunter. An dem steinigen Ufer des Limingen finde ich eine mit Moos und Gras bewachsene Stelle und beschließe das es nun reicht für heute. Immerhin sind aus den geplanten dreißig nun fast vierzig Kilometer geworden – dafür kann ich mir dann morgen Zeit lassen und trotzdem schon am frühen Nachmittag in Røyrvik ankommen.

Fazit: nach der langen Zeit im weglosen Fjell ist eine befestigte Straße und ein spannendes Hörbuch eine schöne Abwechslung.