24,39 km – 07:29 h
Mein Plan um 06:00 Uhr los zu laufen geht leider in die Hose. Bis ich los komme ist es bereits viertel vor sieben – was absolut ausreichend ist um die knapp 25 km bis zum ICA-Supermarkt in Riksgränsen zu schaffen. Ich habe nicht auf dem Schirm gehabt, dass ein Großteil der Strecke auf einer alten Schotterpiste verläuft, der andere Teil verläuft auf dem Rallarveien, einem Pfad, der nahezu parallel zu den Bahngleisen läuft, allerdings deutlich oberhalb.
Nachdem ich mein Lager unter einem wolkenlosen Himmel abgebaut habe muss ich ein wenig suchen und querfeldein durch das Gestrüpp stolpern. Der auf der Karte eingezeichnete Weg ist mal wieder kaum oder gar nicht existent, von Markierungen ganz zu schweigen. Trotzdem finde ich die richtige Stelle um den Hundsdalselva zu furten. Der Fluss ist breit, nicht besonders tief, hat aber Strömung. Um kein Risiko einzugehen wechsle ich meine Schuhe und steige in das kalte Wasser. Schön langsam, schön vorsichtig – da habe ich schon viel schwierigere Flüsse durchquert – denke ich bei mir und liege eine Sekunde später rücklings im Wasser! In so einem Fall wirkt der Rucksack wie ein Airbag, allerdings komme ich mir wie ein auf dem Rücken liegender Maikäfer vor und habe Mühe mich wieder in die Senkrechte zu bringen. Ich bin zwar nass aber sonst ist nichts passiert und da die Sonne scheint kann ich das morgendliche Bad gelassen nehmen. Bis Riksgränsen bin ich wieder trocken.
Die Landschaft ist schön, der Weg nicht besonders anspruchsvoll und mit einem Hörbuch auf den Ohren „fresse“ ich Kilometer. Den Bahnhof Katterat knipse ich im Vorbeilaufen. Hier gibt es außer dem Stationsgebäude wirklich nichts. Von einem Restaurant zeigt sich keine Spur und auch das angebliche Hostel kann ich nicht finden.
Den Supermarkt erreiche ich um 11:00 Uhr und ich stürze mich in das nächste Shoppingabenteuer. Der Laden ist ziemlich voll und wie es scheint kaufen hier fast ausschließlich Norweger ein. Ich arbeite meine sorgfältig erarbeitete Liste ab, habe aber trotzdem zwei Probleme. Zum einen scheint es hier überwiegend Grosspackungen zu geben, was z. B. bei Snicker im 12er Pack kein Thema ist, bei 2 kg Zucker aber schon anstrengend wird. Zum anderen muss ich für die zwei Tage in Innset jetzt auch noch einkaufen, weil es dort aufgrund der Bauarbeiten keine Bewirtung gibt. Das ist nicht geplant und letztendlich greife ich doch wieder zu Turmat-Tüten und nehme zum Verlängern ein Paket Couscous mit. Auf dem Parkplatz verstaue ich den Einkauf so gut es geht im Rucksack, dann trinke ich auf einer Bank eine Cola und gönne mir eine Zimtschnecke, einen Blaubeermuffin und ein belegtes Sandwich.
Jetzt muss ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft machen. Der auf der Karte verzeichnete Campingplatz entpuppt sich als Wohnmobilstellplatz im XXXL-Format und fällt aus. Dann soll es ein Vandrarhem geben. Das Gebäude liegt fast direkt neben dem Supermarkt scheint aber mittlerweile geschlossen zu sein, eine Buchung ist jedenfalls nicht möglich und es sieht auch alles ziemlich verlassen aus. Es gibt noch ein Skihotel, aber dort versuche ich es erst gar nicht. Ich schultere meinen Rucksack wieder und versuche nun als letzte Alternative den Tipp von Stefan bzw. Martin. Es soll im „Nachbarort“ Katterjåkk eine Turiststation geben. Bis dorthin sind es gut zwei Kilometer, die ich nicht auf der E10 sondern wieder auf dem Pfad parallel zur Bahntrasse zurück lege.
Die Turiststation ist wohl das alte Bahnhofsgebäude und wird als Selbstversorger-Hostel betrieben. Ich werde sehr herzlich empfangen und Platz ist auch noch frei. Ein Zimmer für mich alleine kostet 1.500 Kronen, ein Bett im Vierbettzimmer 400 Kronen. Ich hätte schon gerne meine Privatsphäre, ich muss ja meine Vorräte portionieren, aber der Preis nur für eine Übernachtung ist mir zu teuer. Die nette „Wirtin“ bietet mir an, erst alle anderen Betten zu belegen, bevor sie jemanden in meinem Zimmer unterbringt. Sehr nett!
Offensichtlich ist diese Station auch noch in Betrieb. Es fahren regelmäßig Güterzüge in 15 Meter Entfernung vorbei und sogar Personenzüge halten hier. Nicht von ungefähr steigen ausschließlich Leute mit großen Rucksäcken aus…
Als ich auch noch erfahre, dass die Sauna ab 16:30 angeheizt wird ist der ganze Frust vergessen. Mein Zimmer beschreibe ich nicht – das Foto spricht Bände:
Nach dem sortieren meiner Verpflegung geht es in die Sauna:
Danach gibt es Abendessen und noch ein wenig Smalltalk mit einigen Studenten der Berliner TU, die hier eine Studienfahrt machen und sich mit Klimaforschung beschäftigen. Die ganze Gruppe besteht aus 24 Studenten und 3 Dozenten. Gegen 22:00 Uhr ist für mich Feierabend und ich verziehe mich in mein Zimmer, das ich immer noch für mich alleine habe.
Fazit: Det ordne seg. Wieder mal fügt sich auf meiner Reise alles zum Besten, auch wenn meine Vorstellungen und Pläne heute morgen noch ganz anders aussahen. Und diesmal zeigt sich Schweden von seiner freundlichen Seite.