32,10 km – 10:13 h

Obwohl ich mich mit meiner Zeltplatzwahl ja etwas unwohl fühle, war die Nacht ruhig. Mit offener Apside hält sich die Kondensatbildung in Grenzen und es ist sehr schön hell im Zelt – besonders wenn um 04:00 Uhr die Sonne in den Eingang scheint. Heute liegt ein langer Tag vor mir und je eher ich loskomme, desto weniger ärgert mich nachher die Hitze. Die wird dann zu einer schönen, schattigen Pause – so jedenfalls der Plan. Also schnell etwas Wasser aus dem Bach ins Gesicht, Zähne putzen und abbauen. Das alles dauert mittlerweile nur noch 40 Minuten, dann stehe ich startbereit auf dem Weg. Frühstücken werde ich in Ruhe unterwegs.

natürlich ist da ein Elch…!

Kaum bin ich losgegangen komme ich an Schafweiden vorbei und unten am Waldrand steht doch wahrhaftig ein Elch*in! Am 10. Juni um 05:37 Ortszeit tatsächlich meine erste Elchsichtung…. Eine Elchkuh vielmehr. Also muss man nur früh genug aufstehen, dann sieht man auch Elche! Wenn das kein schöner Tagesbeginn ist…

Nach gut 1,5 h knurrt mein Magen und mir fehlt der Morgenkaffee. Wie es sich gehört finde ich auch sofort (!) einen optimalen Zeltplatz… Ein ebenes Stück Wiese in einer kleinen Seitenkurve, ein kleiner Bach… leider kann ich nicht ernsthaft um 07:30 Uhr das Zelt wieder aufbauen. Aber ausgiebig und in Ruhe frühstücken, das geht! Also Schuhe aus, Kocher und Müsli raus und lecker frühstücken.

Gestärkt geht es weiter. Gestern habe ich mich gefreut, dass ich auf GoogleMaps in dem Dörfchen Rorbru einen kleinen Joker-Markt entdeckt habe. Dort werde ich mich großzügig mit Schokolade und etwas Obst eindecken. Ich erreiche den kleinen Supermarkt um kurz vor 08:00 Uhr.

Leider öffnet er am Samstag erst um 09:00 Uhr! Das ist der Nachteil, wenn man ein früher Vogel ist: Den Wurm fängt er nur, wenn der auch schon wach ist… meiner ist es heute leider nicht. Über eine Stunde hier warten kommt nicht in Frage, also den Gürtel heute etwas enger schnallen und auf Riegel und ein paar Nüsse zurückgreifen.

Ich bin ja auf dem Mjølkevegen, dem Milchweg unterwegs. Immer gut ausgeschildert geht es auf gut gehbaren Schotter- und Waldstraßen flott voran, Autoverkehr gibt es fast überhaupt nicht. Unterwegs lerne ich eine norwegische Familie kennen, sehr nette Leute, sprechen aber leider kein Wort Englisch und mit meinen Norwegischkenntnissen komme ich auch nicht weiter. Das liegt wohl an der typisch, norwegischen Distanziertheit?

Die Gegend ist traumhaft und der Panoramablick wunderschön. Leider auf Fotos überhaupt nicht festzuhalten, darum will ich damit auch niemanden langweilen.

stellvertretend für alle noch kommenden Ausblicke

Auch jetzt stoße ich wieder auf DEN perfekten Zeltplatz. Leider um 11:48 Uhr, also immer noch zu früh…

Leider nehmen aber auch im Golsfjell die Bauarbeiten und der Tourismus keine Rücksicht auf Verluste. Ich komme durch zwei große Hüttenfelder, in denen auch weiter kräftig gerodet wird um Platz zu schaffen für mehr Ferienhäuser und Skipisten.

Gegen Nachmittag verlasse ich den Mjølkevegen und folge der Route die Stefan mir geschickt hat. Die scheint mir wesentlich vielversprechender was die Zeltplatzsuche angeht. Eine schöne Strecke, bis ich plötzlich in einer Sackgasse stehe. Hier gehts nicht weiter! Ich kontrolliere den Weg auf der Karte und bin offensichtlich nicht auf Kurs. Also geht es jetzt einfach off-road querfeldein und zurück auf den angezeigten Pfad… auf dem ich eigentlich längst stehen müsste…? Mir fällt ein, dass Stefan mit Komoot geplant hat und kontrolliere die App auf dem Handy – und richtig, Komoot ist der festen Überzeugung, dass ich auf einem Pfad oder Trail stehe. Da ich mich aber nun grade mitten im Nirgendwo befinde, nutze ich die Abgeschiedenheit und schlage mein Zelt auf einem einigermaßen ebenen Fleckchen unter Birken auf.

Gut dass ich noch Wasser nachgeladen habe, so kann ich in Ruhe kochen, einen Tee aufbrühen und fürs Zähneputzen reicht es auch noch – für mehr aber nicht… na gut, bin ja alleine und vielleicht schreckt es ja die Mücken ab!

Während ich hier sitze und auf mein Essen warte, bekomme ich eine Nachricht von Martin, der heute in die Hardangervidda aufgestiegen ist um sich ein eigenes Bild von den Schneeverhältnissen zu machen… nur das es bis ca. 1.100 m überhaupt keine Verhältnisse gibt!! Die Angaben zu den Schneehöhen auf dem norwegischen Portal senorge.no scheinen also dringend ein Update zu benötigen. Erst ärgere ich mich, weil ich ja auf Grund der Aussagen dort komplett umgeplant habe, dann aber freue ich mich auf die Tour durch den Langsua Nationalpark. Dort werde ich die westliche Route nehmen, laufe an ein paar DNT-Hütten vorbei und stoße somit an der Storhøliseter schon viel eher als gedacht auf meine ursprüngliche Routenplanung!!

Fazit: traue nur Statistiken die du selbst gefälscht und Routen die du selbst kopiert hast!

Liebe Grüße an 1Zelt4Beine.de, die auch grade einen neuen Post rausgebracht haben:

https://1zelt4beine.de/blog