Nun sind es noch genau drei Monate bis meine Auszeit am 1. Mai und die große Wanderung von der Südspitze Norwegens bis zum Nordkap beginnt.

Die Planung und die Vorbereitungen sind mittlerweile weit fortgeschritten und ich muss mich nur noch um Details kümmern. Meine Route wird mich von der Südspitze Norwegens, dem Leuchtturm in Lindesnes, bis an den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, den Knivskjellodden, führen. Geplant habe ich genau 140 Wandertage und ca. 20 Ruhetage - ich bin wirklich gespannt, ob diese Planung aufgeht. Natürlich gibt es auch Plan B, C und D... Norwegen ist recht überraschungsfreudig, was die Wetterbedingungen angeht. Mein Start am 15. Mai ist eher früh, so ist es durchaus möglich, dass meine Route schon in der Hardangervidda durch Schnee blockiert wird - dann heißt es eben flexibel sein und umplanen. Trotz sorgfältiger Routenplanung ist ein gewisses Maß an Flexibilität nötig um ggf. auf Altschneefelder oder nicht furtbare Flüsse reagieren zu können.

Auch das Thema Ausrüstung beschäftigt mich nun schon viele Monate. Ich kann sicher behaupten, dass ich durch unsere vielen Kajak- und Kanadiertouren in Deutschland, Skandinavien und sogar in Alaska ein gewisses Maß an Outdoorerfahrung mitbringe - allerdings hat das Thema Gepäck und Gewicht noch nie eine so große Rolle gespielt. So musste ich den ein oder anderen Ausrüstungsgegenstand gegen leichtere Varianten austauschen, und trotzdem ist die aktuelle Packliste recht lang geworden. Derzeit liegt mein Basisgewicht bei 13,8 kg, das sind genau 1,8 kg mehr als ich eigentlich schleppen wollte. Dazu kommt noch die Kleidung und Ausrüstung am Körper (knapp 4,0 kg) und Verpflegung. Hier fehlt also noch der Feinschliff. Tendenziell gehöre ich nicht unbedingt der Ultraleicht-Fraktion an sondern versuche die Balance zwischen Gewicht und Komfort so zu halten, dass die Reise ein Erlebnis und keine Quälerei wird. Also nehme ich lieber etwas mehr mit und sende ggf. das eine oder andere Packstück zwischendurch per Paket wieder nach Hause.

"Paket" ist auch ein spannendes Stichwort. Ich habe mich entschieden, an fünf (eventuell sechs) Stellen Versorgungspakete mit Ersatzausrüstung zu hinterlegen. Auf halber Strecke neue Wanderschuhe, später wärmere Kleidung, meine Lieblingsschokolade und ein paar Trekking-Mahlzeiten. Grundsätzlich gehe ich aber davon aus, dass ich zumindest am Anfang der Tour meinen täglichen Bedarf an Nahrungsmitteln unterwegs decken kann. Poststationen lagern Paketsendungen nur bis zu 14 Tage, dann werden sie an den Absender zurück geschickt. Ich möchte aber zu Beginn der Reise alle Paket von Kristiansand aus versenden, daher habe ich verschiedenen Campingplätze, Hostels und bewirtschaftete Hütten angeschrieben und gefragt, ob meine Pakete dort ggf. auch über mehrere Monate aufbewahrt werden können. Das war ein schöner Test meiner Norwegischkenntnisse. Ich versuche mir die Sprache seit gut einem Jahr anzueignen, erst in zwei VHS-Kursen, jetzt aber schon seit einiger Zeit in der Online-Sprachschule von Katharina Capteyn (ordcap). Vielleicht lag es daran, dass ich schon am selben Tag und ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen habe. So sende ich meine "Carepakete" nun nach Limmingen, Sulitjelma, Vauldalen, Innset und Umbukta. Allerdings bin ich immer noch am grübeln, was genau in die Pakete hinein soll. Sicher ein paar notwendige Medikamente, Süßigkeiten und Nüsse,.., Wechselklamotten, ein zweites Paar Wanderschuhe... und sonst???

Also eigentlich doch schon ganz gut vorbereitet... und trotzdem überfallen mich seit einigen Tagen immer wieder kleine Panikattacken, wenn ich an mein Vorhaben denke.

Funktioniert meine Ausrüstung? Reicht die Verpflegung? Funktioniert die Navigation per GPS-Sender zuverlässig oder sollte ich doch lieber Papierkarten mitnehmen?

Ich glaube einfach es wird Zeit, dass ich los komme.