16,08 km – 05:37 h – 183 Höhenmeter

Nach einer ruhigen Nacht war irgendein Regenbogenpfeiffer der Meinung man müsse unbedingt den neuen Tag begrüßen. Um 04:00 Uhr!!! Aber ok, ist ja eh fast meine Zeit. Und gestern bin wohl auch gegen 21:00 eingeschlafen. Also lausche ich dem Konzert, bis ich dringend aus dem Schlafsack muss. Wieder ein schöner Morgen! Ich packe in Ruhe zusammen, mache mir einen Kaffee und das Müsli und nehme Beides mit an die Sitzbank am See. Schön, so ein beginnender Tag…

Ich laufe auf geschotterten Wanderwegen, ab und zu sind Asphaltstrecken dabei aber nahezu keine Autos. Es fühlt sich ein wenig an wie auf einer Harzwanderung, auch der Nadelwald und die Bäche am Wegrand ähneln unserer Harzgegend sehr. So richtig komme ich aber heute nicht in Schwung. Ich motiviere mich mit dem Gedanken, dass es heute nur ca. 17 km sind und ich in Hægeland einkaufen kann. Ich brauche unbedingt Teebeutel… immer nur klares Wasser ist auf Dauer langweilig. Wobei mir gestern die heisse Brühe auch gut getan hat ( kennt ihr noch? „Fette Brühe“-Brühwürfel aus Oma‘s Gewürzregal).

Wasser habe ich aus dem See geholt, für den Notfall. Ich laufe heute bis zu einem Campinplatz, dort gibt es ja Frischwasser. Aber auch unterwegs gibt es diesmal viele Möglichkeiten zum Nachtanken und ich tausche das Seewasser bei erster Gelegenheit gegen kaltes Wasser aus einem Bergbach.

Eine ausgiebige Rast mache ich an einem Waldsee mit richtigem Sandstrand. Kurz habe ich sogar darüber nachgedacht mal rein zu springen. Ganz, ganz kurz… Als ich in Hægeland aus dem Wald heraustrete befinde ich mich fast genau gegenüber von einem Supermarkt. Ich überlege was ich mit dem Rucksack machen soll und will schon einen Einkaufswagen nehmen, als ich am Eingang den Hinweis lese, dass Rucksäcke im Markt nicht erlaubt sind. Also spreche ich eine Verkäuferin an und frage, ob sie ein Auge darauf hat, wenn ich das Gepäck in Kassennähe abstelle. Ich bin mir zwar nicht sicher was genau sie verstanden hat, nehme das freundliche Lachen und Nicken aber als Zustimmung. Im Laden ist es dann ein wenig wie bei Ikea: Eigentlich brauche ich nur Tee, komme dann aber heraus mit zwei Dosen Cola, einem Bier, zwei Birnen, einem Becher Kartoffelsalat (?), vier Schokoriegel und Nudeln mit Käse. Und draußen fällt mir ein, dass ich Chips vergessen habe. Überhaupt ist das mit dem Einkauf so eine Sache. Die meisten Portionsgrössen sind nicht für eine Person gedacht, aber ich muss ja auch alles tragen! Es wird also nur das eingekauft, was ich auch am Abend noch esse und trinke. Na ja, eigentlich jedenfalls. So richtig Proviant auffüllen muss ich erst in drei Tagen.

In Hægeland suche ich einen kleinen Schleichweg (vom Friedhof hat man eine sehr schöne Aussicht!) und komme erst ein gutes Stück hinter dem Städtchen wieder auf die Hauptstraße. Das sind jetzt die schlimmsten 1,5 Stunden des Tages. Vergleichbar mit unseren Bundesstraßen rauscht hier eine Menge Verkehr durch und es gibt keinerlei Gehwege. Ich halte mich so gut es geht hinter den Leitplanken, bin aber erleichtert als ich den Campingplatz erreiche. Der ist allerdings auch eher eine Enttäuschung. Der Betreiber ist zwar nett und freundlich, das Ambiente aber aus den 70ern. Keine Ahnung woher die ganzen guten Google-Bewertungen kommen. Durch die vielen Dauercamper hat man das Gefühl in einer Bungalowsiedlung zu übernachten.

Wenigstens der Ausblick aus meinem Zelt ist schön

Es ist erst 14:00 Uhr und so habe ich viel Zeit meine Route für Morgen zu planen. Dabei fällt mir auf: Ich habe heute die 100-KILOMETER-MARKE überlaufen! Wie schön, dass ich darauf mit mir selber und meinem Bier anstoßen kann!

Fazit nach 100 Kilometern: ein schöner Einstieg in mein Abenteuer, ich bin gespannt wann die Schonzeit vorbei ist.