Nach einem Tag Pause in Gyula in Ungarn nahe der rumänischen Grenze haben wir uns wieder auf die Motorräder gesetzt und sind Richtung Grenze aufgebrochen. Leider bei Regen. Nach etwas Verwirrung erwartete uns die erste richtige Grenzkontrolle. Als wir das hinter uns hatten war nur noch die Verwirrung über die Maut zu klären. Die Grenzbeamten sagen wir sollen uns die Vignette an der nächsten Tankstelle besorgen, doch nach einer kurzen Recherche stellte sich raus, dass Motorräder in Rumänien doch von der Maut befreit sind. Wir konnten also ungehindert weiter fahren. Unser Ziel war ein Hotel auf dem Weg zu den westlichen Karpaten. Leider sind in den höheren Gebieten die Temperaturen wieder etwas geringer, so dass uns das hier erlaubte Wildcampen doch noch verwehrt bleibt. Die Fahrt war von schlechtem Wetter geprägt. Durchgängig Regen, so kamen wir auch in dem Hotel an. Die Rezeptionistin guckte nicht schlecht, als ich mit meinen tropfenden Klamotten vor ihr stand. Aber ich selbst war größtenteils trocken. Abends noch schnell etwas gegessen und dann Serie auf dem Zimmer geschaut.

Am nächsten Tag starteten wir bei Sonnenschein voll durch. Richtung Retezat Nationalpark. Die Fahrt war sehr angenehm und führte und über kleine Straßen bis ins tiefe Gebirge. Unsere Unterkunft liegt in einem sehr kleinen Dorf auf 1300 m Höhe. Die Straße dort hin löste sich auch immer mehr zu Waldwegen auf, für uns ist das aber ja kein Problem… Angekommen mussten wir feststellen, dass die einzige Pizzeria nur einen Tag die Woche geöffnet hat. In unserer Unterkunft wurden wir dann als momentan einzige Gäste willkommen geheißen und konnten auch noch etwas zu Essen abgreifen. Wir sind so abgelegen, dass der nächste wirklich kleine Supermarkt 15 km entfernt liegt. Das Wasser kommt direkt aus einer Quelle im Berg, jedoch gibt es auch keine Kanalisation, man soll also aufpassen, dass das Klo, welches mit einer Klärgrube verbunden ist nicht verstopft. Nach dem Essen konnten wir dann noch eine Partie Schach im Aufenthaltsraum spielen.

Da wir den Nationalpark, in den man nicht ohne weiteres reinfahren kann und darf, sehen wollen bleiben wir noch einen weiteren Tag hier und gehen wandern. Eigentlich sollte auch die Sonne rauskommen, doch schon vor dem Frühstück wurden wir von Schneefall begrüßt. Es wurde etwas weniger und so brachen wir zur Wanderung auf. Wir würden gerne die höchste Spitze mit grob 2400 m besteigen. Da wir ja auf Abenteuer aus sind nahmen wir den steilsten Weg den wir finden konnten und liefen los. Die ungefähre Steigung ließ sich nach einer kurzen Messung auf 32° festlegen. Bedeutet um die prozentuale Steigung zu berechnen muss der Höhenanstieg auf 100 m waagerechte Strecke bestimmt werden: x=tan^(-1)⁡(32°)∙100 m ≈62,49 m q.e.d. (sorry für die schlechte Formatierung, hier gehts nicht besser). Folglich mussten wir grob eine Steigung von 62 % bewältigen, was uns schon reichlich erschien. Nach und nach kamen wir auch an die tatsächliche Schneegrenze. Die Wälder und Landschaft ist wirklich sehr schön. Wie uns in der Vorbereitung und auch durch die netten Infos von Verwandten klar ist können wir in den hiesigen Regionen schnell auf Bären oder Wölfe treffen, also sind wir stehts Aufmerksam und halten uns an die Vorgaben. Einerseits wäre es sehr schön einen Bären in der Natur zu sehen, doch lieber auf Entfernung und nicht im direkten Einzelkampf… So nahmen wir plötzlich Bärenspuren im Schnee war, diese Kreuzten den Weg jedoch nur und da wir die Baumgrenze fast erreicht hatten ließen wir uns nicht beirren und wanderten weiter. Doch hier trafen wir auf eine relativ frische und etwas größere Spur eines Bären, die tatsächlich genau unserem Weg folgte. Da wir uns doch etwas unsicher waren riefen wir den Eigentümer unserer Unterkunft an und fragten, ob wir nicht doch besser umkehren sollten. Er meinte wir können ruhig weiter laufen, solange wir uns einigermaßen laut unterhalten und der Wind aus unserem Rücken kommt. So kann der Bär uns höheren und riechen und wird nicht von uns überrascht, in diesem Fall verschwinden die Bären meistens wohl freiwillig.

Also ließen wir noch einmal kurz die Drohne fliegen um in der Umgebung Ausschau zu halten. Doch nirgendwo war ein Bär zu sehen. Da hier auch keine Bäume mehr stehen und die Büsche unter einer grob 1,30 m hohen Schneedecke begraben sind hatten wir einen ganz guten Überblick und entschlossen uns noch weiter zu laufen. Wir mussten jedoch feststellen, dass die Gipfel mit Wolken zugezogen waren und wir dort oben keinen besseren Blick erhaschen können. Wir versuchten noch bis zum höchsten Punkt unter den Wolken zu gelangen, jedoch fing es wieder an zu schneien und die Steigung wurde so stark, dass ohne Wanderstöcke kein Weg den Hang hoch führte, wir rutschten einfach wieder runter. Also traten wir den Rückweg an. Auf der Höhe von ungefähr 2100 m hatte man jedoch auch schon einen ganz guten Überblick zu einer Seite des Tals. Auf dem Rückweg mussten wir nur aufpassen, dass wir im Schnee nicht versinken. Größtenteils war dieser gefroren und fest, ist man jedoch durch die obere Schicht gebrochen stand man schnell bis zum Oberschenkel in einem Schneeloch. Insgesamt waren wir grob 5 h unterwegs und die Wanderung war sehr zufriedenstellend, auch wenn wir den geplanten Gipfel nicht erreichen konnten. Bald noch etwas warmes essen und die Füße hochlegen.

Kurz vor dem Abendessen kam noch ein weiterer Gast in der Unterkunft an. Beim Abendessen stellte sich raus, dass er in Österreich studiert hat und somit ziemlich gut Deutsch sprach. Wir haben uns noch einige Zeit mit ihm über Routen in Rumänien ausgetauscht und unsere Plan spontan etwas umgeworfen. Es stellte sich raus, dass die Straßen die wir morgen fahren wollen wegen zu hohen Schnees noch gesperrt sind. Anhand seiner Tipps haben wir uns eine neue Route gesucht. Leider konnten wir ihn nicht mehr nach seinem Namen fragen. Er ist hier um Skifahren zu gehen. Morgen Früh zwischen 4 und 5 Uhr wird er unsere heutige Wanderroute mit Skiern auf dem Rücken hoch wandern um dann vor dem Bären davon zu fahren😂