26,89 km – 07:48 h

Trotz der gemütlichen Unterkunft in der Bastingamme hatte ich eine unruhige Nacht und habe schlecht geschlafen. Auch jetzt, am frühen Morgen komme ich nicht wirklich durch. Ich gönne mir noch eine halbe Stunde im warmen Schlafsack, danach noch eine halbe Stunde, dann mache ich noch einmal den Ofen an, damit es in der Hütte etwas wärmer wird. Alles geht mir heute etwas schwer von der Hand, das Frühstück, das Packen… am liebsten würde ich noch zwei oder drei Tage hierbleiben und die gemütliche Hütte genießen.

Es ist zwar draußen nicht am regnen, aber es ist nasskalt und dicke Wolken ziehen über den Himmel. Vorsichtshalber laufe ich gleich in Regenklamotten los und ärgere mich, als ich nach drei Minuten vor einem breiten Fluss stehe und vergeblich nach der in der Karte verzeichneten Brücke suche. Gestern fing der Tag mit Matsch und Sumpf an und ich habe gehofft, dass meine Schuhe heute etwas länger trocken bleiben. Daher gehe ich kein Risiko ein und tausche die Wanderschuhe gegen die Watschuhe. Sicher ist es die richtige Idee für diese Flussüberquerung, aber schon 30 Minuten später sind Schuhe und Füße wieder nass.

warum nicht immer so?

Kalter Wind, Regenschauer mit Hagel, breite Flüsse und Sumpf soweit das Auge blickt. Hätte ich gewusst, was auf dieser Strecke auf mich zukommt, hätte ich ernsthaft darüber nachgedacht, an der Straße entlang zu laufen. Es kommt mir vor, als würde jemand wissen wollen, was ich auf den vergangenen 2500 km gelernt habe. Eine Abschlussprüfung kurz vor Erreichen meines Zieles?

Der Hagelschauer hält, Gott sei Dank, nicht lange an, und bald darauf kämpft sich auch die Sonne durch die Wolken. Ich nutze die Gelegenheit für eine kurze Pause im Windschatten meines Rucksacks. Für mehr als ein Snickers und eine Handvoll Nüsse mit Datteln ist es aber zu kalt.

wenigsten die Navigation ist einfach

Den ganzen Tag geht es heute durch nasses und sumpfiges Gelände. Da meine Schuhe bereits völlig durchnässt sind brauche ich auch nicht mehr aufzupassen wohin ich trete. Leise vor mich hin fluchend übe ich mich in Gelassenheit und hoffe, dass dieses Wegstück bald ein Ende hat.

Erst gegen 15:00 Uhr führt mich der Weg leicht bergan und ich erreiche trockeneres Gelände. Da ich meine Soll-Kilometer bereits überschritten habe, spricht nichts dagegen nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten. Wie gut, dass ich am letzten Fluss meine Wasserflaschen gefüllt habe. So bin ich nun unabhängig, und sobald ich eine einigermaßen ebene und trockene Fläche gefunden habe, schlage ich mein Lager auf.

Fazit: die heutige Strecke hat mir noch einmal alles abverlangt. Ich hatte fast vergessen, wie anstrengend es ist, bei jedem Schritt die schweren, voll gesogenen Schuhe wieder aus dem Morast zu ziehen. Muss das so kurz vor dem Ende meiner Wanderung noch sein? Ich hoffe, morgen wird der Weg ein einfacherer sein. Mit etwas Glück und gutem Wetter könnte ich morgen Abend bereits Olderfjord erreichen. Bis dorthin sind es noch 34 km – machbar, wenn das Gelände einigermaßen begehbar ist.