Im Seekajak rund um Menorca

ein Inselabenteuer im Mittelmeer

,06.04.2019

Die Reise beginnt, wieder ein neues Abenteuer zusammen mit meiner Pe!

Jarek bringt uns um 01:20 Uhr nachts zum Bahnhof nach Hannover und lässt uns mit unserem Gepäck an der Kreuzung vor dem Gebäude rausspringen. Völlig verschlafen warten wir am Bahnsteig auf unseren Zug, der auch pünktlich einfährt. Unsere gebuchten Sitzplätze liegen am Fenster, beide gegenüber an einem Tisch – leider sind sie schon von einer Gruppe nerviger und völlig überdrehter Teenies besetzt. Natürlich haben wir den Nachweis der Reservierung, aber wir wollen uns nun wirklich nicht mitten in die Gruppe setzen, also weichen wir auf eine noch freie Reihe weiter vorne aus. Man kennt ja die „Zuverlässigkeit“ der Deutschen Bahn wenn es darauf ankommt, aber diesmal mache ich mir tatsächlich umsonst Sorgen. Gemäß Fahrplan erreichen wir den Bahnhof Zoo und müssen in den Bus der Linie X9 zum Flughafen Berlin-Tegel umsteigen, den wir auch schnell finden. Nach ca. zwanzig Minuten erreichen wir den kleinen Flughafen, der allerdings rappelvoll ist. Gut, dass wir so zeitig angekommen sind – die Zeit brauchen wir um Schlange zu stehen, unser Gepäck aufzugeben und durch die Sicherheitsschleuse zu kommen. Nach 1,5 Stunden Check-In können wir uns grade noch einen schnellen Kaffee gönnen, dann beginnt auch das Boarding. Der Flug ist wie erwartet: eng, unkomfortabel und jeden Service muss man extra bezahlen. Billigflieger eben! Wir dösen die zwei Stunden und zwanzig Minuten vor uns hin und landen dann gegen 11:00 Uhr bei bewölktem Himmel und 17 Grad in Mahon. Ein Taxi ist schnell gefunden und nachdem sich der Fahrer von einem Kollegen den Weg hat erklären lassen, bringt er uns zu unserem Hotel.

Eine freundliche Nachbarin weist uns darauf hin, dass wir vor der falschen Tür stehen und ist aber auch ratlos, als wir am richtigen Haupteingang nur ein elektronisches Zahlenschloss finden. Wir versuchen es mehrfach mit dem Buchungscode, der aber nutzlos ist. Irgendwann versuchen wir es mit der Klingel – und siehe da, die Tür öffnet sich. Der Hotelbesitzer Ignasi empfängt uns sehr herzlich und erklärt uns freundlich, dass das Zimmer noch gereinigt wird und erst ab 14:00 zur Verfügung steht. Den Zahlencode für die Tür will er uns später per WhatsApp senden. Wir lassen also die Koffer in der Hotelhalle stehen und machen uns auf einen ersten Erkundungsgang in die Innenstadt. Da unser Hotel Hevresàck fast mitten in der Altstadt liegt ist es nur ein sehr kurzer Weg zum Marktplatz, an dem wir in einem Restaurant einen Salat (Pe) und eine „einheimische“ Käse-Wurst-Platte (Daniel) essen. Kein besonderes Preis-Leistungsverhältnis, allerdings tut das große Bier gut und steigt auch gleich in den Kopf. Ich habe mit meinem Handy überhaupt keinen Datenempfang, aber dank des freien WLAN der Kneipe empfange ich die WhatsApp von Ignasi mit unserem Zugangscode und einer lieben Nachricht mit vielen Infos zu guten Restaurants. Zurück im Hotel holen wir ein wenig Schlaf nach und legen uns etwa zwei Stunden auf´s Ohr. Um 16:30 Uhr machen wir uns wieder auf, um ein schönes Restaurant für unser Abendessen laut den Empfehlungen des Hotelbesitzers zu finden. Allerdings haben wir nicht mit dem spanischen Tagesablauf gerechnet: durch die Siesta machen die meisten Restaurants erst um 20:30 Uhr auf – ein Schlag in unsere leeren Magengruben… Wir irren durch die ganze Innenstadt und landen schließlich wieder am Hafen, wo wir in einer Kneipe einkehren. Auch hier ist das Essen eher mittelmäßig, wird aber durch eine ganze Flasche Wein versüßt. Todmüde und mit lahmen Beinen landen wir um 22:00Uhr wieder im Hotel und liegen im Bett. Obwohl unsere Gedanken um die bevorstehende Kajaktour kreisen schlafen wir schnell ein.

07.04.2019

Ich bin unruhig und wache früh auf, Pe wird von mir um 08:00 Uhr geweckt. Beim Frühstück lernen wir die sehr nette Hotelfrau kennen, die uns fröhlich das Frühstück erklärt: wie funktioniert die Kaffeemaschine, weiches „Brot“, Käse und Schinken (sehr lecker) wird frisch vom Stück geschnitten, viel frisches Obst, frisch gepresster Orangensaft… ein toller Start in den Tag!  Nervös frage ich mich, wann und ob sich unser Tourguide wohl meldet. Um nicht den ganzen Tag auf heißen Kohlen zu sitzen, ergreifen wir also selber die Initiative und nachdem ich mir einige Sätze zurechtgelegt habe rufe ich um 10.00 Uhr bei Karetta Expedition an. Am Apparat ist ein freundlicher Typ, der mir in gut verständlichem Englisch erklärt, dass grade die letzten Vorbereitungen getroffen werden. Scheint also alles zu laufen. Er will sich später mit genauem Treffpunkt und Uhrzeit nochmal melden – per WhatsApp. Anschließend machen wir uns wieder auf in die Stadt, wir wollen das Menorca-Museum besuchen, ebenfalls eine Empfehlung von Ignasi. Der Himmel ist schon den ganzen Morgen bewölkt und als wir im Museum sind geht ein wahres Inferno über Mahon herunter. Ein mächtiges Gewitter mit Sturzregen zieht über uns hinweg und so plötzlich wie es gekommen ist, ist es auch wieder vorbei. Nach dem interessanten Museumsbesuch (ebenfalls alles auf Englisch) lassen wir es uns bei Tapas und Wein in einer Bar gut gehen. Hier bekomme ich dank WiFi auch die Nachricht von Karetta Expeditions. Lucas schreibt uns die Uhrzeit und den Abholort. Wegen der engen Straßen können sie nicht bis ans Hotel fahren, der Treffpunkt ist aber gleich um die Ecke, ein Platz ca. 80 Meter entfernt. Damit ist also alles geklärt und nachdem mir der Stein vom Herzen auf die Füße gefallen ist, gehen wir zurück zu unserem Hotel und halten, wie es sich gehört, erst einmal Siesta! Pe holt Schlaf nach und ich studiere in der Hotelhalle bei einem kleinen Espresso einen deutschen Reiseführer. Gegen 17:30 Uhr brechen wir auf, um am Hafen in der Taverna des Portes unser Abendessen zu genießen. Vorher gibt es einen Aperitif, also zwei Bier und Wein mit Oliven, in einer gemütlichen Hafenkneipe und wir beobachten das Treiben auf der Promenade. Das Restaurant finden wir schnell – und stehen wieder vor verschlossenen Türen. Es ist zwar genau 20:30 Uhr, aber entgegen der Information aus dem Internet ist heute außer der Reihe mal geschlossen. Dank Bier und Wein kann uns das die Stimmung aber nicht verderben, und wir kehren in das nächste offene Restaurant ein. Keine gute Entscheidung wie sich herausstellen soll. Pe`s Entrecôte ist sehnig und fettig und meine Paella besteht ausschließlich aus Reis mit drei Garnelen, die ihre Fühler auf dem ganzen Teller verteilt haben. Wenigsten satt und immer noch ein wenig betrunken kehren wir ins Hotel zurück und sortieren unsere Sachen und Ausrüstung für morgen. Dann geht es los!!!

08.04.2019

Heute ist es soweit! Noch ein letztes Mal heiß duschen und bei Ignasi ein schönes Frühstück genießen, dann stehen wir um 09:30 Uhr an unserem vereinbarten Treffpunkt und warten auf unseren Shuttleservice von Karetta Expeditions. Ich gebe zu, dass ich ganz schön nervös bin – wie sich aber zeigen wird zu unrecht. Pünktlich um viertel vor zehn hält ein weißer Bus mit dem Schildkröten-Logo und wir werden freundlich von Didac begrüßt. Unser Gepäck werfen wir hinten in den Kofferraum und dann geht es auch schon weiter. Wir wechseln ein paar Worte auf Englisch und stellen uns kurz vor, dann ist die etwa zehnminütige Fahrt zum Hafeneingang von Mahon auch schon vorüber. An einer kleinen Slipanlage liegen drei Seekajaks der Marke Zegul – von Form und Zuschnitt her ganz ähnlich unseren Wilderness-Kajaks. Dazwischen turnt ein vollbärtiger Typ umher und versucht Proviant auf die Luken zu verteilen. Er stellt sich als Lucas vor und hat gestern Vormittag mit mir telefoniert. Er wird uns die nächsten acht Tage begleiten und der erste Eindruck ist sehr positiv. Also leeren wir unsere Koffer und da wir ja mit gepackten Wassersäcken und gute Ausrüstung ausgestattet sind, merken die beiden Guides schnell, dass wir keine blutigen Anfänger sind. Schnell bringen wir unsere Klamotten in den Luken unter – die hinteren sind komplett für unseren Proviant reserviert, den Lucas und Didac gleichmäßig verteilen. Dann gibt Lucas eine theoretische Einweisung in die richtige Paddeltechnik, die niemand braucht, die aber zum „gebuchten Programm“ gehört und vielleicht ja sogar aus versicherungstechnischen Gründen notwendig ist. Außerdem kann man ja  immer etwas dazu lernen. Bei strahlendem Sonnenschein beginnen wir gegen 11:30 Uhr mit guter Stimmung unsere Expedition. Schon jetzt bekommen wir tolle Eindrücke von steilen Küsten und türkisblauem Meer. Nach etwa 1,5 bis 2 Stunden machen wir eine erste Pause und laufen eine Kiesbucht an um einen Ort für unser Lunch zu suchen. Am ersten Tag, so Lucas, ist es immer einfach, denn es gibt fertig vorbereitete Sandwiches. Wir machen eine ausgiebige Pause, die Lucas nutzt um oben auf der Klippe nach Empfang zu suchen und die aktuellen Wetter-, Wind-, und Wellenprognosen in Erfahrung zu bringen. Dann geht es durch das klare blaue Wasser weiter entlang der Steilküste und vorbei an interessanten Felsformationen und Höhlen. Wir kommen gut mit den schwer beladenen Booten zurecht und das Paddeln fällt uns leicht. Das Ziel unserer Etappe, Callas Tortuga, erreichen wir gegen 18:00 Uhr und schon wieder verschwindet unser Guide. Wir sehen zu, dass wir aus den Neoprenanzügen raus und in trockenen Klamotten rein kommen, sortieren unser schmales Gepäck in Ikea-Taschen und schauen uns ein wenig in der Bucht um. Das Lager darf erst nach Sonnenuntergang aufgebaut werden – eine der Regeln in den Naturschutzgebieten Menorcas. Als Lucas wieder auftaucht wir das Tarp zwischen den Booten aufgespannt, da keine Heringen in den sandigen Boden geschlagen werden dürfen – die zweite Regel! Nachdem unser Guide das Lager aufgebaut hat macht Lucas sich daran das Dinner vorzubereiten. Es gibt frische Ravioli mit Tomatensoße, Hundekuchen mit Tapas und Hummus, sogar einen kleinen Schluck Wein holt er aus den schwarzen Löchern der Gepäckluken. Da wir weder den Plan kennen noch wissen, was zu tun ist, kommen wir uns ein wenig überflüssig vor. Soviel Service sind wir nicht gewohnt. Die Gespräche auf Englisch sind noch ein wenig holperig, aber unsere Hilfsangebote werden mehrfach abgelehnt. „Enjoy your time“ ist immer wieder die Antwort. Also geben wir uns Mühe und lassen Lucas machen. Es ist mittlerweile dunkel und das Essen findet im Schein unserer Stirnlampen statt. Es wird kalt und ungemütlich klamm durch die hohe Luftfeuchtigkeit. Lucas schläft nicht wie vermutet ebenfalls unter dem Tarp, sondern verschwindet mit Hängematte und Schlafsack zwischen den Bäumen. Pe und ich kriechen unter das Zeltdach und kuscheln uns in die Schlafsäcke. Die gefühlte Außentemperatur liegt bei zwei Grad über Null, trotzdem dauert es nur Minuten bis wir einschlafen.

09.04.2019

Mit der aufgehenden Sonne werde ich wach und habe keine Ahnung wie spät es ist. Da Pe noch keine Anstalten macht aus dem kuschelig, warmen Schlafsack zu steigen, ziehe ich mich an und mache einen kleinen Spaziergang die Klippen hinauf. Dort setze ich mich auf einen Stein, um den Sonnenaufgang zu beobachten, der wirklich spektakulär ist. Von irgendwoher taucht Lucas auf und nachdem er etwas herumgekramt hat, beginnt er damit das Frühstück anzurichten. Wir nutzen die Zeit und packen schon mal unsere sieben Sachen zusammen. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den Temperatursturz in der Nacht ist alles klamm und feucht, sogar die Schlafsäcke unter dem Tarp. In den dicken Schlafsäcken haben wir aber nicht gefroren, ganz im Gegenteil bin ich mehrfach aufgewacht, weil mir zu warm wurde. Einzig der wind, der unter das Tarp zog, kühlte unsere Nasenspitzen aus. Zum Frühstück serviert uns Lucas Porridge mit heißem Wasser, Rosinen und frisches Obst, weiche Milchbrötchen, Knäckebrot, Saft (-päckchen), Marmelade, Nutella, Tahin und extra starken Espresso…. Eigentlich fehlt nur ein gekochtes Ei zum perfekten Frühstücksbuffet. Anschließend packen wir in Ruhe das Tarp zusammen, die Sonne ist inzwischen herausgekommen und hat alles ein wenig getrocknet, allerdings weht ein recht scharfer Wind. Lucas ruft zur „Mapping-Time“ und erklärt anhand einer Seekarte, was heute auf unserem Tageprogramm steht. Voller Tatendrang machen wir uns auf den Weg, nachdem wir in das sexy Paddeloutfit geschlüpft sind. Es ist sonnig, das Meer ist türkisblau und wir paddeln im Windschatten der Klippen, vorbei an bizarren Felsformationen. Es ist herrlich, macht riesigen Spaß und genau so habe ich mir das vorgestellt. – Solange bis wir aus dem Windschatten heraus paddeln und der Wind nach Westen dreht! Der Wind kommt nun frontal von vorne und die Wellenberge türmen sich immer höher. Die Höhe der Wellen lässt sich schwer einschätzen, aber Lucas meinte später, dass es so 1,50 Meter gewesen sein müssten – sowohl nach oben als auch nach unten…

Wir bemühen uns nach Kräften, kommen aber nicht so recht vom Fleck, obwohl Lucas das Kajak von Pe sogar an die Schleppleine nimmt. Durch das heftige Auf und Ab wird Pe zu allem Unglück auch noch richtig seekrank und muss sich mehrfach übergeben. An kräftiges Paddeln gegen den Wind ist nicht mehr zu denken und auch die Schleppleine bringt uns nicht voran, sondern verschlimmert die Situation durch das heftige Geruckel an der Leine noch. Lucas behält die Ruhe und spricht Pe Mut zu, aber schlussendlich legen wir uns ins „Päckchen“ und lassen uns in eine Kiesbucht treiben. Beim Anlanden in der hohen Brandung gehen wir alle drei baden. Eine unübersichtliche, chaotische und recht heikle Situation. Nun spürt man auch Lucas` Anspannung deutlich. Wir erreich aber alle ohne Unglück den Strand, wo Pe sich erst einmal in den Sand legt, und versucht ihre Übelkeit in den Griff zu bekommen. Wir ziehen uns um, Lucas steigt die Klippen hinauf, um unsere Situation an das Karetta-Team durchzugeben, dann richten uns auf eine Erholungspause ein und nutzen die Zeit, um unser Lunch vorzubereiten. Die Wetterlage und Wellensituation sehen nicht wirklich vielversprechend aus, aber irgendwann müssen wir hier ja mal wieder weg! Wir hoffen einfach darauf, dass der Wind gegen Abend abflaut und sich der Wellengang beruhigt. Zum Mittagessen gibt es frischen Salat mit Oliven, Käse, Salami, Hundekuchen und Sardinen aus der Dose. Ich darf sogar ein wenig bei der Zubereitung helfen und die Dosen öffnen. Wir unterhalten uns, ich erzähle Lucas von unserer Alaska Tour und Pe versucht sich zu erholen. Im Gespräch lässt Lucas durchblicken, dass er sich „unter Druck“ gesetzt fühlt, weil wir so viel Outdoorerfahrung haben. Wie ernst er das meint, kann ich zwar nicht beurteilen, versichere ihm aber, dass wir vielleicht gut am Lagerfeuer kochen können, er aber der Profi auf dem Meer ist.

Wir lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und halten Siesta – eine Sache, an die man sich wirklich gewöhnen könnte. Am späten Nachmittag müssen wir dann aber doch weiter. Lucas hat noch einmal die Lage gecheckt, meint aber, dass es nicht wirklich besser wird. Pe hat große Bedenken, obwohl sich ihr Magen wieder beruhigt hat, fürchtet sie sich vor dem Wellengang und fühlt sich unsicher. Der wind hat aber ein klein wenig nachgelassen und es sind auch weniger „white Horses“ auf den Wellkämmen zu sehen. Spannend wird noch der Einstieg über die Brandung, klappt nach einer theoretischen Einweisung durch Lucas aber ganz gut und wir kommen alle drei unfallfrei auf das offene Meer. Die Wellen sind noch immer hoch und während ich den „Ritt“ genießen kann, beißt sich Pe tapfer durch. Später dreht sich der Wind und bläst uns in den Rücken, damit kommt sie besser zurecht und die Seekrankheit stellt sich nicht wieder ein.

Erschöpft erreichen wir am Abend eine wunderschöne Bucht, in der eine kleine weiße Hausruine steht, die sich zum Kochen und als Umkleide anbietet. Schnell in trockene Klamotten, dann bauen wir ganz allein das Tarp auf während Lucas wieder auf die Suche nach einer Handyverbindung geht. Wir legen uns ein paar Minuten in den Schlafsack und ich muss alle meine Überredungskünste aufbieten, um Pe wieder herauszulocken und zum Abendessen zu bewegen. Lucas hat heute Abend ein leckeres Steinpilzrisotto zubereitet und zu unserem obligatorischen Schluck Wein gibt es wieder Käse, Salami und Hundekekse.

 

10.04.2019

Die Nacht war ruhig und der von Lucas vorhergesagte Regen blieb aus, allerdings konnten wir ein Wetterleuchten mit hellen Blitzen am Horizont beobachten. Von dem zugehörigen Unwetter haben wir aber nichts mitbekommen. Wir kriechen bei Sonnenaufgang aus den Schlafsäcken und wollen die ruhigen Wetterbedingungen nutzen, um zum nächsten Dorf zu gelangen. Nach einem schnellen, aber schönen Frühstück an der Hausruine brechen wir das Lager ab und quälen uns wieder in die klammen Neoprenanzüge. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den Temperaturwechsel werden alle Sachen, die draußen eigentlich zum Trocknen hängen, über Nacht unglaublich feucht. Hat man sich aber erstmal überwunden werden die Neoprenanzüge mit etwas Bewegung schnell warm.

Gegen 09:00 Uhr sind wir bereit zum Aufbruch und paddeln gemütlich aus der Bucht heraus. Draußen ist das Wasser zwar heftig in Bewegung und es treibt uns ein starker Wind vor sich her, aber das alles ist kein Vergleich zu den gestrigen Verhältnissen. Die Wellen sind kleiner, dafür aber kabbeliger und unruhiger. Pe und ich kommen gut zurecht und trotz der Wolken am Himmel ist es herrlich. Als die Sonne durchbricht sind die Warnungen vor aufkommendem Nordwind mit starken Böen und Gewitter fast vergessen und wir genießen die Tour. Dank der Tabletten gegen Seekrankheit hat auch Pe keine nennenswerten Probleme.

Das Küstenstädtchen Coves Noves kommt langsam näher, Lucas weicht aber vom Kurs ab, um uns etwas Besonderes zu zeigen. Wir paddeln in einen fast vollständig geschlossenen Felsenring, wie eine Lagune mit glasklarem blauem Wasser. Ein natürlicher Hafen, in dem zwei Taucher nach einer besonderen Muschelart suchen. Es ist ein toller Anblick – überhaupt fällt es schwer die vielen Natureindrücke festzuhalten, egal ob mit Fotos oder in Worten. Weiter geht es durch den ganzen Hafen von Coves Noves bis in die hinterste Spitze an den Strand Cala Moli. Dort steigen wir und mittlerweile tiefhängenden Wolken und begleitet von näherkommendem Donnergrollen aus den Kajaks. Kaum sind wir aus dem Wasser trifft Didac mit dem Karetta-Bus und dem Trailer ein und grade als wir uns umziehen beginnt ein heftiger Platzregen. Zwar nicht, wie angekündigt, um 11:00 Uhr aber doch entsprechend der Wettervorhersage von Lucas. Zu viert fahren wir los und es beginnt eine Sightseeingtour kreuz und quer über Menorca. Wir besuchen den Torre des Fornells, eine alte römische Festung, verkneifen uns aber wegen des sintflutartigen Regens den Aufstieg zum Wehrturm und fahren weiter zum Cap Cavalleria. Der dort stehende Leuchtturm bildet den nördlichsten Punkt der Insel, ist aber wegen einer Straßensperre ebenfalls nicht zu besuchen. Wir steigen aus dem Bus und laufen, mittlerweile wieder bei strahlend blauem Himmel, zum Strand von Cavalleria. Eine großartige Bucht mit hellem Sandstrand aber roten Felsen, die einen irren Kontrast zu dem blauen Wasser und den grünen Hängen bilden.

Das Mittagessen gibt es heute in Mercadal, einem Dorf genau in der Mitte Menorcas. Die dortige Mühle wurde zu einem Restaurant umgebaut, das augenscheinlich sehr beliebt ist, insbesondere bei Arbeitern und einheimischen. Nachdem wir eine Weile den Kellnern im weg gestanden haben, wird uns ein Platz zugewiesen, von dem aus wir eine schöne Sicht nach draußen haben. Es herrscht eine unglaubliche Hektik und die vielen Gäste veranstalten einen wahnsinnigen Lärm. Wir fragen uns, warum sich Spanier eigentlich ständig anschreien müssen. Es ist rappelvoll, sogar auf den Treppenstufen zum Eingang warten neue Gäste darauf, dass wieder ein Tisch frei wird – wir wundern uns über den Andrang, denn das Essen ist wieder eher mittelmäßig. Wir alle wählen aus dem Tagesmenü. Für Pe und mich gibt es einen „Käse-Wurst-Teller der Region“ (der eher aus Supermarktaufschnitt besteht), und gegrillten Lachs. Lucas und Didac wählen Nudeln mit Bolognese und ebenfalls den Lachs als Hauptgang. Das Dessert besteht aus einer Schoko-Mousse und einem Pudding. Auch wenn es keine Sterneküche gibt, ist das Restaurant einen Besuch wert, allein wegen der Atmosphäre und den irren Kellnern, die wild zwischen den Tischen rotieren. Unser Kellner scheint die beiden Guides gut zu kennen und spendiert zum Abschluss eine Pelota – ein einheimischer Longdrink aus Gin und Zitronenlimonade. Zusammen mit dem Bier eine Kombination die uns schnell in den Kopf steigt.

Nach unserem Lunch geht es weiter in den westen der Insel. In der Nähe von Ciutadella, der zweitgrößten Stadt Menorcas, besichtigen wir eine alte talaiotische wohn- und Grabanlage. Beeindruckende Höhlen, die ca. 300 v. C. in das weiche Gestein geschlagen wurden. Ein Ort, den auch Lucas bis heute nicht kannte. Wir fahren weiter an die Südküste nach Es Canutells, unsere Endstation für den heutigen Tag, und laden dort an einem Bootsslip die Kajaks und unser Gepäck aus. Didac verabschiedet sich und wir sind wieder zu dritt. Aufgrund der schlechten Wetterprognose werden wir heute auf der überdachten Terrasse eines Restaurants schlafen, das um diese Jahreszeit noch geschlossen ist – eine etwas unangenehme Vorstellung seinen Schlafsack mitten im Ort auszubreiten.

Zum Thema Wetter: seit den heftigen Regengüssen am Cap Fornells scheint schon den ganzen Tag wieder die Sonne. Herrliches Wetter und es ist kaum zu glauben, dass wir auf dem Meer an der Nordküste keine Chance hätten. Aber wofür haben wir unseren Guide – er muss es ja wissen.

Wir durchstreifen die kleine „Hafenbucht“ unterhalb unserer Terrasse und da wir den Schlafplatz erst nach Einbruch der Dunkelheit herrichten können nutzen wir die Zeit, um das Gepäck und die Ausrüstung zu sortieren während Lucas mal wieder auf Verbindungssuche geht.

So langsam würden wir uns auch mal wieder über eine Dusche freuen, die ist aber vorerst nicht in Sicht und die Hoffnung, dass es hier eine gibt, erfüllt sich leider nicht. Das Dinner bereiten wir heute gemeinsam vor: Guacamole und eine Gemüsesuppe aus frischem Gemüse! Etwas Leichtes nach dem üppigen Essen heute Mittag. Wir nutzen den Komfort einiger Holzbänke und Tische in einem kleinen Park, ein paar Schritte entfernt. Meine Idee, die Stirnlampe an den Wasserkanister zu hängen und diesen durch die Lichtstreuung als große Lampe zu nutzen löst bei Lucas Begeisterung aus und befördert und zu „Second-Level-Outdoor-Profis“. Langsam glaubt er uns, dass wir so etwas nicht zum ersten Mal machen.

Während des Essens wird es wieder empfindlich kalt und wir beeilen uns auf unsere Schlafterrasse zu kommen. Eine etwas merkwürde Nacht zwischen Terrassenstühlen und Tischen.

11.04.2019

Der Tag beginnt mit Wolken, Wind und grauem Himmel. Die Nacht war sehr unruhig, was möglicherweise an unserem exponierten Schlafplatz gelegen hat – obwohl uns niemand gestört, geschweige denn belästigt hat. Schnell die Zähne putzen und eine Katzenwäsche – die man eigentlich nicht einmal so nenne kann – dann rollen wir unsere Isomatten und Schlafsäcke ein, bevor die Sonne aufgeht. Das Frühstück gibt es unter den neidischen Blicken einer Schar von Enten, die uns aufdringlich auf den Leib rücken.

Das Schlimmste am Kajakfahren ist wohl, dass man sich jeden Tag aufs Neue in die nassen und kalten Neoprenanzüge hineinzwängen muss. Die Aussichten für den heutigen Tag sind durchwachsen, aber Lucas ist – wie immer – optimistisch. Es ist erstaunlich, wie beherrschend das Thema Wetter ist. Wir beginnen heute unsere Tour an der Südküste Menorcas, wo sich uns ein komplett anderes Bild zeigt: viel Steilküste mit unglaublichen Höhlen, Buchten mit weißen Sandstränden bilden den Abschluss langer Täler, die wie ein Windkanal wirken. So haben wir beim Anlanden immer mit heftigem Gegenwind und Brandung zu kämpfen. Dies bekommen wir auch zu spüren, als wir nach ca. zwei Stunden unseren ersten Rastplatz, Calas Coves, anlaufen. Wir versuchen die Barriere aus Posidonia zu überwinden und versinken beim Aussteigen fast bis zu den Knien im weichen Untergrund.

Das Neptungras (Posidonia Oceanica) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Neptungrasgewächse. Diese Wasserpflanze wächst im Salzwasser. Sie ist – als einzige Art der ansonsten ausschließlich in Australien vorkommenden Gattung – im Mittelmeer heimisch. Die von ihr gebildeten Seegraswiesen sind die Grundlage bedeutender mariner Ökosysteme. Bekannt sind sie durch die Seebälle, die sich aus dem durch die Wasserbewegung herausgerissenen Rhizomgeflecht bilden, dessen Fasern auf dem Sandboden durch Wellen und Strömung hin und her bewegt werden und so kugelig miteinander verfilzen. (Quelle Wikipedia)

Wir stärken uns mit einem Müsliriegel und genießen die strahlende Sonne, während Lucas versucht sein Boot zu reparieren. Durch die Bewegung der Sitzschale ist der Boden des Bootes an zwei Stellen durchgescheuert und es sind kleine Löcher entstanden. Mit einer Epoxid-Knetmasse verschließt er die beiden Leckagen und dichtet zusätzlich mit einem Butylband ab. Diese Erste-Hilfe-Maßnahme hält auch bis ans Ende unserer Tour. Besser als Mc Guyver, allerdings hat Lucas kein Schweizer Messer…

Nach einer kleinen Wanderung und einer ausgedehnten Siesta geht es dann weiter. Allerdings hat der Wind gedreht und ist wieder aufgefrischt. Das Meer ist kabbelig und die recht starken Wellen werden an der Steilküste zurückgeworfen. Eine verspätete Mittagspause ist erst wieder nach zwei weiteren Stunden kräftezehrenden Paddelns in Sicht. Diese verbringen wir dann am Cala Llucalari, einer Bucht mit gut erhaltenen Grabhöhlen. Eine dieser Höhlen erreichen wir in letzter Sekunde, kurz bevor ein Wolkenbruch auf uns herunter bricht. Wir bereiten unser Mittagessen geschützt und trocken in einer der Grabkammern, allerdings wird uns in den nassen Sachen schnell kalt. Also ziehen wir uns wieder einmal um und richten uns auf eine längere Pause ein, um das Abflauen des Windes abzuwarten. Eine halbe Stunde später ist der Spuk vorbei und die Sonne bricht wieder durch die Wolken – eine gute Gelegenheit unsere Sachen auszubreiten und wieder zu trocknen. Der Wellengang beruhigt allerdings nicht und da wir langsam weiter müssen steigt Lucas bis zur Brust in die Posidonia-Brühe, um uns in der Brandung Hilfestellung beim Ablegen zu geben. Durch die vielen Felsen direkt vor dem Strand ist das Manöver nicht unkritisch. Kaum aus der Bucht heraus wechseln die Windverhältnisse erneut und ohne weitere Schwierigkeiten legen wir den Rest unserer Tagesetappe bei Sonnenschein zurück. Wir passieren die Bucht Son Bou, einer der großen Touristen-Hotspots mit großen Hotelanlagen. Laut Lucas liegen hier in der Hochsaison hunderte von Booten – wir haben die Bucht fast ganz für uns allein.

Sehr abenteuerlich wird noch einmal die Landung am Strand Cala Binigaus, an dem wir übernachten wollen. Lucas versucht uns zu erklären, mit welcher Technik wir in den Wellen surfen können, um eine mögliche Kenterung in der Brandung zu vermeiden. Dann paddelt er als Erster an den Strand, wobei er selbst fast kentert. Dann steigt er wieder bis zum Hals ins Meer, um Pe`s Boot so früh wie möglich stabilisieren zu können, danach dasselbe noch einmal bei mir. Wir erreichen alle wohlbehalten den Strand, aber Lucas ist völlig fertig, schnappt nach Luft und man sieht ihm die Erleichterung an, dass nichts passiert ist. Die starke Brandung ist nicht ungefährlich, da man im Falle einer Kenterung nach unten keinen Platz hat, um aus dem Boot zu kommen und schnell mit dem Kopf auf die Felsen aufschlagen kann.

Es ist schon spät und fast dunkel und nachdem wir heute zum fünften Mal die Klamotten gewechselt haben, bauen wir das Tarp im Schein unserer Kopflampen auf. Gemeinsam setzen wir uns darunter und damit Lucas nicht auch noch kochen muss, besteht unser Abendessen aus Wein, Obst, Schokolade und Hundekeksen. Wein gibt es heute mal mehr als sonst – es ist schließlich unser Bergfest. Die Nacht wird stürmisch und die Brandung ist unglaublich laut. Als es auch noch anfängt in Strömen zu regnen denken wir kurz darüber nach mit unseren Schlafsäcken unter das Vordach zu ziehen, unter dem auch unsere Klamotten trocknen. Letztendlich bleiben wir aber liegen und das Tarp hält den Böen und dem Regen stand.

12.04.2019

Nach einer sehr unruhigen Nacht und einem heftigen Gewitter wachen wir unausgeschlafen unter einem bedeckten Himmel auf. Aber heute wollen wir es ja ruhig angehen und frühstücken erstmal ausgiebig unter dem Terrassendach einer Felsenhöhle. Die Behausung gehört einem Bekannten von Lucas, der dort den Sommer verbringt. Es ist unter dem Schilfdach sehr gemütlich und mit Bänken und Tischen ungewohnt komfortabel. Während des Frühstücks lässt sich auch langsam die Sonne blicken und gleich wird es wieder angenehm warm.

Nach dem Abräumen geht es nicht sofort wieder in die Boote, sondern Lucas möchte uns etwas Besonderes im Landesinneren zeigen. Also haben die Neoprenanzüge noch etwas Zeit zu trocknen und wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Ein schmaler Pfad führt uns durch den menorcinischen Urwald. Ab und zu finden wir Tafeln mit Beschreibungen der Pflanzen und auch Lucas weiß eine Menge über Fauna und Flora zu erzählen. Besonders schön sind die kleinen wilden Orchideen, die wir in verschiedenen Farben und Formen entdecken. Wir laufen etwa eine dreiviertel Stunde, dann bleibt unser Guide plötzlich stehen und besteht darauf, dass wir voran gehen und auf keinen Fall einen Blick auf die Tafel werfen, die er verdeckt. Neugierig laufen wir hundert Meter weiter um zwei Serpentinen und stehen plötzlich vor dem Eingang einer riesigen Höhle mit kathedralen Ausmaßen. Unglaublich groß und erfüllt von dem Gezwitscher tausender Vögel. Wir stehen vor der Cave de Colomb, der Höhle der Tauben.

Tauben sind hier allerdings schon seit Jahren verschwunden, stattdessen haben Sperlinge die Macht übernommen. Wir laufen tief in das Gewölbe hinein und sind beeindruckt von den überwältigenden Ausmaßen.

Am Eingang der Höhle sind drei Frauen damit beschäftigt mit Hilfe von Akkuschraubern, Schleifaufsätzen und Drahtbürsten die Felswände von Graffiti zu befreien und die Schmierereien in mühevoller Kleinarbeit aus dem Stein zu fräsen. Eine undankbare Aufgabe und ein bewundernswertes Engagement.

Nachdem wir ausgiebig gestaunt haben, laufen wir den Weg zurück zu unserem Lager, packen die nun trockenen Sachen zusammen und paddeln wieder los. Die Brandung plätschert nur ein wenig an den Strand und das Meer zeigt sich mal von seiner friedlichen Seite.

Nach nur einer guten Stunde steuern wir aber wieder die Küste an und steigen in einer schönen Bucht aus. Auch hier erwartet uns etwas Besonderes: nur durcheinen etwa vier Meter breiten Sandstreifen getrennt liegt ein Süßwasserfluss, der durch Oberflächenwasser aus den Bergen gespeist wird. Wir setzen mit den Booten ein und paddeln im Süßwasser flussaufwärts. Die Landschaft links und rechts gleicht den Ufern in Mecklenburg-Vorpommern, wenn da nicht zwischendurch immer wieder Palmen stehen würden. Nach einem knappen Kilometer ist allerdings Schluss. Der Fluss wird immer enger und mit den langen Kajaks können wir kaum um die Biegungen steuern – gut, dass uns Lucas vorher den „Vorhand-Paddelschlag“ beigebracht hat. Mit etwas Mühe können wir in dem Schilfdickicht wenden und es geht wieder zurück. Wir wechseln aus dem Süßwasser – das Pe noch schnell für eine Haarwäsche genutzt hat – wieder ins salzige Meer und es geht weiter die Küste entlang. Die ruhigen Wetterverhältnisse nutze ich, um die Kamera auf dem vorderen Lukendeckel zu befestigen und filme die Reise nun aus „Fahrerperspektive“. Ein gutes Timing, denn das nächste Highlight ist eine Höhle in der Steilküste, in die wir mit den Booten hinein paddeln, danach durch ein großes Felsentor und zum Abschluss durch einen sehr engen Durchlass wieder in das offene Meer. Technisch nicht ganz ohne, besonders der Felsentunnel ist bei dem Auf und Ab der Dünung eine kleine Herausforderung. Wir müssen extra die Helme aufsetzen und ziehen uns mit den Händen durch die enge Öffnung.

Wir paddeln noch um eine kleine Landzunge, dann erreichen wir Cala Mitjana – den mittelgroßen Strand. Gleich daneben liegt Cala Mitjanetta – der kleine mittelgroße Strand…

Ein sehr schöner Lagerplatz, diesmal mit dem ungewohnten Komfort eines Dixi-Klos und Holzbänken mit Tisch unter Pinien. Hier bereiten wir gemeinsam das Dinner zu und lassen den Tag mit gutem Essen, Gesprächen und ausgesprochen kalten Temperaturen ausklingen.

13.04.2022

Nach einer kalten Nacht beginnt der Tag mit einem noch kälteren Morgen. Der Himmel ist zwar klar, aber die Sonne noch nicht über den Horizont geklettert und es braucht ein wenig Überwindung, um aus dem warmen Schlafsack zu klettern. Gefühlt hatten wir in der Nacht Temperaturen um den Gefrierpunkt, das mag aber auch an der hohen Luftfeuchtigkeit gelegen haben. Mit der üblichen Routine wird das Frühstück zubereitet und sobald die Sonne unseren Lagerplatz erreicht, steigen auch die Temperaturen auf ein angenehmes Maß. Wir haben keine Eile, weil eine Umrundung der Westspitze aufgrund der Wetterverhältnisse nicht möglich ist. Während wir packen erinnert uns Lucas daran, die Stirnlampen in griffweite zu halten. Eine weitere Höhlenerkundung steht an. Nach nur wenigen Minuten erreichen wir einen Höhleneingang. Lucas gibt uns ein paar Instruktionen, nachdem er gecheckt hat, ob eine Expedition in das Erdinnere überhaupt machbar ist. Dann Helm auf, Lampen an und auf zum Mittelpunkt der Erde. Etwas 50 Meter fahren wir in die Höhle hinein und müssen uns an einigen Abschnitten mit den Händen vorwärts ziehen, weil die Felswände für die Paddel zu eng stehen. Etwas weiter öffnet sich der Tunnel zu einer großen Höhle, deren hinterer Teil durch Berge von Posidonia leider versperrt ist. Es stinkt heftig nach verrottenden Pflanzen und es ist ein merkwürdiges Gefühl tief im Inneren des Berges durch den Dunst zu paddeln. Wir drehen also wieder um und freuen uns über das warme Sonnenlicht. Eine halbe Stunde später erreichen wir Cala Caldana, ein kleines touristisches Örtchen, in dem wir uns einen Kaffee und Cappuccino gönnen, nachdem wir uns wieder einmal umgezogen haben. Wir nutzen die Gelegenheit, um in einem kleinen Supermarkt unsere Wasservorräte aufzustocken und ein paar frische Lebensmittel zu kaufen. Ich kann nicht widerstehen und lege drei Dosen Bier in meinen Einkaufskorb.

Den nächsten Mittagsstop zum Lunch machen wir am Cala Macarietta. Eine ungewohnte Umgebung, weil sich hier eine Menge Leute tummeln, um den sonnigen Samstag am Strand zu genießen. Auch mit Zuschauern lassen wir uns Lucas` Quinoa-Salat mit Käse, Salami und Sobrasada schmecken, anschließend nutzen wir den großartigen Strand für ein kurzes – sehr kurzes – Bad im Meer. Das Ziel unserer heutigen Etappe ist aber Cala Talaier und auch hier treffen wir auf einen belebten Strand. Ein paar Jugendliche haben ein Netz aufgespannt und spielen Beach-Volleyball. Kurz darauf trifft eine weitere Gruppen Jugendlicher ein, die ihre Decken ausbreiten, eine Soundbox aufdrehen uns chillen. Natürlich ist uns klar, dass wir uns an einem öffentlichen Strand befinden, trotzdem fühlen wir uns ein wenig gestört, weil wir den Strand nicht wie gewohnt für uns allein haben. Ich bin froh, dass wir die Tour nicht im Sommer gebucht haben, wenn hier ein Sonnenschirm neben dem anderen steht. Wir üben uns also in Geduld und warten ab, bis sich der Spuk pünktlich zum Sonnenuntergang wieder in Luft auflöst. Während wir das Tarp aufstellen und das Lager herrichten kümmert sich Lucas um das Dinner. Pe fühlt sich nicht richtig wohl und möchte im Schlafsack bleiben, also geben wir Männer uns Mühe und schaffen den ganzen Topf mit chinesischen Glasnudeln, Zucchini, Möhren Zwiebeln und den Wein auch allein. Morgen ist unser letzter Paddeltag und ich hoffe, dass Pe ihn noch einmal richtig genießen kann. Der Abend klingt mit einem langen Männergespräch über Politik, den Umgang mit der Natur, und die Blödheit der Menschen aus. Schon erstaunlich, was man mit ein paar Brocken Schulenglisch so alles mitteilen kann.

14.04.2019

Unser letzter ganzer Paddeltag beginnt mit bedecktem Himmel und der Hoffnung auf Sonne, damit unsere klammen Sachen und Schlafsäcke trocknen können. Heute Nacht ist es wieder sehr nass gewesen. Scheinbar bin ich heute sehr früh dran. Es ist noch dämmrig und ich mache einen Spaziergang zum „Klo“ und auf die Klippen hinauf. Langsam kann man die Sonne erahnen und ich freue mich auf die ersten warmen Strahlen. Das Frühstück wird langsam merklich karger, der Proviant und die Reise gehen dem Ende zu. Wir lassen uns viel Zeit, da wir kein festes Ziel vor Augen haben und die Südküste einfach zurückpaddeln müssen. Es gibt viele gute Möglichkeiten und Stellen, an denen wir uns von Didac abholen lassen können. Das bedeutet auch, dass Pe jederzeit aussteigen kann, wenn sich die Seekrankheit wieder bemerkbar macht. Auch das Packen geht mittlerweile deutlich schneller: das morgendliche Tetris-Spiel fällt aus, weil nun jede Menge Platz in unseren Luken ist. Wir starten unsere Tour gen Westen und machen einen Abstecher nach Son Saura, dem letzten schönen Strand, bevor die Touristenburgen der Westküste beginnen, laut Lucas haben wir damit jede sehenswerte Bucht Menorcas besucht. Danach geht es mit Wellengang und Rückenwind zurück entlang der Südküste und eine Stunde später machen wir eine Obstpause. Es ist nun wieder sonnig und warm, was man auch deutlich an den bevölkerten Stränden merkt. Die Einheimischen nutzen den Sonntag für ein Picknick am Strand. Es ist herrlich durch das türkisblaue, klare Meer zu paddeln und auch Pe wird verschont und kann die Tour so richtig genießen. Wir durchfahren noch einmal das „römische“ Tor und schlängeln uns durch die Klippen vor der Steilküste, um es etwas spannender zu machen. Lunch gibt es heute am Cala Trebalùger. Es gibt nur wenig Schatten und wir drängen uns unter die Zweige einer Pinie währen Lucas den Salat zubereitet und „heimlich“ und unbemerkt von den übrigen Strandgästen einen Kaffee kocht. Am Strand tummeln sich eine Menge Leute und es macht Spaß eine Gruppe von Cheerleadern zu beobachten, die in den Posidonia-Bergen ihre Choreografien üben. Unsere Endstation ist heute Cala Fustam, die Lieblingsbucht von Lucas. Und er hat Recht, es ist hier bildschön und bietet ein großartiges Ambiente für unseren letzten Lagerplatz. Lucas macht seinen täglichen Check und nach seiner Rückkehr setzen wir uns in die Sonne und genießen das Bier, das ich vor zwei Tagen n Galdana gekauft habe. Da die Bucht nur durch einen längeren Fußmarsch zu erreichen ist, sind wir hier an unserem letzten Abend völlig ungestört. Zum letzten Mal bauen wir das Tarp zwischen den Kajaks auf und bereiten das Abendessen vor: Gnocchi mit einer bunten Soße aus Allem, was in den Booten noch an Zutaten zu finden ist. Wein gibt es leider nur noch einen winzigen Rest, aber jeder Tropfen wird sorgsam durch Drei geteilt. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile im Schein der „Magic-Lamp“, dann geht es ab in den Schlafsack – auch zum letzten Mal.

15.04.2019

Der allerletzte Tag! Es ist kalt, aber wolkenlos. Ich steige auf die Klippen am Eingang zu unserer Bucht und warte dort oben auf die Sonne. Die Wartezeit vertreibe ich mir mit der Suche nach einem „Souvenir-Holz“ und finde auch tatsächlich die Wurzel eines Busches, von der Sorte die hier überall wachsen. Mal sehen, ob wie die auch im Koffer verpacken können. Es wird heute nicht mehr sehr anstrengend, aber Lucas hat angedeutet, dass er eine Idee für den perfekten Expeditionsabschluss hat. Wir sind gespannt. Eng wird es heute mit dem Morgenkaffe – die Gaskartusche ist fast vollständig leer, aber Lucas bringt doch noch einen Becher für jeden zustande. Notfalls hätten wir mit Feuerzeugen nachgeholfen. Wir lassen uns Zeit, bis die Sonne das Tarp getrocknet hat und packen wir zusammen. Dann beginnt die letzte Paddeltour unserer Reise. Wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein und türkisblaues Meer – am letzten Tag zeigt sich das Mittelmeer von seiner besten Seite. Es geht entlang der Südküste zurück und nach einer Stunde machen wir schon wieder Halt. Wir gehen im Hafen von Sankt Thomas von Bord – einem kleinen und gemütlichen Fischerdorf. Direkt am Strand liegt ein kleines Restaurant, dass trotz Nebensaison schon geöffnet hat und dem uns Lucas einen Tisch reserviert hat. Hier wollen wir zum Abschluss unserer Nura-Expedition gemeinsam essen. Eine schöne Idee, die wir gleich nutzen, um Lucas einzuladen. Ein kleines Dankeschön für die perfekte Organisation und die Begleitung. Erst einmal heißt es aber ausladen und Gepäck und Boote zu dem Parkplatz zu schleppen, an dem wir von Didac abgeholt werden. Der kann unsere Einladung leider nicht annehmen, da er seine kleine Tochter abholen muss. Auf der sonnigen, aber windigen Terrasse suchen wir uns einen Tisch mit direktem Blick auf das Meer und bestellen aller erst einmal ein kühles Bier. Mit dem dritten Bier gibt es dann auf Lucas` Empfehlung mehrere kleine Gerichte, die wir uns zu dritt teilen. Es gibt gegrillte Sardinen, marinierte Muscheln, verschiedene frittierte Meeresfrüchte und einige leckere, aber für uns undefinierbare Kleinigkeiten. Diesmal schmeckt es auch wirklich gut. Zum Abschluss lassen wir noch ein, zwei Runden Kaffee kommen – „Café solo largo“ wie der Profi sagt. Die Rechnung von gut 100,00 € übernehmen wir und ich glaube, Lucas nimmt die Einladung gerne an. Wir sind uns nicht sicher, ob es üblich ist dem Guide am ende der Tour ein Trinkgeld zu geben und überlegen uns, dem Mac Guyver Menorcas von zu Hause aus ein Paket mit einem scharfen Schweizer Messer als Dankeschön zu schicken. Das ist persönlicher und gefällt uns besser als ihm nachher 50,00 € in die Hand zu drücken. Pünktlich um 16:00 Uhr kommt Didac mit dem Karetta-Bus und dem Trailer angefahren. Unsere Koffer hat er auch schon dabei und schnell sortieren wir auf dem Parkplatz unser Gepäck auseinander. Die Boote bringen wir in das Karetta-Hauptquartier, eine Lagerhalle am Stadtrand, und setzen auch Lucas dort ab. Dann geht es ohne den Trailer in die engen Straßen der Innenstadt. Der Abschied ist kurz, aber herzlich. In der Stadt steigen wir genau dort aus, wo uns Didac vor acht Tagen aufgesammelt hat, und laufen die paar Schritte mit unseren Koffern zum Hotel. Dort stehen wir wieder vor verschlossenen Türen, fast ein Déjà-vu, und auch diesmal gibt es auf unser Klingeln keine Reaktion. Also versuch ich unseren alten Code und siehe da, wir stehen in der Eingangshalle. Ich will grade eine Whats App an Ignasi schreiben, da empfange ich im WLAN-Netz des Hotels selbst eine. Ignasi fragt, wann genau wir heute ankommen und teilt mit, dass wir ein Triple-Upgrade bekommen und das größte Doppelzimmer im ersten Stock nehmen sollen. Der Schlüssel steckt und wir sollen es uns gut gehen lassen. Wir freuen uns über die unerwartete Aufmerksamkeit und beziehen das wirklich sehr große und sehr schöne Zimmer. Eine schlichte Einrichtung, aber historische Steinfußböden, sehr hohe Räume und ein luxuriöses Badezimmer mit einer riesigen Dusche, die wir auch ausgiebig nutzen. Pe legt sich anschließend mit einem Buch auf das Bett und genießt die Ruhe, während ich mich auf die Suche nach einem Supermarkt mache um ein paar Kleinigkeiten und eine Flasche Wein für unser Abendessen besorgen. Das gibt es dann im Expetition-Style auf dem Fußboden des Hotelzimmers. Um 20:00 Uhr gehen wir nochmal raus auf die Straße, um ein gemütliches Abendbier zu trinken. Wieder fällt uns auf, wie unglaublich laut die Leute hier sind – oder es kommt uns nach den einsamen Strandnächten vielleicht auch nur so vor.

16.04.2019

Wir genießen das weiche Bett mit der bequemen Matratze und schlafen bis 08:30 Uhr aus. Obwohl wir uns beeilen und um 09:15 Uhr im Aufenthaltsraum erscheinen, sind wir die letzten Frühstücksgäste. Nur zwei einsame Gedecke sind bereitgestellt und Ignasi liest am Tresen seine Zeitung. Nach einer herzlichen Begrüßung müssen wir einen kurzen Abriss unserer Tour geben. Es stellt sich schnell heraus, dass wir nicht die letzten, sondern die einzigen Gäste sind. Daher wohl auch das kostenlose Zimmerupgrade, was der Freude darüber allerdings keinen Abbruch tut. Das Frühstück ist so anstrengend, dass wir nochmal eine Stunde nachschlafen müssen, dann machen wir uns aber auf in die Stadt. Hier kennen wir uns schon recht gut aus und weitere drei Tage in der Einkaufsstraße herumzulaufen ist uns zu langweilig. Unser Plan war es ja, einen Roller zu mieten, also schauen wir uns nach einem Anbieter um und finden auch schnell den von Ignasi empfohlenen Laden. Leider müssen wir uns von einer netten Dame erklären lassen, dass die Roller erst ab Mai versichert werden und ein Ausleihen in der Vorsaison nicht möglich ist. Nach der ersten Enttäuschung planen wir um und mieten stattdessen für die zwei Tage einen kleinen Fiat Panda. Damit können wir dann auch zum Flughafen fahren und sparen uns das Geld für das Taxi. In der Nähe des Flughafens gibt es eine Filiale und einen Shuttelservice zum Gate für Kunden, die ihren Leihwagen dort abgeben. Nach ein wenig Papierkram wird uns ein Autoschlüssel in die Hand gedrückt und wir bekommen eine grobe Wegbeschreibung zu unserem Auto. Irgendwo unten am Hafen links halten und auf einem der großen Parkplätze soll der Fiat stehen. Also machen wir uns auf den Weg und laufen dreimal die langen Reihen parkender Autos ab, finden unseres aber nicht. Zufällig läuft uns der Chef der Autovermietung über den Weg und wir sprechen ihn an. Hilfsbereit läuft er ein viertes Mal mit uns die Autoreihen ab und fährt uns mit seinem Auto sogar noch ein Stück den Hafen entlang – leider genauso erfolglos wie wir. Den gemieteten Fiat Panda finden wir nicht. Also geht es zurück zur Autovermietung und tauschen dort den Schlüssel – scheinbar hat niemand eine Ahnung, wo der erste Wagen steht. Das Auto, das wir nun bekommen, steht fast direkt vor der Haustür und wir wagen uns mit der Luxuskarosse in den Stadtverkehr von Mahòn. Unser erstes Ziel ist der Leuchtturm am Cap de Cavalleria, der nördlichste Punkt der Insel. Auf unserer Sightseeingtour mit Lucas konnten wir dort wegen einer Straßensperrung nicht hin. Wir laufen ein wenig herum und trinken gemütlich einen Kaffee vor einer traumhaften Kulisse mit blauem Himmel, noch blauerem Meer und dem strahlend weißen Leuchtturm. Danach geht es weiter nach Ciutadella, der zweitgrößten Stadt auf Menorca, und wir erreichen das Ziel nach gut zwanzig Minuten. Das Auto stellen wir in einer Gasse ab, nachdem wir hin und her überlegt haben, ob wir die blauen oder die gelben Parkflächen nutzen müssen. Es geht zu Fuß durch die kleinen, mittelalterlichen Gassen der Innenstadt. Wir stöbern in kleinen Geschäften nach Geschenken, werden aber nicht so recht fündig und irgendwelche billigen Souvenirs sollen es ja auch nicht sein. Zwischendurch essen wir einen kleinen Salat in einem Straßencafé und trinken ein Estrella. Um kurz vor sieben machen wir uns auf den Weg zurück nach Mahòn und halten am Binipreu, einem großen Supermarkt. Dort wird für unser Abendessen eingekauft: wieder ganz im Stil unserer Expedition besorgen wir Berberichos, verschiedene Sorten Miesmuscheln aus der Dose, Tomaten, Sobrasada, Käse, Wein, Oliven… Das Ganze gibt es dann später beim Hotelzimmerpicknick. Eigentlich fehlen nur das Tarp und das Rauschen der Wellen. Nach dem Essen wird noch eine Seite gelesen, dann legen wir uns aufs Ohr.

17.04.2019

Auch heute kommen wir wieder zeitig aus dem Bett damit Ignasi nicht so lange mit dem Frühstück auf uns warten muss. Unser Tagesplan sieht vor, dass wir mit dem Leihwagen noch einige der Hotspots abfahren, die wir in den vergangenen Tagen vom Wasser aus gesehen haben. Zuerst mach wir uns auf den Weg nach Es Grau, einem kleinen, sehr ursprünglichen Dörfchen, das auch in den Reiseführern immer besonders hervorgehoben wird – und wir werden nicht enttäuscht. Gemütlich schlendern wir durch die kleinen weißen Gässchen und genießen den Sonnenschein. Direkt am Strand macht grade ein kleines Café auf und wir gönnen uns einen leckeren Cappuccino im Schatten der urigen Bäume. Durch das Dorf und den Strand entlang führt auch wieder der Wanderweg Camino de Cavalles und nachdem wir unseren Rucksack mit den Resten des gestrigen Abendessens aus dem Auto geholt haben, laufen wir den Pfad an der Küste entlang. Die schöne Aussicht auf das blaue Meer entschädigt uns für das nicht ganz unanstrengende Auf und Ab. Hinter einer Klippe machen wir es uns im spärlichen Schatten gemütlich und essen den mitgebrachten Proviant. Anschließend laufen wir den Weg zurück zum Auto und unser nächstes Ziel ist der Wehrturm am Torre des Fornells, den wir während der Kajaktour aufgrund des Platzregens nicht besichtigen konnten. Aber auch diesmal haben wir kein Glück, der Turm ist leider geschlossen. Nach einem Bier und einem Glas Wein in einer kleinen Straßenbar fahren wir zurück zum Hotel Hevresàck und ruhen uns ein wenig aus. Den letzten Abend wollen wir nun endlich mit einem schönen Essen in dem scheinbar immer geschlossenen Restaurant am Hafen feiern. Wir vergewissern uns noch einmal im Internet, dass heute Abend auch wirklich geöffnet ist, und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Hafen. Dort hat heute eine Karavelle angelegt – ein Nachbau des Schiffes, mit dem Magellan die Welt umrundet hat. Wir erreichen das Restaurant „Sa Taverna d`es Portes“ und werden nicht enttäuscht. Der Kellner weist uns einen sehr (!) kleinen Zweiertisch ganz am Ende des Restaurants neben der Theke zu. Wirklich der einzige Tisch, der noch unbesetzt bzw. noch nicht reserviert ist. Neben uns ist eine größere Tafel eingedeckt, an der scheinbar ein Familienessen stattfindet. Wir beginnen mit einer Flasche Wein und studieren die Karte. So besonders groß ist das Angebot nicht, aber wir wollen etwas Neues ausprobieren und Pe bestellt sich frittierte Seeanemonen – so ziemlich das kostspieligste Gericht auf der Karte. Dazu gibt es geröstetes Brot, Muscheln und Tapas. Alle Gerichte werden fast zeitgleich serviert und der kleine Tisch bietet fast kaum noch Platz zum Essen. Stilvoll steht der Wein in einem Kühler daneben, dafür sind die Seeanemonen ein wenig lieblos angerichtet: kleine krustige Dinger mit einer Scheibe Zitrone. Neugierig kosten wir vorsichtig und sind uns gleich einig: das bracht man nicht ein zweites Mal. Viel Eigengeschmack haben die frittierten Kugeln nicht; etwas fettig, leicht meerig-salzig und eine merkwürdige, schleimige Konsistenz im inneren der Teighülle. Der Rest ist lecker, aber nichts besonders Außergewöhnliches. Die menorcinische Küche werden wir jedenfalls nicht vermissen. Trotzdem genießen wir das Ambiente und zahlen am Schluss den stolzen Preis ohne schlechtes Gewissen.

18.04.2019

Der Tag der Abreise. Ein letztes Frühstück, diesmal wieder in Gesellschaft anderer Hotelgäste. Danach verabschiedet uns Ignasi herzlich, nachdem er abgerechnet und uns zum fünften Mal gebeten hat auf booking.com eine gute Bewertung zu hinterlassen. Ein Gefallen, den wir ihm gerne tun werden. Wir laden das Gepäck in den Leihwagen und machen uns auf den Weg in Richtung Flughafen. Da wir gestern die Strecke schon auskundschaften konnten finden wir uns gut zurecht und sind pünktlich um 10:30 Uhr am Office der Leihwagenfirma. Die Rückgabe ist fix erledigt und völlig unkompliziert – ein kurzer Rundgang um den Wagen, Kontrolle der Benzinfüllung und ein wenig Schriftkram – dann bringt uns ein junger Mann mit unseren Koffern zum Flughafen. Hier haben wir nun eine ganze Weile Zeit bis der Schalter zum Check-In öffnet. Trotz der Osterferien ist wenig los und uns wird ein wenig langweilig. Der Rückflug verläuft ohne besondere Ereignisse und wir landen pünktlich in Berlin-Tegel. Der Zug nach Hannover fährt um 18:00 Uhr und so haben wir viel Zeit, um mit dem Shuttlebus zum Bahnhof zu fahren. Diesmal sind unsere reservierten Plätze auch frei, allerdings sind es die Einzigen in diesem Wagon, die nicht von einer Jugendgruppe gebucht wurden. Die Truppe hat grade eine Konfirmationsfreizeit in Berlin beendet und wir sitzen zusammen mit dem Betreuer an einem Tisch. Pe unterhält sich angeregt, während ich meine Nase in mein Buch stecke. Die Konversation mit dem sehr redseligen gegenüber ist mir zu anstrengend. Auch die Bahnfahrt verläuft ohne Probleme und wir erreichen den Hauptbahnhof Hannover um 20:30 Uhr, wo wir – wie verabredet – von Jarek in Empfang genommen werden.

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