24,06 km – 10:15 h

Wann ich heute wach wurde? Keine Ahnung, ich darf ja nicht auf die Uhr schauen 🤷‍♂️. Aber aufgestanden bin ich trotzdem und habe mir in der schönen Hütte ein letztes, gemütliches Müslifrühstück gemacht, einen zweiten Kaffee getrunken und noch ein paar Seiten gelesen. In der Hütte selber habe ich gestern Abend noch aufgeräumt und sauber gemacht, also muss ich mich heute nur um meine Tasse kümmern, frisches Wasser holen und aus dem Holzschuppen Holz für den Ofen auffüllen. Meinen Rucksack packe ich mal wieder ganz ordentlich und gewissenhaft, aber leichter wird er dadurch auch nicht (obwohl ich wirklich sagen muss, dass ich mich an das Gewicht gewöhne). Ein letzter Blick durch die Räume, eine letzte Kontrolle, ob alle Fenster zu und das Gas abgedreht ist, dann schließe ich die Hütte hinter mir ab und mache mich auf den Weg in Richtung Storhøliseter-Hütte. Da ich mein Navi einschalten muss weiß ich jetzt, dass es kurz vor 07:00 Uhr ist… ( sry, Nina 😬).

Mein Weg führt mich heute über eine sumpfige Ebene, durch das Skriubekken, dann hinauf über die Marsteinhøgda und wieder runter durch das Langsudalsbekken. Viel Wasser, viel Sumpf und viele Brücken… wobei nicht alle wirklich nutzbar sind.

Der Weg ist, im Gegensatz zu gestern, hervorragend zu finden. Entweder lässt sich der Pfad gut lesen oder er ist deutlich (und offensichtlich grade frisch) mit den DNT-Marken gekennzeichnet. Navigation ist fast nicht notwendig.

Ich laufe in Ruhe und lasse mir Zeit. Meine Mittagspause verbringe ich in der Skriurusten-Hütte, die genau auf der Hälfte meines Weges liegt. Die Skriurusten ist eine alte „traditionelle“ Hütte und mit meiner Luxusunterkunft der letzten beiden Nächte nicht zu vergleichen. Trotzdem sehr gemütlich! Ich breite meine nassen Schuhe, Socken und Gamaschen in der Sonne aus und flüchte dann aber vor den Mücken nach drinnen. Dort gönne ich mir eine schöne Dose Pfirsiche, koche mir einen Kaffee und dazu gibts Brot mit Käse und Gurke (die Sache mit den Obstkonserven auf den Hütten ist wohl vergleichbar mit dem Tomatensaft beim Fliegen!)

Während ich gemütlich beim Kaffee sitze bekomme ich plötzlich Gesellschaft von zwei niederländischen Jungs, ich schätze so 15-17 Jahre alt. Die beiden sind mit ihren Eltern auf einer dreitägigen Hüttentour. Die Mutter kommt aber wohl mit dem Gelände und dem Sumpf nicht zurecht, weshalb die beiden sich abgesetzt haben und vorweg laufen.

Wir unterhalten uns ein wenig über die bereits besuchten Hütten, dann mache ich mich nach einer guten Stunde wieder auf den Weg. Ich quere einige kleinere Schneefelder und kreuze mehrere Flüsse, die zum Glück alle „überbrückt“ sind.

Hätte ich gewusst was mich noch erwartet, hätte ich die Mittagspause nicht so ausgedehnt. Das heutige Ziel ist die Storhøliseter, auch eine Hütte, und danach will ich irgendwo mein Zelt aufschlagen. Etwa gute 4 km vor der Hütte fallen plötzlich vereinzelte, aber ordentlich dicke, Regentropfen. Ich bin überrascht, wo doch die Sonne scheint, bemerke beim Umschauen aber, dass die „Bedrohung“ von hinten kommt. Diesmal zögere ich nicht sondern verpacke den Rucksack ordentlich regendicht, mir selbst ziehe ich aber nur die dünne Windjacke über. Ich bin bin sowieso durchgeschwitzt, das macht nun auch keinen Unterschied mehr… habe ich gedacht!

Was wie ein kleiner Sommerschauer anfängt entwickelt sich innerhalb der nächsten halben Stunde zu einem richtigen Unwetter mit Donnergrollen, Blitz und Sturzregen. Ich bin in kürzester Zeit bis auf die Haut durchnässt und habe nur noch die Hütte im Kopf. Von Weiterlaufen ist keine Rede mehr – ich will nur noch aus dem Unwetter raus.

Die Storhøliseter ist sehr hyggelig, und tropfnass mache ich zuerst den Ofen an, über dem ich dann alle Klamotten aufhänge. Das Wasser tropft aus der Kleidung und ich frage mich, wie ich diese Situation wohl in meinem Zelt gehandhabt hätte… ich glaube, ich werde diesbezüglich noch einige Erfahrungen sammeln können…

Nachdem ich trockene Kleidung an habe gibt es einen doppelten Kaffee und ich verlängere eine Gemüsesuppe mit Kartoffelbrei. Ich bin grade am Essen, da schneit Gesellschaft herein. Dalen, ein Mountainbiker, der mit seinen drei Kollegen von Vinstra hierher gefahren ist. Er hat die Tour organisiert und vier Schlafplätze in der Hütte gebucht, dann aber den Schlüssel vergessen. Nun ist Dalen heilfroh, dass ich die Räume alle aufschließen kann. Andernfalls hätten sie weiterfahren müssen zu einem Campingplatz. Wir unterhalten uns ein wenig, Dalen teilt sein Bier mit mir, und dann richten die Jungs nebenan ihre Schlafräume her. Um meine Sachen bis morgen trocken zu bekommen habe ich den Ofen ordentlich eingeheizt und nun herrscht in der kleinen Hütte ein saunaartiges Klima. Lüften kommt nicht in Frage, da draußen Myriaden von Moskitos herumschwirren. Diesmal auch recht bösartige. Sitzen kann hier jedenfalls keiner und ich schließe für die Vier die zweite Hütte auf.

Das war heute also der erste richtige Regen auf meiner Tour… Natürlich ist nicht zu erwarten, dass bis Ende Oktober die Sonne scheint, aber was ich davon halten soll weiß ich noch nicht so recht. Jedenfalls:

Fazit: Auch bei Regen kann man wandern! Insbesondere, wenn einem nichts Anderes übrig bleibt.