24,65 h – 07:35 h

Nach den gestern abgerufenen Wettermeldungen erwarte ich heute nicht viel… umso überraschter bin ich, dass es draußen tatsächlich trocken ist. Der erste Blick aus dem Fenster der Krokvannskoia zeigt mir, dass der Himmel zwar zugezogen ist und grau, aber es regnet nicht. Es ist 4:30 Uhr und um Phillip nicht zu wecken, schreibe ich, gemütlich im Schlafsack liegend, meinen Tagesbericht von gestern. Mein Mitbewohner wird etwa gegen 6:00 Uhr wach und jetzt kann ich mir meinen Kaffee machen ohne Phillip zu stören. Nach einer schnellen Katzenwäsche lasse ich mir Zeit mit dem Frühstück und dem Packen des Rucksacks, dann machen wir beide uns gemeinsam auf den Weg zurück in die Zivilisation. Es verspricht, ein einfacher Wandertag zu werden. Wir müssen lediglich weiter den Fahrspuren der Sami folgen, dann stoßen wir auf die E 45, die uns direkt nach Alta führt.

Um den Straßenanteil möglichst gering zu halten, laufen wir parallel zur Straße über kleine Trail-Strecken. Es stellt sich aber heraus, dass dies deutlich mühsamer ist, als einfach der Straße zu folgen. Obwohl wir fast in der Stadt sind, müssen wir uns auf dem schmalen Pfad durch Sumpf, Matsch und Unterholz schlagen. Direkt am Flussufer des Altaelva ist unser Weg plötzlich weggespült und wir kämpfen uns durch den matschigen und nassen Birkenwald. Das verdirbt mit gehörig die Laune und schnell steuere ich auf kürzestem Weg wieder die Straße an. Hier ist das Laufen zwar langweilig, aber deutlich unkomplizierter und wir kommen sehr schnell voran. Der Verkehr ist auszuhalten und ich habe den Eindruck, dass die Autofahrer rücksichtsvoller sind als ich es bisher kenne.

Philipp wird, genau wie Daina, auf dem Alter Riva Camping einchecken und hier einen Pausentag verbringen. Ich folge der Einladung von Peter, den ich vor Wochen kurz vor der Bolnastua kennen gelernt habe. Während des kurzen Gesprächs tauschten wir Telefonnummern aus und wenn ich in Alta bin soll ich mich melden. Auf meine Frage nach einer Empfehlung für eine Unterkunft hat mich Peter dann sofort eingeladen bei ihm zu übernachten. Ich freue mich sehr über die Gelegenheit meinen Pausentag bei einem „Einheimischen“ verbringen zu dürfen.

Bevor ich aber weiter Richtung Stadt laufe, mache ich eine kurze Pause und besuche Daina in ihrer Hütte auf dem Campingplatz. An der Rezeption kaufe ich eine Tüte Chips und eine Dose Cola, die ich mir in der warmen Hütte schmecken lasse. Wir unterhalten uns und tauschen unsere Erlebnisse und Erfahrungen während der Querung der Nábárebene aus.

Um 12:30 Uhr verabschiede ich mich auch von Phillip, der mittlerweile seine Hütte bezogen hat, und ziehe alleine weiter. Es sind noch 4 km bis zu Peter, es sieht sehr nach Regen aus und ich versuche mich zu beeilen, um noch trocken anzukommen. Eigentlich habe ich mich erst für 16:00 Uhr angekündigt und schreibe deshalb eine kurze Nachricht an Peter, dass ich deutlich früher vor seiner Tür stehen werde.

1 Stunde später stehe ich vor einem gelben Haus und habe die Wahl zwischen zwei Türen mit unbeschrifteten Klingelschildern. Ich läute natürlich an der falschen Tür, der freundliche Herr der mir öffnet, weiß aber sofort Bescheid und verweist mich auf den Nachbareingang.

Nach einer herzlichen Begrüßung stelle ich mein Gepäck in einer kleinen Einliegerwohnung mit einem WC ab, suche meine Pausen-Tag-Klamotten raus, die noch einigermaßen sauber sind und steige unter die heiße Dusche, damit ich mich wieder unter Menschen trauen kann. Den Rest der Sachen darf ich sofort in die Waschmaschine stecken. In der gemütlichen Küche sitzen wir und fangen an von unseren Reisen und Wandertagen zu erzählen. Es ist sehr spannend und interessant, was ich über die Gepflogenheiten und Eigenheiten der Norweger erfahre.

Es ist ein schönes Gefühl, dass ich hier so freundlich und willkommen aufgenommen werde und es kommt mir vor, als würde ich Peter schon einige Jahre kennen und nicht erst einige Minuten.

Später beginnen wir das Abendessen vorzubereiten und ich schäle die Kartoffeln, zu denen es Rentiergeschnitzeltes, Rosenkohl und Preiselbeeren gibt. „Takk for maten Peter, es hat hervorragend geschmeckt“.

Um 21:30 Uhr kann ich das Gähnen nicht mehr unterdrücken. Ich bin hundemüde und verabschiede mich für heute, um schlafen zu gehen. In der gemütlichen Schlafkoje telefoniere ich noch kurz mit Pe und aktualisiere die Blog Beiträge. Morgen steht wieder ein Einkauf in Alta an. Ich benötige neue Verpflegung für die nächsten sechs Tage bis nach Olderfjord.

Fazit: das Abenteuer Nábár liegt nun auch hinter mir und es war einer der schönsten Abschnitte meiner Wanderung. Nun geht es tatsächlich auf die Zielgrade. Es heißt das Norge på langs so gut wie geschafft ist, wenn man Alta erreicht hat und ich finde diesen Gedanken etwas beängstigend. Wieder ist das Ende meiner Reise ein großes Stück näher gekommen. Gefühlt bin ich tatsächlich schon fast am Ziel, obwohl noch circa 250 km und mindestens zwölf Wandertage vor mir liegen. Die Lust am Laufen lässt zusehends nach und es fällt mir schwer die Motivation aufrecht zu erhalten. Mein Kopf ist immer häufiger bereits auf dem Weg zurück nach Hause.