11,16 km – 04:22 h – 257 Höhenmeter

Start am 15.05.2023 – so habe ich es immer geplant und nun ist es tatsächlich soweit gekommen. Nach zwei wunderschönen Wochen mit Pe sind wir gestern zusammen am Leuchtturm von Lindesnes angekommen und sind für eine Nacht Gast auf dem Wohnmobilstellplatz, direkt nebenan. Nach einer kleinen Pause mache ich mich auf den Weg zum aller, aller, südlichsten Punkt, dem Nesvarden. Weiter geht es nicht! Ganz bis an die äußerste Spitze wage ich mich nicht, hab‘ ja schliesslich noch was vor!

Eigentlich wollten wir hier morgen zu viert hinlaufen, für die Hunde wäre das aber nichts gewesen. So ist es auch gut und ich spare morgen etwas Zeit.

Die hätte ich aber überhaupt nicht gebraucht. Nach einer recht unruhigen Nacht bin ich um fünf auf den Beinen und gehe nochmal die heutige Strecke durch. Das Wetter sieht fantastisch aus und so werde ich wohl auf die ersten Strassenkilometer verzichten und den Pfad über Stusvik nehmen. Eine gute Entscheidung.

Erst aber gibt es für Pe einen allerletzten Kaffee ans Bett und meine letzte Runde mit den Hunden. Irgendwie ist es ein beklemmendes Gefühl, aber wir haben uns versprochen, dass es beim Abschied keine Tränen geben wird. Dabei soll es auch bleiben. Um kurz vor 10:00 Uhr machen wir uns gemeinsam auf und suchen Morten Strande, den Leuchtturmwärter, um ein paar Sätze in das NPL-Buch zu schreiben. Darin trägt sich schon seit Beginn an jeder ein, der entweder seine Tour längs durch Norwegen hier startet, oder aber seine Tour hier beendet.

Morton macht noch ein Foto von mir vor dem Turm, das er später unter den Text kleben möchte. Dann stehe ich mit Pe unter dem Wegweiser zum Nordkap und es gibt den letzten Abschiedkuss. Tja und dann habe ich sie tatsächlich gemacht:

Die ersten drei Schritte von ca. 3.700.000

Wie oben schon geschrieben, war es goldrichtig die ersten Kilometer nicht an der Straße entlang zu laufen, sondern über einen kleinen Trail. Den Pfad habe ich zwar immer wieder mal verloren, aber die grobe Richtung kennen ich ja 🙂 Mit so anstrengenden Kletterpassagen gleich zu Beginn habe ich allerdings nicht gerechnet. Trotz der Trainingstouren mit Schneeketten, Kurzhanteln und Wasserflaschen im Rucksack, fehlt mir definitiv die Kondition! Aber das wird schon mit der Zeit.

Das Wetter ist herrlich und trotz des Gewichts auf dem Rücken macht es einen Riesenspass. Irgendwann wird aus dem Offroadtrail dann ein gut begehbarer Feldweg und das Dörfchen Stusvik kommt in Sicht. Ab nun heißt es dann doch Asphalt laufen. Ich komme zwar deutlich schneller voran, aber die enge Straße und der Verkehr machen das Laufen eher zu einer unangenehmen Pflichtübung.

Ok, soviel Verkehr ist hier jetzt grade nicht…

Gegen 15:00 Uhr komme ich auf dem Campingplatz in Spangereid an. Der sieht allerdings wenig einladend aus und wird wohl fast ausschließlich von Dauercampern bewohnt. Wohnmobile, Camper oder Zelte gibt es jedenfalls keine. Ich denke kurz darüber nach noch weiter zu laufen, aber ich habe mir fest vorgenommen die ersten Tage auf jeden Fall unter 20 Tageskilometer zu bleiben. Um einen „wilden“ Stellplatz außerhalb zu suchen müsste ich aber noch weitere 6 km laufen…. also wird das Zelt aufgebaut.

Zeltaufbau – da gibt es auf jeden Fall noch Optimierungspotential, zumindest was das Handling mit dem Rucksack und seinem Inhalt angeht. Irgendwann ist zwar alles verstaut, aber bei einem kräftigen Regenschauer hätte ich diese Übung nicht machen wollen. Da es auch keine Rezeption gibt kann ich keine Münzen für die Dusche wechseln und muss eiskalt duschen – wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein. Da ich offensichtlich der einzige Durchreisende bin, sind die Sanitäranlagen und die Küche extrem sauber und leer. Auch schön – dort sitze ich nämlich grade während ich diesen Blog schreibe und mein Abendessen auf dem Herd warm wird – bzw. das Wasser zum Aufgießen. Es gibt Kartoffelbrei mit Pilzen und Röstzwiebeln… das steht jedenfalls auf der Tüte.

Mein Fazit für heute:

Ein wunderschöner Beginn, es läuft sich in Norwegen deutlich schwieriger als auf dem Kammweg zur Ottberger Kapelle und die Gewichtseinheit kg ist keine definierte Größe, sondern das Gewicht eines Rucksacks steigt proportional zur zurückgelegten Strecke.