0,00 km – 00:00 h

Ausschlafen, liegen bleiben, umdrehen, lesen, wegdösen, weiter lesen… Wie sehr ich es genieße heute nicht um 06:00 den Rucksack zu packen und los zu laufen! Ich habe sogar vergessen den Hofhahn rechtzeitig um 04:00 Uhr zu wecken! Langsam, ganz langsam, scheint sich mein Biorythmus zu ändern!?

Darf ich vorstellen: Elsa

Die Nacht im Tanzsaal der Gjefsjøen Gjestegård habe ich gut in meiner Ecke verbracht. Einmal eingeschlafen kann mich auch so schnell nichts mehr aufwecken. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Simone und Stefan verbringe ich den Vormittag damit meine Pausentag-To-Do-Liste abzuarbeiten. Erst wird der gestrige Tagebucheintrag vollendet und ins Netz gestellt. Ich telefoniere mit Pe und meinen Eltern, danach schaue ich mir die Routenplanung der nächsten Wochen an. Je höher ich nach Norden laufe, desto geringer werden die Unterschiede in den Routen der NPL-Läufer. Gezwungener Maßen – Nord-Norwegen ist einfach nicht breit genug um aus vielen Wegvarianten wählen zu können. Das nächste „Nahziel“ ist Sandvika mit Einkaufsmöglichkeiten, allerdings benötige ich nur Luxusartikel wie frisches Obst und Gemüse, Cola oder Bier, Chips und Kleinigkeiten für die Zwischenpausen an den Wandertagen (Riegel, Nüsse etc.). Die Grundversorgung schleppe ich ja schon seit sieben Tagen mit mir herum. Gebraucht habe ich davon weniger als gedacht, weil die Pfannkuchen-Versorgung auf den Hütten ausgesprochen gut funktioniert hat und das Essen in Gaundalen und auch hier in Gjefsjøen natürlich um ein Vielfaches interessanter (vor allem mengenmäßig) ist als die gefriergetrockneten Fertigmahlzeiten aus meinem Rucksack. Nach Sandvika liegt drei Tage später Røyrvik und die Limingen Gjestegård auf meiner Route und dort erwartet mich dann schon das nächste Versorgungspaket (in dem hoffentlich ein Paar neue Wandersocken liegen). Soweit die Planung der nächsten Tage.

Gegen Mittag taucht Christian auf und wir klären die finanziellen Fragen zu unserer Unterkunft und Verpflegung. Die Nutzung des Festsaales soll pro Nacht 500 NOK kosten (für uns alle drei zusammen), das Abendessen möchte er mit 250 NOK pro Person und Mahlzeit berechnen. In Anbetracht der Tatsache mit welchem logistischen Aufwand die Versorgung hier organisiert werden muss halte ich den Preis für absolut angemessen. Alternativ schlägt Christian vor für Kost und Logis zu arbeiten… Nein, kein Scherz, das hat er ernst gemeint.

Im ersten Moment findet dieser Vorschlag wenig Anklang bei uns. Arbeiten? Am Pausentag? Etwas später jedoch finde ich die Idee ganz witzig und etwas Bewegung schadet ja bekanntlich nicht. Also machen wir uns zu dritt auf, stehen in Regensachen vor der Haustür und reißen Christian scheinbar aus seinem Nachmittagsschläfen (so jedenfalls mein Eindruck). Ein kurzer Moment der Verwirrung, dann machen wir uns auf den Weg zu einer Heuwiese auf der Silageballen liegen die aufgeladen, transportiert und gestapelt werden müssen. Alleine sicher eine zeitraubende Arbeit, zu viert geht sie schnell von der Hand. Nach einer guten Stunde ist die Angelegenheit auch schon erledigt, rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen. In wie weit die Leistung der drei ausländischen Hilfsarbeiter sich mindernd auf unsere Rechnung für Kost und Logis auswirkt bleibt abzuwarten – einen Stundenlohn haben wir im Vorfeld nicht ausgehandelt. Wenn Christian uns auf ein Stück Pizza einlädt hat sich der Einsatz schon gelohnt, finde ich.

Der Rest des Nachmittags vergeht mit lesen, Kaffee und Tee trinken und ausruhen. Um 18:00 Uhr kommt Christian voll bepackt rüber und fängt an Pizza zu backen für unser Abendessen. Ich gehe ihm ein wenig zur Hand, schneide Zwiebeln für den Belag, mache das aber in den Augen unseres Gastgebers nicht richtig… Wir belegen die Pizza mit Tomatensauce, Käse, Hackfleisch und gegrilltem Elchfleisch. Eine rustikale Zusammenstellung auf die ich sehr gespannt bin.

Wir essen wieder gemeinsam und wie gestern ziehen sich die Gespräche über alle möglichen Themen, von Musik bis zu Schneemobilen, sehr in die Länge.

Zum Abschluss des Abends lassen wir uns von Christian noch durch das Museum führen. Ein altes, zum Hof gehörendes Holzhaus von 1906, das im Zweiten Weltkrieg eine große Rolle gespielt hat. Die Familie Gjefsjøen hat von hier aus vielen Flüchtlingen über die schwedische Grenze geholfen, dann wurde der Hof von Amerikanern besetzt, die die Eisenbahnlinie sabotierten um die deutschen Nachschublinien zu unterbrechen und unmittelbar vor Kriegsende ist eine deutsche Patrouille hier umgekommen. Details dürft ihr gerne bei Wikipedia und Google nachlesen (Stichwort Operation RYPE).

Das Finanzielle regeln wir per Kartenzahlung (immer wieder beeindrucken wie das hier in Norwegen im letzten Winkel noch funktioniert). Knapp 70,00 € pro Person für zwei Übernachtungen auf der Matratze und zwei sehr leckere, mehr als ausreichende Abendessen finde ich durchaus angemessen. Dabei wurde das Frühstück und ein paar Abendbiere nicht einmal berechnet (was ich auf unsere Farmarbeit zurückführe).

Fazit: wieder einmal eine unerwartet Wendung. So sehr ich auch bei der Ankunft „überrascht“ war, so schön hat sich der Pausentag doch noch entwickelt. Offen sein und das Positive sehen ist wohl das Geheimrezept (… und so ein Satz von mir!!)