Vorgestern haben wir die Stadt Thessaloniki erkundet, doch zuerst sollte es zu BMW gehen. Da der original BMW Händler mir morgens schon geschrieben hatte, dass sie keine Speichen auf Lager haben fuhren wir zuerst zu einer näher gelegenen BMW Werkstatt. Dort angekommen standen direkt 6-7 GS vor der Tür und in der Werkstatt, was ein gewisses Vertrauen aufkommen lies. Einer der Mitarbeiter sprach auch ganz gut Englisch und kam direkt zur Straße um sich mein Problem anzuschauen. Er holte einen Kollegen dazu, beide diskutierten auf Griechisch und untersuchten mein Hinterrad am Straßenrand. Ergebnis war, dass sie keine Speiche da haben und eine Lieferung wahrscheinlich 3 Tage dauern würde. Die Speiche kann auch nicht einfach ersetzt werden, sondern es müssen alle Speichen einmal raus und das Rad muss neu vermessen werden, damit es wirklich zentriert ist. Die beiden haben aber festgestellt, dass die Speiche kein wirkliches Problem ist. Ich kann so locker noch weiter fahren, selbst Gelände wäre kein Problem… doch er meinte es gibt ein ganz anderes Problem. Beim gucken habe der Mitarbeiter ein leichtes Geräusch gehört und dann von außen am Kardan gefühlt. Er meinte es könnte eventuell sein, dass das Kreuzgelenk hinten ein ausgeschlagenes Lager hat. Er meinte es ist gerade noch kein Problem, könnte aber eins werden und wenn es auseinander fliegt habe ich ein großes Problem, weil es die Kardanwelle und den Endantrieb kaputt machen könnte. Da er es auf Englisch nicht perfekt erklären konnte sind wir in die Werkstatt gegangen, wo gerade ein offener Kardanantrieb auf der Bühne stand. Für die, die sich das nicht vorstellen können hier ein Bild des Gelenks.
Es ist aber zu betonen, dass es noch kein Problem ist und ich auch sehr verwundert wäre wenn es eins wird, da ich zu Untersuchung dieser Teile genau vor der Reise für eine Rückrufaktion bei BMW in Hannover war. Der Mitarbeiter sagte es wäre auf keinen Fall ein Problem bis nach Athen zu fahren, aber bissel aufpassen. Also habe ich direkt BMW in Athen geschrieben, dass sie ne Speiche bestellen sollen, wann wir ungefähr da sind und was der ganze Spaß kosten soll. Wenn mein Kreuzgelenk wirklich Probleme macht werde ich mich wohl bei BMW in Deutschland beschweren müssen, vielleicht springt dann ein neues dabei raus, mal schauen.
Wir fuhren weiter zum Hafen der Stadt, die uns von mehreren Leuten empfohlen wurde. Die Promenade war ganz schön, der Rest eher okay. Auf dem Weg zurück zu den Motorräder entdeckten wir noch einen kleinen Motorradteile Laden, in dem Jarek noch etwas für seine Handyhalterung und ein neues Drahtseilschloss fand. Der Verkehr in der Stadt ist geisteskrank, irgendwie haben die Griechen noch nichts von Haltelinien gehört und in Kreuzungen und Kurven verschwinden die Markierungen oftmals komplett, selbst bei mehrspurigen Straßen. Die Rollerfahrer drängeln sich durch jede Lücke und an jeder Ampel findet vorne ein kleines Zweiradrennen statt.
Da wir noch ein paar Tage haben bis wir in Athen sein müssen, da wir da auf Dominik treffen, der uns für längere Zeit begleitet, entschieden wir ganz entspannt nur 100 km zu fahren und auf einem Campingplatz am Strand zu zelten. Der Platz ist direkt zwischen dem Olymp, mit ca. 2900 m der höchste Berg Griechenlands und dem Mittelmeer. Da wir nach kurzer Strecke entsprechend früh da waren gingen wir am eigenen Strand schwimmen und spazierten dann noch etwas hin und her um Essen zu suchen. Auf dem Weg zu einer einheimischen Grillbude sahen wir zwei Männer am Strand, die versuchten ihr Boot auf eine Halterung zu ziehen. Sie fragten um Hilfe und so packten wir noch kurz mit an. Beim Grill angekommen wussten wir erst nicht ganz wie es dort abläuft. Relativ schnell sprach uns jedoch eine ältere Frau an, die auf einmal Deutsch konnte. Sie erzählte uns was es alles gab und bestellte uns ihr favorisiertes Essen. Wir bekamen große Portionen Hacksteak, Pommes, Salat und Bier. Zwischen griechischen Bauarbeitern genossen wir die Atmosphäre. Für eine 5 Sterne Bewertung bei Google gab es noch ein gratis Bier, sehr zu empfehlen. Am Abend liefen wir dann noch über den Campingplatz und schauten uns die vielen deutschen Camper an. So kamen wir mit einem Harley Fahrer ins Gespräch, der mit einem Freund auf dem Weg zu einem Oldschool-Harley-Festival war. Dort reisen alle auf ihren Bikes an. Die Frauen fuhren den Supportvan, da es wohl nicht unwahrscheinlich ist, dass auf 4000 km bisschen was kaputt geht und die Reifen nicht mehr ganz frisch sind.
Heute sind wir dann noch einen Tag auf dem Campingplatz geblieben und wollten eine Rundtour zum Olymp machen. Jarek hatte rausgefunden, dass man über eine Schotterstraße bis auf 2500 m hoch fahren kann. Das sollte ja eigentlich kein Problem für meine BMW, mit kaputter Speiche, sein. Also fuhren wir zuerst super kurvige Straßen bis zur Einfahrt in die richtige Bergstraße.
Da ich sonst navigiere muss Jarek wohl noch etwas üben. Er verpasste die Abfahrt auf das Schotterstück und führte uns direkt in die Pforten eines in den Bergen gelegenen Militärstützpunkts. Als wir um eine Kurve direkt vor das Tor fuhren kam schon ein Soldat mir Maschinengewehr vom seitlichen Hügel runter gelaufen. Was die da wohl machen :D. Also schnell umgedreht und den richtigen Weg gesucht. Jetzt schickte uns das Navi durch eine Abkürzung, die ein kleines bisschen mehr Gelände war als ich es gerne gehabt hätte. Aber nur ein kurzes Stück. Dann waren wir auf der Schotterstraße, die sah auch okay aus. Wir fuhren also steil den Berg hoch. Doch schnell wurde der Weg doch eher zu Geröll und starken Steinkanten die aus dem Boden ragten. Also besprachen wir erstmal was wir tun wollen. Eigentlich Motorrad schonen bis klar ist was Sache ist. Das nächste Stück sah aber wieder sehr entspannt aus… und so einen Ausblick und Weg bekommt man schließlich nicht oft. Also beschloss ich ein bisschen in die BMW Qualität und in die Expertise der Leute in Hannover von vor 2 Monaten zu vertrauen. Auf einer Höhe von rund 2280 m bekamen wir dann auch wieder etwas Schnee, der den Weg in der Breite sehr begrenzte. Und leider ein abgesacktes Stück, wo wir nicht weiter kamen. Aber auch bis hier war die Aussicht spektakulär und der steinige Weg macht echt Spaß zu fahren. Wir konnten endlich mal unabhängig vom Schlamm unsere Fahrkünste unter beweis stellen und balancierten die schweren Motorräder gekonnt über Steine und durch den Schotter. Teilweise direkt neben dem Abgrund. Ziemlich beeindruckend, aber auch nichts für schwache Nerven.
Von oben dann wieder runter und über Umwege zu einer Pizzeria, die im Hinterland sehr dörflich war. Wir quatschten noch kurz mit den Einheimischen, die uns beim Bestellen halfen, da der Wirt kein Englisch konnte. Mit leichten Regenschauern dann zurück zum Campingplatz, wo wir wieder bei Sonne und 27°C ins Meer sprangen um dann zu duschen und noch etwas zu entspannen. Was ein Tag…
Sehr schön geschrieben. Klingt sehr abenteuerlich.
Ich drücke für die Weiterfahrt alle Daumen.
LG
Mathias
Ey…. für das Fahren am Abgrund gibt’s nen Satz 🔥 Ohren!!!! Drück euch Mama/Pe