16,80 km – 06:32 h

Heute gehe ich mal alles ganz entspannt an. Ich bin nämlich zu einem halben Tag Zwangspause gezwungen. Ich muss dringend einige Sachen besorgen, aber leider machen die notwendigen Geschäfte nicht vor 09:00 Uhr auf. Da ich trotzdem früh wach bin nutze ich doch gleich nochmal die Luxus-Dusche, lese ein wenig und trinke gemütlich Kaffee. Frühstück gibt es nachher in der Stadt.

Besorgen muss ich heute unbedingt eine neue Gaskartusche, Mückenschutz und Sonnencreme. Ja und natürlich neue Verpflegung. Fagernes hat einen sehr gut sortierten Intersport, mit breitem Produktangebot. Die beiden Mitbewerber habe ich mir dann gar nicht erst angesehen. Nach dem Einkauf im Extra-Markt setze ich mich mit Kaffee, zwei Croissants, einem Apfel und einem Fruchtsalat in die Sonne, frühstücke und nutze die Zeit um nach Hause zu telefonieren.☝🏼

Zurück auf dem Platz lerne ich meine Nachbarn kennen: ein junges Pärchen mit kleiner Tochter und einem ausgebauten T3. Mir wird ein frisch aufgebrühter Kaffee angeboten, den ich natürlich nicht ablehne. Wir kommen ins Schwätzen und erzählen von unseren Reisen. Dann aber schnell abgebaut und los gehts (grade als ich losgehen will werde ich gefragt, ob mir noch etwas fehlt. Auf meinen fragenden Blick hin erklärt mir der Papa: „Na, so als Solo-Reisender ist es doch doof, wenn man eine Rolle Klopapier braucht aber nur 8er-Packs kaufen kann…“ Damit hat er genau ins Schwarze getroffen! Da mir aber nichts fehlt, lehne ich dankend ab).

Aus Fagernes raus muss ich erstmal wieder kurz auf die Straße, biege dann aber schnell ins Grüne ab. Schöne Trails, die aber ausschließlich bergauf führen. Na ja, wer im Tal sitzt… Die Dusche heute Morgen hat sich nach zwanzig Minuten komplett erledigt. Ich weiß nicht, ob es an der Pizza von gestern, am reichhaltigen Frühstück oder an den letzten langen Strecken liegt, aber das Laufen fällt mir heute sehr schwer… ich glaube 11:00 Uhr ist einfach nicht meine Startzeit. Und eigentlich ist ja der Tag auch schon halb vorbei! Normalerweise habe ich um diese Uhrzeit schon 10 bis 12 Kilometer hinter mir… ist also heute nur ein halber Wandertag.

Zimmer mit Aussicht

Auch heute komme ich wieder durch ein Skigebiet, das Valdres Skisenter. Jetzt im Sommer ist so eine Anlage schon sehr obskur. Die Loipen, Pisten, Liftanlagen, Gebäude… alles ist ausgestorben und leer. Ab und zu liegt ein verlorener Handschuh in der Gegend…

Sogar mit Biathlon-Schiessstand.

Es geht weiter durch den Wald, mal unter, mal über der Baumgrenze. Das der Himmel sich nun bewölkt ist eher eine Erleichterung, die Sonne brannte wirklich arg heute. Aber…. Dann fängt es doch tatsächlich an zu regnen!! Ich weiß gar nicht wie ich damit jetzt umgehen soll…

Exkurs: Das Regenproblem… gehört mit zu den oft unterschätzten Herausforderungen eines Langstreckenwanderers. Ich habe ja bereits über das Zeltplatzproblem referiert (gute Zeltplätze findet man grundsätzlich vor 10:00 Uhr morgens), und auch das Einkauf-Problem habe ich erläutert (man schreibt genau auf was man benötigt, kauft aber schließlich doch mehr als man tragen kann – auch Ikea-Syndrom genannt). Folgend möchte ich kurz auf das Regenproblem eingehen. Im Wesentlichen geht es um die Frage, wie genau der richtige Zeitpunkt definiert wird, an dem es sinnvoll ist die Regenbekleidung anzulegen und das Raincover für den Rucksack zurecht zu basteln. Klingt trivial, ist aber elementar! Wann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem aus ein paar Tropfen Regen eine nasse Ausrüstung wird? Und lohnt es sich dann noch die Regenjacke anzuziehen? Ist es etwa gar kontraproduktiv, weil es nach erfolgreichem Umziehen doch bei ein paar Tropfen bleibt, dafür aber sämtliche Lagen Bekleidung von innen klitschnass durchgeschwitzt werden? Geht man dabei in einzelnen Schritten vor? Erst den Rucksack schützen, dann später das Gepäck erneut absetzen, Raincover wieder abnehmen, Regenjacke herausholen… Ihr wisst was ich meine!? Ich selber habe es mit vorsichtigem Herantasten versucht. Als ich in Etappen alles angezogen/angelegt hatte, war der Regen vorbei, ich aber trotzdem nass…!

Wollte ich erst mitnehmen, hätte dafür aber Schlafsack, Zelt und Verpflegung „abwerfen“ müssen…

Da der Regen nicht wirklich ein Problem wird, laufe ich weiter, immer auf der Suche nach einem Zeltplatz (siehe oben) und gegen 18:00 Uhr ist mein Anspruch dann soweit gesunken, dass ich mich mit einem kleinen, flachen Stück mitten im Wald zufrieden gebe.

Fazit: in Norwegen geht nur Eines, entweder Sonne und Straße oder Trails und Regen (erstmal nur eine These, der Nachweis müsste noch geführt werden!)